Montag, 29. Juni 2009

Doktor-Hanfs Patienten Ecke – 2

Lars Scheimann, alias „Doktor-Hanf“, leidet seit frühester Jugend unter ADHS und Tourette. Er ist einer der ersten Patienten in Deutschland, denen natürliches Cannabis, importiert aus den Niederlanden, genehmigt wurde, weil die Einnahme von künstlich hergestelltem THC (Dronabinol) nachweislich keinerlei Therapie-Erfolge erzielte. Lars lebt, seit er Gras aus der Apotheke erhält, fast beschwerdefrei. So er nun Zeit gefunden, unseren LeserInnen aus seinem Patienten-Alltag sowie seine Erlebnisse als Cannabis-Patient zu schildern.

Eine Erlaubnis macht die Runde

Sicher habt Ihr es schon gehört. Seit Anfang des Jahres dürfen einige Patienten, darunter meine Wenigkeit, Cannabis zu medizinischen Zwecken nutzen. Der Weg dort hin war ziemlich beschwerlich, aber am Ende hat es ja doch geklappt. Nachdem der ganze Bürokratenwahnsinn nun endlich ein Ende fand, nahm ich meine Erlaubnis und konnte gar nicht fassen, was ich da in den Händen hielt. Cannabis aus der Apotheke. Nein besser, Cannabis in Deutschland aus einer deutschen Apotheke?! Fragen kamen auf: Wo kann ich? Wie kann ich? Und – Moment mal! Was ist, wenn man es bei mir findet?

Da ich ein Mann der Taten bin und nie gerne darüber lange nachdenken möchte, was im Zweifelsfall passieren könnte, rief ich dann bei unserer örtlichen Polizeidienststelle an, um die Sache gleich zu klären.
Polizei: „Guten Tag, hier spricht die Polizei, was kann ich für Sie tun?“
Lars: „Ja, Tag auch… ich hab da mal ‚ne Frage…“
(Stille umgab meine Gedanken, was soll ich dem denn jetzt sagen?)
Lars: „Herr Wachtmeister, ich habe da eine Erlaubnis“
Polizei: „Was für eine Erlaubnis?“
Lars: „Ich darf Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumieren.“
Polizei: „Ja klar… (und lachte) Kommen Sie doch mal rein mit Ihrer Erlaubnis, dann gucken wir uns mal die Erlaubnis an“

Gesagt getan. „Schatz“, rief ich. „Wir müssen zur Polizei. Mach mal ein bisschen schneller im Badezimmer. Die wollen meine Erlaubnis sehen.“ Schatz und ich fuhren zur Polizei. Und da standen Sie schon. Unberührt von dem, was da jetzt wohl kommen möge, zückte ich sie – meine Erlaubnis und die drei Blätter hinterließen Eindruck. Soviel Eindruck und Respekt wie ich nie erwartet hätte. Das hatten die Wachtmeister zuvor noch nie gesehen. Man beriet sich eine Weile. Faxte die Erlaubnis zum Hauptkommissariat und wünschte mir tatsächlich alles Gute. Ich solle mir keine Sorgen machen, wäre ja amtlich und so weiter. Dennoch soll ich es nicht zu öffentlich machen, riet man mir.
Nachdem wir das erledigt hatten, ging es dann in die Apotheke. Der Apotheker übergab mir meine Medizin in einem gelb weißen Döschen. 5 Gramm Cannabis. Der Preis? 75 Euro. Mit Freude im Herzen über die Art der Beschaffung, und mit Ärger über den doch sehr hohen Preis beschloss ich, nun erst mal eine zu rauchen, da ich spürte, das ich unruhig wurde und meine Tics vermehrt zunahmen. Ich begab mich in eine Bäckerei, die einen Raucherraum zur Verfügung stellte, dann fragte ich den Besitzer, ob es okay sei, wenn ich hier mein Medikament konsumiere und zeigte ihm – na was schon? Meine Erlaubnis! Es war schon ein mulmiges Gefühl da zwischen allen Rauchern zu sitzen und was ganz anderes zu rauchen. Aber soll ich euch was sagen. Bis jetzt sind fünf Monate vergangen. Niemand hat mich bisher darauf angesprochen. Die, die es kennen, lächeln, die, die es nicht kennen, merken es überhaupt nicht. Niemand ist bisher dabei gewesen, der nur eine negative Bemerkung darüber verlor. Einige sagen, sie hätten es schon immer gewusst. Sie hätten immer gewusst, welchen positiven Nutzen Cannabis für kranke Menschen hat. Meistens sind es die, die vorher immer dagegen waren – komisch oder?!

Da kann man mal sehen, welche Auswirkungen ein solches Blatt Papier mit Stempel hat. Ich genieße es und es geht mir gut. Ich möchte mich an dieser Stelle bei denen bedanken, die mich in Ruhe gelassen haben und denen Mut zusprechen, die dabei sind eine Erlaubnis zu beantragen.

Euer
DOKTOR HANF

Mehr zum Thema: www.doktor-hanf.de

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