Montag, 4. August 2008

Rolys Silberscheiben des Monats August

Märtini Brös: The MB Factor
(poker flat recordings / rough trade)

Ich weiss noch, wie ich damals im Heidelberger “Normal” eine dieser legendären “Psychokitsch”-Nächte mit D-Man und Clé miterleben durfte. Zusammen mit Mike Vamp gründete Clé 1998 ein Projekt, was aus dem Martini Brothers DJ Team hervorging. Seit zehn Jahren versorgt uns “The Odd Couple” mit beispiellos anregenden Perlen elektronischer Musik. Ausgehend vom rohen Elektro-Funk der ersten Maxi “Material Love”, die 1998 auf Steve Bug’s Label Raw Elements erschien, spannt sich ein schillernder Bogen über zwei Alben und unzählige Singles bis heute. Nach dem charmant-lebendigen Elekro-Sound von “Pläy” (2002) und der gelungenen Symbiose aus Maschinenpark, Gitarrenhandwerk und Gesang auf “Love The Machines” (2004) erscheint nun das dritte Album “The MB Factor” als streng limitierte und nummerierte CD. Die mit 19 Tracks prall gefüllte Disc liefert einen sommerlichen Mix, bei der Material aus den Anfangstagen so gekonnt mit Neuem verknüpft wurde, daß in einem harmonischen Fluß zeitlos wirkt. Von reduzierten Techno-Tracks über deepe Electronica bis zu poppigen Hits umfasst das Märtini Klanguniversum vielschichtige Ausprägungen und begeistert vor allem mit “Dance Like It’s O.K” im fulminanten DJ Koze und Tease-Mix, “Love The Machine” (Robag Wruhme Mix) sowie sechs neuen Tracks und zwei exklusiven Versionen. Faszinierend frisches Jubiläumsalbum.


Lil Mama:
VYP – Voice Of The Young People
(jive records)

Rapperinnen, die die Vorsilbe “Lil” tragen gibt es wie Sand am Meer, doch im Gegensatz zu anderen jungen Rap-Ladies, die noch relativ verspielt (oder naiv) im Geschäft Fuß fassen wollen, ist Niatia Jessica Kirkland aka Lil Mama mit ihren erst 18 Jahren eine vielseitige Künstlerin, die singt, rappt und ihre eigenen Texte schreibt. Ihr Debüt-Album “VYP – Voice of the Young People” beschreibt die Einstellung einer jungen Frau, die trotz ihrer jungen Jahre schon einiges erfahren hat. Mit ihrer ersten Single “Lip Gloss” hat sie es gleich zu einer Nominierung bei den MTV Music Awards 2007 geschafft. Ihre neue Single “Shawty Get Loose”, produziert vom mehrfach für den Grammy nominierten T-Pain und dem neuen Prinz des R&B Chris Brown, sprengt in den USA gerade alle Verkaufszahlen und ist schon ein echter Partykracher. “G-Slide (Tourbus)” war der Song zum Film “How she move”, wurde im Trailer und der TV–Kampagne des Films verwendet und ist neben “Swim” mein Lieblingssong. Mit “Stand Up” wird es etwas gechillter, und Perlen wie “L.I.F.E.”, “College” (feat. Yirayah) und “Broken Pieces” bestechen mit schönen Beats, Melodien und Lyrics. Am Ende gibt es noch den Club-Bouncer “Pick It Up” und als Bonus Track den Dr.Luke Remix von Avril Lavignes “Girlfriend”.


Kimoe: Streben nach Glück
(skycap records)

Nachdem er anfangs in erster Linie durch Auftritte, Compilation-Beiträge und Kollaborationen auf sich aufmerksam machte, wurde er 2003 Teil der Reggae-Kombo Die Brandstifter. Zwei Jahre später startete er dann mit seiner ersten eigenen EP “Ein Neuer Morgen” durch. Es folgten zahlreiche Parallelveröffentlichungen wie Sampler- und Selection-Beiträge und Kollaborationen mit vielen Künstlern. Live überzeugte er als Support für Sean Paul, Culcha Candela, Turbulence, den Freestylers und auf unzähligen Konzerten und Festivals in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diesen Sommer veröffentlicht Kimoe nun sein Debüt-Album “Streben nach Glück”, und seine Lieder führen durch bunte Soundlandschaften, die in erster Linie von Reggae und Dancehall beeinflusst sind. Mir persönlich als Liebhaber komplexer Rhythmusstrukturen liegen die Riddims des Dancehall näher. So sind gute Songs wie “Kriegstreiberpolitik” und “Maskeraden” mit Mr.Reedoo aufgrund ihres sozialkritischen Textes schön inhaltsreich, doch meine “Highlights” sind neben der ersten Single-Auskopplung vor allem “Sternstunden Int.” (feat. Mal Élevé & El Condorsito), “Zu heiss” und “Frischer Wind” (feat. Dra-Q & Miss Flint). Zusammen mit seiner unverkennbaren Stimme und seinem durchdachten Songwriting schafft es Kimoe, einen eigenen Sound zu kreieren. Das Booklet beinhaltet übrigens neben der Spezialoptik die Texte und viele Fotos von dem Berliner Topfotografen Kike.

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