Freitag, 29. Juni 2007

Cannatrade 2007 in Bern

Schweizer Hanfszene blüht trotz wachsender Repression

Madrid, Amsterdam, Barcelona, Bern: Angesichts der vielen Messen kommt der gemeine Hanfaktivist kaum noch zum Arbeiten. Wobei angemerkt werden muss, dass die Cannatrade in Bern auch dieses Jahr ein abschließendes Highlight am Hanfmessenhimmel darstellte. Auf dem 7000 Quadretmeter großen Expo Gelände hatten nicht nur Grow- Headshops und Großhändler die Möglichkeit, ihre Produkte anzupreisen, ein guter Teil der Ausstellungsfläche standen LegalisierungsaktivistInnen, dem Thema Medizinalhanf und den (Hanf)Medien zur Verfügung. Auch dem Themenbereich Nutzhanf wurde größte Aufmerksamkeit gewidmet, leider mussten die ausgestellten Nutzhanfpflanzen des Hanflehrpfades auf Geheiß der Polizei mit Lackfarbe angesprüht werden, um einem eventuellen Missbrauch vorzubeugen. Beim Deutschen Hanfverband, PRO HANF (Schweiz) oder ENCOD konnten sich interessierte Besucher erst einmal zum Thema informieren bevor der Rundgang in Richtung Grow- und Rauchzubehör führte. Im Paraphenalien Bereich fallen sofort die mittlerweile zahlreich vertretenen Hersteller der durchsichtigen Zellulose Papers ins Auge, allen voran Aleda. Sieht auch cool aus und schmeckt ordentlich, ob jedoch drei Euro für ein Paket Papers auf Dauer zum Umsteigen reizen sei dahingestellt. Zum Glück war der erste Tag ausschließlich Händlern und Journalisten vorbehalten. Ab dem zweiten Ausstellungstag wäre es schwierig geworden, einen Überblick zu gewinnen, da der Besucherandrang riesig war, vor der Halle und an den Ständen bildeten sich lange Schlangen.
Ebenfalls vor der Halle fand eine großartige Aktion besorgter Eltern statt: Bepackt mit Kreuzen und Plakaten wie „ Hanf tötet“ versuchte eine handvoll Fehlgeleiteter und Desinformierter, Wartende vom Fernbleiben zu überzeugen, jedoch ohne Erfolg. Leider hielt es keiner der Demonstrierenden für nötig, mit einem der AktivistInnen eine sachliche Diskussion zu führen oder sich gar mit dem Infomaterial der zahlreichen Stände zu beschäftigen. Immerhin wurde ihr Anliegen im Vorfeld der Messe, nämlich diese einfach zu verbieten, von der Stadt Bern abgelehnt.
Im Focus des Fachpublikums drinnen stand unter anderem die Weed Queen, ein vollautomatischer Mini Growkessel aus Bayern (!), bei dem neun Pflanzen unter einer 125 Watt Energiesparleuchte Platz finden. Das Gerät macht einen viel versprechenden Eindruck, in wie weit es praxistauglich ist wird unser Freund Henk in einer der nächsten Ausgaben berichten. Auch die Sagen umwobenen Plasma Lampen präsentierten sich zum ersten mal dem Publikum. Auf den ersten Blick erkennt man nur ein grelles, blaues Licht. Laut Herstellerangaben kann man mit einer 700 Watt Variante bis zu vier Quadratmetern beleuchten, angeblich werden alle Lichtspektren durch eine Lampe abgedeckt. Das benötigte Rotlicht für die Blüte sei für das Auge nicht erkennbar. Schau man sich aber ein wenig genauer auf der Herstellerseite um, so findet man eine Grafik, die besagt, dass Plasmalampen einen Bereich von 3500k bis 6400k abdecken. Also durchaus nicht den optimalen Bereich für blühende Pflanzen. Da der Produzent noch keine konkreten Ergebnisse bei der Pflanzenzucht mit den Plasma Lampen vorzeigen konnte, wird die Frage von Effektivität wohl erst in Zukunft bei ersten Feldversuchen geklärt. Beim Anschaffungspreis von über 3000 Euro für eine Lampe muss man auf zuverlässige Erfahrungswerte zurückgreifen können. GrowerInnen sollten nicht als Versuchskaninchen für Lampenhersteller herhalten müssen.
Auch die Filterspezialisten von Carbonactive.ch, früher unter Le Filtre bekannt, bieten Interessantes: mittlerweile gibt es die superleichten, kompakten Filter in allen gängigen Größen, von 200- 3000 m³. Wiegt ein herkömmlicher Filter bei einer Leistung von 3000m³ ungefähr 55 Kilogramm so ist der Carbonaktive mit schlappen 18 Kilos dabei- bei gleicher Lebensdauer, auch wird die Lüfterleistung bei den Leichtgewichten weniger als bei herkömmlichen Filtern beeinträchtigt. Unser Freund Henk in Amsterdam hat übrigens schon einen kleinen 400m³ Filter in seine Homebox eingebaut- bisher funktioniert das gute Stück einwandfrei.
Das Rahmenprogramm der diesjährigen Cannatrade hatte auch einiges zu bieten: Bei der Hanf Modeschau konnte sich das Publikum überzeugen, dass Hanfmode das Kartoffelsack Hippie Image endgültig abgelegt hat, es gab etliche Diskussionsrunden, Lesungen und Filmvorführungen zum Thema Hanf. Leider fiel die angekündigte Uraufführung des Films „ The last white Hope“ aus, abgesehen davon arbeiteten Organisatoren perfekt. Inspiriert von so viel Detailverliebtheit nahm es die Polizei am ersten Tag leider sehr genau mit der Schweizer Drogengesetzgebung und versuchte, das offizielle Kifferverot tatsächlich durchzusetzen. Es gab ein paar Anzeigen und Strafzettel, tags drauf hatten die Ordnungshüter ein Einsehen und ließen Besucher und Aussteller in Ruhe kiffen.
Leider konnte aufgrund der allzu fleißigen Gesetzeshüter der „Canna Swiss Cup“ nur als „Underground“ Wettbewerb durchgeführt werden: Einige Mutige verteilten heimlich Proben besten Schweizer Outdoor Grases und baten die Beschenkten im Gegenzug um eine Bewertung.
Bewertungskriterien waren Geschmack, Aussehen und Wirkung, leider fand sich niemand, die/der die Preise für die Gewinner abholen wollte. Ähnlich erging es dem Jointrollwettbewerb, an einem ansonsten leeren Stand konnte das Publikum seine selbst gerollten Kreationen abgeben. Diese wurden am letzten Messetag von einer Jury bewertet, auch hier musste der Sieger anonym bleiben.
Repression erzeugt Kreativität, das kann man vor allen in der Schweizer Hanfszene beobachten. Ein großes BigUp! an die Organisatoren der Cannatrade und alle eidgenössischen HanfaktivisInnen.
In Deutschland, einem Land, das mehr Kiffer als die Schweiz Einwohner hat, ist seit Jahren keine Hanfmesse mehr möglich, schade.
Die Cannatrade ist lebendiger als je zuvor – wir freuen uns schon auf nächstes Jahr.

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