Montag, 3. August 2009

Laos – Eine Fahrt auf dem Mekong -2-

Massagen, Moskitos und Marihuana

So hieß es also, Prioritäten zu setzen. Wir folgten einem vielleicht gerade erwachsenen jungen Mann, der uns Gras und ein billiges Zimmer zum Übernachten versprach. Im Zimmer angekommen stellte sich heraus, dass es sich eher um einen kleinen Drogenumschlagplatz als eine Übernachtungsstätte handelte, was sich wohl auch im Preis widerspiegelte. Die Nacht pro Person kostete $ 1, eine Handvoll Gras gab es für $ 5. Beides eigentlich ein guter Deal. Doch um Überraschungen vorzubeugen, entschlossen wir uns, nachdem wir das Gras gekauft hatten, eine andere Unterkunft zu suchen und auf den einen Dollar zu scheißen. So trafen wir in unserem neuen kleinen Dschungelhotel in Halbdunkelheit auf einen anderen Mitreisenden vom Boot, dem ähnliches widerfuhr und der jetzt vor seinem Dealer floh, weil dieser sich als alles andere als nett herausstellte. Um Punkt 22 Uhr wurde in dem ganzen Dorf der Strom schlagartig abgestellt, und auch die letzten paar Lichter im Hotel und auf der sandigen Hauptstraße verschwanden. Netterweise hatte uns das Hotel präventiv mit ein paar Kerzen im Zimmer ausgestattet und so rauchten wir bei Kerzenlicht leckere grüne, laotische Medizin, hörten Musik vom Handy und philosphierten über Weltgeschehen und die kleinen Dinge des Lebens. Viel mehr braucht ein Mensch doch eigentlich gar nicht zum Glücklichsein. Und mit dem ständig wiederkehrenden Gedanken, dass wir jetzt mehrere Tagesmärsche vom nächsten Ort oder noch viel weiter von der nächsten konsularischen Vertretung im Notfall entfernt sind, bereiteten wir uns auf den zweiten Tag auf unsere strapaziöse Bootsfahrt auf dem Mekong vor.
Ohne jegliche weitere womöglich böse Überraschungen ging es am nächsten Morgen mit einem neuen Boot weiter. Und das sah sogar ein wenig besser aus als das vom Vortag. Jeder hatte einen richtigen Sitzplatz, denn es hatte sich ein wenig geleert … nicht etwa weil der eine oder andere womöglich gekidnappt worden wäre, sondern weil sich einige Reisende entschieden hatten, eins der Schnellboote zu nehmen, um sich diese lange, langsame Bootsfahrt zu verkürzen. So auch unser amerikanischer Freund vom Vorabend. Und tatsächlich, wenige Minuten nachdem wir in unserem langsamen Boot ablegten und langsam auf dem Mekong Richtung Luang Prabang tuckerten, überholte er uns mit Helm ausgestattet und raste an uns vorbei, fast schon so, als ob er über dem Wasserspiegel schwebte. Ich dachte dabei an den niedrigen Wasserstand und die herausragenden Felsklippen. Er hat bestimmt einen erfahrenen Kapitän …
Wir genossen auf eher besinnliche Weise die Natur und Gesellschaft der anderen und sahen den Weg als Ziel. Erwähnenswert ist sicherlich auch, dass die Passagiere an Bord ziemlich querbeet durch die Gesellschaft gingen, altersmässig ebenso alle vertreten waren und die meisten aus Nordamerika, Europa oder Australien stammten. Da gab es den amerikanischen Künstler, der neue Eindrücke suchte. Die jungen amerikanischen, britischen und deutschen Studentinnen, die sich eine Auszeit vom Alltag nehmen wollten. Oder ein Paar aus der Schweiz, was den ganzen Weg nach Laos mit dem Fahrrad gefahren ist! Einige waren schon seit über einem Jahr auf Reisen. Man hat den Eindruck, sobald die gesellschaftlichen Masken und Kostüme fallen gelassen werden und eine Gruppe Menschen sich dem Motto der simplicity verschreibt, sieht man kaum noch Unterschiede und die meisten öffnen sich wie sie es in ihrer gewohnten Umgebung sicher nicht tun würden. Wieviel Gesellschaft als Ganzes, wieviel Regeln braucht der Mensch eigentlich? Eine herrliche Erfahrung auf jeden Fall waren die einzelnen Momente dieser eher anarchisch anhauchenden Gruppe von Menschen, die zusammen auf diesem Boot zwei Tage ihres Lebens intensiv verbrachten. Wir saßen halt alle im gleichen Boot…
Am frühen Abend des zweiten Tages, diesmal noch vor Sonnenuntergang, trafen wir an unserem Zielort der nächsten Tage ein, Luang Prabang.

Mit einem atemberaubenden Wasserfall und Höhlen in der Umgebung ist es ein besinnlicher Ort. Und obwohl Luang Prabang eine der größten Städte Laos‘ ist, sind auch hier die Straßen frei von Autoverkehr und eher von Fahrradfahrern und Fußgängern dominiert. Letztlich ist Laos mit gut 6 Millionen Einwohnern auch nicht gerade ein Einwohner reiches Land und 80% der Fläche sind bergig. Ein Unterschied wird einem aber sofort bei einem abendlichen Besuch eines lokalen Nachtmarktes in Luang Prabang im Gegensatz zu dem in Thailand bewusst: Obwohl mit Menschen belebt, ist es extrem ruhig auf den Straßen und jeder zehnte Stand verkauft im Grunde das gleiche. Souvenirs für Ausländer kommen auch im Bauernstaat Laos alle aus der gleichen Fabrik …

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