Montag, 9. März 2009

Überall Gift

Blei, Cadmium und Quecksilber – von Hannover bis München

Seit den ersten Bleivergiftungen ist über ein Jahr vergangen und die politisch Verantwortlichen haben es fast geschafft, das heikle Thema durch Nichtstun und Totschweigen aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen. Jetzt aber schwappt anscheinend die zweite Schwermetallwelle durch die Republik- mit noch unabsehbaren Folgen: Der DHV (Deutscher Hanf Verband) meldete kurz vor Redaktionsschluss eine neue Serie von Vergiftungswarnungen. Bayrische Cannabiskonsumenten haben sich eine Bleivergiftung zugezogen, im Raum Celle bei Hannover ist jemand mit einer Quecksilbervergiftung nach Cannabiskonsum im Krankenhaus gelandet. Es gibt dort einen weiteren Betroffenen und im Krankenhaus abgegebenes Gras wurde nach Angaben des Opfers positiv auf Quecksilber getestet. Das ist aber noch nicht alles. Ein weiterer anonymer Informant des Hanf Verbandes aus Baden-Württemberg berichtet von einer Cadmium Vergiftung nach Konsum von Cannabis. Er steht im Kontakt mit Georg Wurth vom DHV, das Laborergebnis einer Grasprobe stand zu Redaktionsschluss noch aus. Der erste Hinweis erreichte den Hanf Verband von einem Konsumenten aus der Nähe von München, der sich mit Vergiftungssymptomen in Behandlung begeben hatte. Einem seiner Freunde aus dem Raum Regensburg, der das gleiche Gras geraucht hatte, wurden vom Hausarzt stark erhöhte Bleiwerte im Blut attestiert. Der Mann geht davon aus, dass das Material darüber hinaus erheblich verbreitet ist. Inzwischen hat der DHV Gewissheit, dass in einer Grasprobe des Betroffenen tatsächlich Blei enthalten war. Bei einem @home Test raten wir zu besonderer Vorsicht, sowie zum Tragen von Einweghandschuhen. Auch handelsübliche Blei-Schnelltests erkennen die Gefahr nicht ohne weiteres. Es wird vermutet, dass die Bleipartikel in einem weiteren Streckmittel eingekapselt sind. Die Partikel hinterlassen jedoch die typischen „Bleistiftstriche“, wenn man sie über Papier reibt. Es ist ebenso möglich, Proben mit dem Verweis „unbekannte Probe, bitte auf Bleigehalt testen“ an die Apotheke der Rheinischen Kliniken Viersen zu senden. Dort wird sie für einen Beitrag von 20,- Euro getestet.
Diese Vorgänge zeigen deutlich, dass wir uns in Sachen Konsumentenschutz immer noch auf mittelalterlichem Niveau bewegen. Frau Bätzing hat jüngst behauptet, Konsumenten seien bei uns entkriminalisiert. Wie kommt es dann, dass sich keiner traut, mit seinen gesundheitlichen Problemen an die Öffentlichkeit zu gehen? Ganz einfach: Aus Angst vor Repression. Denn, egal was unsere Drogenbeauftragte in ihrer Berliner Glaskuppel wahrnimmt, in weiten Teilen unserer Republik werden Kiffer intensiver verfolgt als noch vor fünf Jahren. Der Fund geringer Mengen, ja sogar der Besuch in einem niederländischen Coffeeshop, reicht mancher Orts, um ein Strafverfahren zu eröffnen. Auch hohe Geldstrafen oder gar Bewährungsstrafen wegen der angeblich straffreien „Geringen Menge“ häufen sich in einigen Bundesländern. Gerade Nordrhein-Westfalen, das unter seiner Rot-Grünen Regierung jahrelang als liberal galt, setzt immer mehr auf Repression gegen Konsumenten. Kein Wunder, dass sich in diesem Klima niemand traut, zuzugeben, ihr/ihm ginge es schlecht, weil man gekifft habe. Und so kommt es zu Szenen, die wirklich der Vergangenheit angehören sollten. Vergiftungsopfer trauen sich nicht zur Polizei, auch der Weg zum Arzt wird oft aus Angst zu spät angetreten, obwohl man seitens der Mediziner rein gar nichts zu befürchten hat. Ein Hanfkonsument muss elementares chemisches Wissen sowie eine Testmöglichkeit aufweisen, um sicher zu gehen, sich nicht zu vergiften. Oder selbst anbauen, was bei der derzeitigen Gesetzeslage immer den Besitz einer „Nicht Geringen Menge“ darstellt und somit sehr hart bestraft wird. Auch wenn man nachweisen kann, dass das ergärtnerte Weed ausschließlich dem eigenen Konsum dient, muss ein Richter für eine „Nicht Geringe Menge“ bestrafen. Das heißt fast immer Bewährungs- oder gar Haftstrafe. Von wegen entkriminalisiert.
Nur eine kontrollierte Abgabe unter strengsten Jugendschutzauflagen sowie eine Regelung zum Eigenanbau in kleinem Rahmen können Mafia und Giftmischern das Handwerk legen und einen echten Konsumentenschutz gewährleisten.
Mehr zum Thema:
www.hanfverband.de
www.drugscouts.de
www.grastest.de

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