Montag, 9. März 2009

Feuer auf Sabine Bätzing

Die erfolglosen Kampagnen der DrogenbeauftragtenDie Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, wie auch ihre Vorgängerin, Marion Caspers-Merk, zeitigten bis anhin eine hohe Medienpräsenz und nutzten diese auch stets um auf Probleme bezüglich des Cannabiskonsums und des übermäßigen Konsums von Alkohol aufmerksam zu machen, ja sie inszenierten richtige Kampagnen. Diese waren jedoch selten von Erfolg gekrönt – ja im Gegenteil, in Folge der Kampagnen kam es zu Schadens­mehrungen und nicht zu einer Schadensminderung.

Kampagne gegen das Kiffen hat ihren Zweck verfehlt

In den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten etwa 15% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (12- bis 25-Jährige) in ihrem Leben mindestens einmal Cannabis konsumiert. In den 90er Jahre stieg der Anteil der Cannabiskonsumenten in dieser Altersstufe stetig an und lag an der Jahrtausendwende bei über 20%. Dieser Anstieg veranlasste die damalige Drogenbeauftragte Marion Caspers-Merk kurz nach der Jahrtausendwende eine gewaltige Medienkampagne gegen das Kiffen zu initialisieren. Dennoch stieg der Anteil der mit Cannabis erfahrenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf über 30% im Jahr 2004 und sank danach leicht auf 28% im Jahr 2008. Die Zahl der regelmäßigen Cannabiskonsumenten (mindestens zehnmal im letzten Jahr geraucht) stiegt übrigens in den 90er Jahren nicht an, sondern ist von gut 4% auf etwa 3% gesunken, was in der Medienkampagne der Drogenbeauftragte selten und nur am Rande erwähnt wurde. Auch im neuen Jahrtausend ist die Zahl der regelmäßigen Konsumenten rückläufig. Hingegen ist die Zahl der bis 29-Jährigen, die in Beratungsstellen wegen ihres Cannabisproblems betreut wurden, von 8.403 Personen im Jahr 2001 auf 21.445 Personen im Jahr 2006 deutlich gestiegen, was einer Zunahme um 155% innerhalb von sechs Jahren entspricht. Die Kampagne der Drogenbeauftragten Caspers-Merk gegen das Kiffen hat somit keinen Beitrag zur Schadensminderung geleistet und verfehlte somit ihren Zweck.

Kampagnen gegen das Saufen haben ihren Zweck verfehlt

Begleitet von einer gigantischen Medienkampagne durch die Drogenbeauftragte Caspers-Merk wurde im Jahr 2004 die Sondersteuer auf spirituosenhaltige Süßgetränke (Alkopops) eingeführt, da fast 30% der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal im Monat Alkopops getrunken hatten. Im Jahr 2008 waren es keine 10% mehr. Dennoch kann man die Einführung der Sondersteuer auf Alkopops nicht als Erfolg werten, da die Jugendlichen sich einfach die Spirituosen pur besorgten und bei Bedarf selbst mit Süßgetränken mischten. Der regelmäßige Alkoholkonsum (mindestens einmal wöchentlich) war jedenfalls drei Jahre nach Einführung der Sondersteuer in dieser Altersgruppe genauso groß gewesen wie zuvor und das Binge-Trinken (innerhalb des letzten Monats vor der Befragung) hatte sogar um 3% zugenommen.Im Dezember 2005 wurde Sabine Bätzing Bundesdrogenbeauftragte und löste Marion Caspers-Merk im Amt ab. Sabine Bätzing weist eine hohe Medienpräsenz auf und nutzt diese auch stets um auf Probleme bezüglich des übermäßigen Konsums von Alkohol aufmerksam zu machen. Sie wettert gegen Alkoholwerbung, setzt sich für jugendliche Scheineinkäufer an Tankstellen und Supermärkten ein, um Verkäufer zu überführen, die Alkohol an Jugendliche verkaufen und mahnt die Erwachsenen, sie mögen doch gute Vorbilder für Kinder und Jugendliche im maßvollen Trinken sein. Doch die Mahnungen von Sabine Bätzing stoßen bei vielen weitgehend auf Ablehnung und lösen bei Jugendlichen eher Trotzreaktionen aus. Diese saufen immer mehr bis zum Umfallen.Im Jahr 2007 wurden 23.165 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär in einem Krankenhaus behandelt. Im Vergleich zum Jahr 2006 hat die Zahl um 20% zugenommen (19.500 Einlieferungen). Seit der ersten Erhebung im Jahr 2000, wo 9.500 Kinder und Jugendliche aufgrund einer Alkoholvergiftung eingeliefert werden mussten, ist diese Zahl jährlich stetig gestiegen. Zwischen 2000 und 2007 stieg die Zahl der Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen um 143% an.Weder die Kampagne von Marion Caspers-Merk gegen Alkopops noch die Kampagnen von Sabine Bätzing zur Eindämmung des Saufens bei Jugendlichen waren von Erfolg gekrönt – ganz im Gegenteil, die Zahl der akuten Vergiftungen bei Kindern und Jugendlichen durch übermäßigen Konsum von Alkohol ist massiv angestiegen. Die Kampagnen haben ihren Zweck verfehlt, da keine Schadensminderung, sondern eine Schadensmehrung eingetreten ist. Caspers-Merk (inzwischen Staatssekretärin) und Sabine Bätzing sollten einmal ihre Kampagnen auf Evidenz und Effizienz überprüfen und ihr Handeln überdenken, um Schaden vom Volk abzuwenden. Mit Verboten und repressiven Maßnahmen lassen sich offenbar diese Probleme nicht lösen.

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