Mittwoch, 12. September 2007

„Geh’ ick nu’….. oder bleib ick nu?

Irjendwie muss man was tun“. Genau in demselben Zwiespalt wie Nina Hagen auf dem Treptower Rummel vor über 30 Jahren befinden sich viele potientielle HanfparadenbesucherInnen. Nur all zu verständlich sind die Argumente derer, die auch dieses Jahr lieber zu Hause bleiben, anstatt zu riskieren, am Alexanderplatz eine Körperkontrolle zu ertragen. Oder den Frust von Dauerrregen und überdimmensionaler Polizeipräsenz. So wie 2006. Oft höre ich Worte wie „bringt doch eh Nichts“, oder „Kommen doch sowieso nur Hippies, die den Durchschnittskiffer gar nicht represäntieren“.

Das mag ja sein, aber wo bitte sind die 100.000 geblieben, die noch vor zehn Jahren zum Brandenburger Tor kamen? Hat sich in Sachen Cannabis etwas verbessert ? Nein, das Gegenteil ist der Fall. Gibt es weniger Kiffer, Schmerzpatienten oder Opfer der restriktiven Hanfpolitik? Nein.
Gibt es andere Veranstaltungen oder Plattformen, die sich effektiver für die Legalisierung einsetzen? Nein. Finden die HanfliebhaberInnen hierzulande, dass alles in Ordnung ist, wie es ist? Nein. Gibt es Jahr für Jahr mehr Menschen, die aufgrund fragwürdiger Testmethoden und Bestimmungen ungerechtfertigterweise Führerschein und Arbeit verlieren? Definitiv ja.
Wo bleiben die alle? Es ist eigentlich ein Armutszeugnis der KifferInnen in Deutschland, dass sie sich so einfach von geringen Mengen befrieden oder restriktive Maßnahmen abschrecken lassen. Vielleicht ist ja auch die „ ich kann eh Nichts ändern“ Einstellung, die sogenannte Politikverdrossenheit, eben durch das selbstherrliche A- und Regieren von Politikern ausgelöst.
Und so lange nur Menschen auf die Hanfpade kommen, denen es sowieso egal, „geoutet“ zu werden wird sich nichts ändern. Das ist wie die „In den Schwanz beiß Katze“: Es ändert sich nichts, weil zu wenig Leute zur Parade kommen. Es kommen immer weniger, weil sich Nichts ändert“ Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen. Vor zehn Jahren glaubten viele aufgrund der frisch gewählten rot/grünen Bundesregierung an eine baldige Legalisierung, da war es nicht schwer mitzulaufen.
Sobald klar wurde, dass die SPD das Spiel während ihrer Legislaturperiode nicht mitspielen wird, wurde auch der Zuspruch für die Hanfparade geringer. Eigentlich sollte es umgekehrt sein, aber anscheinend sind Hänflinge leicht ruhig zu kriegen, wenn sie nicht sofort bekommen, was sie wollen. Der kurze Atem macht unglaubwürdig, nicht die Handvoll Verlorener, die seit 2005 jedes Jahr auf’s Neue einsam durch Berlin marschiert.
Ich werde auch dieses Jahr wieder auf die Hanfparade gehen. Egal, ob mir ein Staatsdiener in den Popo schaut oder einer der üblichen Verdächtigen volltrunken Redner ausbuht. Auch hier sollten wir einmal auf andere, erfolgreiche Protestbewegungen schauen: Um ein Ziel zu erreichen muss
nach Außen Zusammenhalt gezeigt werden. Auch das ein Grund, neben den bekannten finanziellen Problemen des Vereins, warum die Hanfparade immer kleiner wurde. Deshalb sollten sowohl Partei- als auch andere Symbole gern gesehen sein, so etwas spricht nur für eine breite Resonanz. Wenn man sich nicht einig ist, dass die Bewegung unterschiedlichste Menschen mit verschiedensten Meinungen, aber einem gemeinsamen Ziel zumindest für einen Tag einen kann, sollte man es besser bleiben lassen. Symbole hin oder her.
Jeder wie er will. Mit Fahne (Partei oder Alkohol), Kostüm, halbnackt, mit Plakat (tief oder hoch), mit Megaphon, ohne Alles, mit Kindern, egal: Hauptsache vor Ort.
Wo aber bitte sind all die Prominenten Hanffreunde? Mit Ausnahme von Herrn Ströbele wird sich auch dieses Jahr keiner blicken lassen, die kiffen lieber heimlich. Outen ist momentan gefährlich,
Klimaschutzforderungen sind da besser verkäuflich.
Wo bleiben Nina Hagen, Dietmar Bär, Moritz Bleibtreu, der Raab oder Uli Wickert,
um nur einige zu nennen? Setzen sich alle für sonstwas ein, suchen Superstars,die menschenunwürdige Siuation von Kiffern geht denen glatt am Gesäß vorbei. Obwohl sie selber kiffen.Weil selbst nicht von der Repression betroffen sind, also privilegiert.
Nur einer von denen würde der Hanfparade ein immenses Medieninteresse verschaffen- und damit die Chance für eine erfolgreiche Zukunft.
Viele junge Menschen wollen, dass Hanf legalisiert wird. Keiner möchte was für tun. Und am liebsten noch denen die Schuld geben, die was dafür tun. Wer nichts für die Legalisierung von Cannabis tut sollte auch nicht heulen, wenn sie/er eines Tages die volle Breitseite unseres Staates wegen einer Hanflapalie abbekommt.
Man kann als HanfgenießerIn sicher viele Dinge benennen, die während der letzten Paraden nicht perfekt waren, bestimmt aber keinen triftigen Grund, dieses Jahr nicht für eine Legalisierung zu demonstrieren. Es sei denn, man ist ein Freund der Hanfprohibition. Irjendwie muss man ja echt was tun, oder Nina?

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