Freitag, 23. Januar 2009

Internationaler Experten-Kongress der Caritas international vom 21.-23. Januar 2009

Eine interessante Konferenz haben Caritas international und die Berliner Alice-Salomon-Fachhochschule am 21.Januar auf die Beine gestellt. Es sollen die gegenwärtige Situation im Bereich der Drogennachfrage und die entsprechenden politischen Reaktionen beleuchtet werden. Zielsetzung ist es, die Ergebnissen der zehnjährigen Zusammenarbeit in Erfahrung zu bringen und zu diskutieren, um dadurch direkte Kenntnisse über die Arbeit der Partner, ihre erfolgreichen Projekte, Stärken wie auch Schwächen zu erlangen.

So kommt das Hilfswerk der deutschen Caritas zu folgendem Schluss: “Auf Grundlage dieser Zahlen und Entwicklungen muss konstatiert werden, dass das deklarierte Ziel der herrschenden Politik, eine “Welt ohne Drogen” zu schaffen, nicht erreicht wurde. Die “Null-Toleranz-Doktrin” in Bezug auf Drogen hat nicht die erhofften Ergebnisse gezeitigt. Im Gegenteil: Die seit Jahrzehnten betriebene Drogenpolitik war offensichtlich kontraproduktiv. … Diese neue Politik müsste anerkennen, dass Drogen Teil der gesellschaftlichen Realität sind. Es wird deshalb nicht gelingen, eine “Welt ohne Drogen” zu schaffen”. Vielmehr muss es darum gehen, einen für den Einzelnen und die Gesellschaft verträglichen Umgang mit Drogen zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen in zentralen Punkten die Weichen der Drogenpolitik neu gestellt werden: 1. Anerkennung und volle Respektierung der Menschenrechte von Konsumenten 2. Entkriminalisierung der Konsumenten 3. Entkriminalisierung der Kleinproduzenten/Kleinbauern … ” Auch die Alice Salomon Hochschule Berlin für Soziale Arbeit fordert eine radikale Wende in der Drogenpolitik. Neben Experten und Politikern aus Asien, Lateinamerika, Afrika und Europa, darunter auch hochrangige Vertreter aus den Haupterzeugerländern für Kokain (Kolumbien) und Opium (Afghanistan), war auch unsere Drogenbeauftragte der Bundesregierung am Start. Sabine Bätzing sagte in ihrem 25-minütigem Vortrag, es gehe darum, das Angebot und die Nachfrage nach harten Drogen zu reduzieren. Allerdings zeigt sie sich im anschliessenden Interview auch ungewöhnlich einsichtig: „Es wurde lange ein Krieg gegen die Drogen geführt, anstatt die Probleme zu verstehen, die hinter dem Konsum von Drogen stecken. … Und wir müssen versuchen, vor allen Dingen wirklich das Problem bei den Wurzeln zu packen. Und das ist nicht, einfach nur zu sagen, wir reißen die Drogenpflanzen raus oder wir bestrafen nun die Drogenhändler, sondern es geht hier darum, die Armut in diesen Ländern zu beseitigen. Dann wird es uns auch gelingen, den Drogenanbau zu reduzieren.“ Noch realistischer zeigt sie sich am Ende: „aber wir müssen davon ausgehen, dass es schwierig ist, wirklich eine vollständige Abstinenz vom Drogenkonsum zu erreichen, eine rauschfreie, eine drogenfreie Welt. Das wäre wirklich nur möglich zu einem sehr, sehr hohen Preis, der Einschränkung von Freiheitsrechten. Aber wir wollen dennoch eine deutliche Reduzierung von deren Verfügbarkeit, und wir wollen eine deutliche Reduzierung des Konsums, allerdings mit Mitteln der Kontrollen, der Aufklärung, der Stärkung von Lebenskompetenzen, nicht mit Mitteln des Zwangs und nicht mit missionarischem Eifer.“ Es scheint ein Umdenken stattzufinden …

Caritas International
Alice Salomon Hochschule Berlin – Pressemitteilung vom 15. Januar 2009
Deutschlandradio im Interview mit Sabine Bätzing

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