Freitag, 29. Juni 2007

Umwelteinflüsse von Pflanzenschutzmittel

Vom richtigen Umgang mit legalen Giften

Ich denke es kann nicht schaden wenn ich mich mal mit einigen Worten zum Umgang mit Pflanzenschutzmitteln , im Folgenden PSM genannt, an euch wende. Was sind PSM überhaupt? PSM sind Stoffe die dazu bestimmt sind Pflanzen vor Schadorganismen zu schützen Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen zu schützen die Lebensvorgänge von Pflanzen zu beeinflussen, ohne ihrer
Ernährung zu dienen des weiteren gibt es noch Keinhemmer und Herbizide, welche ich
hier mal außen vor lasse weil sie unser Thema nicht betreffen und daher sowieso nicht angewandt werden. Was unterscheidet ein „biologisches PSM“ von einem „chemischen PSM“?
Grundsätzlich Nichts! Der Hersteller eines PSM darf es dann „biologisch“ nennen, wenn der Wirkstoff nicht synthetisiert wurde.*Biologische „PSM“ sind nicht grundlegend ungefährlicher für den Verbraucher als „chemische “!“Biologische PSM“ bauen sich nicht grundlegend schneller ab als „chemische PSM“!- „Chemische PSM“ sind nicht grundlegend giftiger, wirksamer oder gefährlicher in der Anwendung als „biologische “!
Worin unterscheiden sich PSM?
Ersteinmal in ihrer “Indikation gegen den Schadorganismus“ – sprich in ihrer Wirksamkeit gegen einen bestimmten Schaderreger Mensch unterteilt in Insektizide (gegen Insekten wirkender Wirkstoff)
– Akarizide (gegen Spinnentiere/Milben wirksamer Wirkstoff)
– Fungizide (gegen Pilze wirksamer wirkstoff)
– die anderen erläutere ich hier nicht, weil sie unser hiesiges Thema
nicht betreffen.
Diese drei „Wirkstoffklassen“ werden weiter unterschieden. Es wird unterschieden zwischen:
– systemisch wirkenden Mitteln (Mittel wird per den Saftstrom in der Pflanze transportiert)
– Kontaktmittel (Mittel wirkt bei direkten äusserlichen Kontakt auf den getroffenen Schaderreger)
– Atemgift (Mittel verdunstet von der Pflanzenoberfläche und schädigt die Atemorgane der Schaderreger)
– Fraßmittel (Mittel wirkt wenn es zusammen mit behandelten Pflanzenteilen vom Schadinsekt gefressen wird)
– Entwicklungshemmer (Mittel verhindert zB. das die Larve der Thripse zu einem ausgewachsenen Insekt heranwachsen kann)
Weiterhin wird in der Wirkungsart unterschieden nach
– Selektivwirkung (Mittel wirkt NUR gegen die angegebenen Schaderreger)
– Breitenwirkung/Totalwirkung (Mittel wirkt gegen alle Arten einer
Gattung. ZB. gegen alle Insekten)
– Protektivwirkung (Mittel wirkt nur vorbeugend gegen einen möglcihen
Befall, aber nicht mehr nach Befallseintritt)
– Kurativwirkung (Mittel wirkt heilend – Anwendung bei vorhandenem
Befall)
Weiter wird unterscheiden nach der Wirkzeit, in
– Sofortwirkung (Mittel wirkt sofort nach dem ausbringen für kurze Zeit)
– Dauerwirkung (Mittel beginnt langsam zu wirken, die Wirkung hällt
jedoch lange vor)
Ein systemisches Insektizid, kann zum Beispiel ein kuratives Prepärat
mit Dauerwirkung sein.Es gibt zB. aber auch kurative Kontakt-Fungizide mit Dauer- und Totalwirkung. Daher ist immer besonders darauf zu achten, dass ein gewähltes PSM auch dem gewünschten Einsatzzweck in seiner Wirkweise entspricht!
Wann sollte ich überhaupt ein PSM anwenden? Es wird immer erst dann zu einem PSM gegriffen wenn:
– die Indikation vorhanden ist. Also zweifelsfrei feststeht, dass die Schadensursache parasitär von Schadorganismen hervorgerufen ist.
– zweifelsfrei feststeht, um welchen Schaderreger es sich konkret handelt.
– der zu erwartende Schaden durch die Schaderreger höher liegt als die Kosten und der Aufwand für eine Pflanzenschutzmassnahme (PSM, oder auch Einsatz von Nützlingen, Unkrautharken, befallene Blätter herausschneiden, die Pflanzen abwaschen – all das sind AUCH Pflanzenschutzmassnahmen!) Also die Wirtschaftliche Schadensgrenze überschritten ist was im Fall von Hanfbauern immer der Fall sein dürfte.
– mechanische Pflanzenschutzmassnahmen wie das Absammeln der Schaderreger auf Grund ihrer Anzahl nicht den gewünschten Effekt erbringen kann
Welches PSM soll ich den nun kaufen und anwenden?
Die Frage lässt sich immer nur im Einzelfall klären. Lass Dich vom Fachverkäufer beraten. Das machen die Fachberater nicht nur gern, es ist sogar ihre gesetzliche Pflicht, JEDEN Käufer und Anwender von PSM zu beraten und aufzuklären. Ein Mittel das wirksam gegen den Schaderreger ist – kann auch sehr wirksam gegen den Anwender des PSM sein – daher – lasse Dich auf JEDEN Fall sachkundig beraten!
Wie genau wende ich ein spezielles PSM an?
Ob ein PSM gesprüht oder gespritzt (unterschiedliche Tröpfchengrösse), verdampft gegossen oder anderweitig eingesetzt wird entnehmt ihr immer der Packungsbeilage! Selbiges gilt für die Dosierung. Die anzumischende Dosis in Prozent gibt den Anteil des Handelspräperates in der Lösung an. NIEMALS den prozentualen Anteil des Wirkstoffs in der Lösung! Bei Mitteln die als Lösung gesprüht oder gespritzt werden, durch heufiges aufpumpen des Pumpsprühers möglichst immer mit recht hohen Betriebsdruck ausbringen!
Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung von PSM? Grundlegend gilt, egal welches Mittel angewendet wird, es werden immer langärmlige Kleider, wasserundurchlässiges Schuhwerk und vor allem Handschuhe getragen. Denn, die meisten PSM dringen durch die Haut bei Hautkontakt – in den Körper ein. Nur die wenigstens Mittel sind dazu gedacht, über die Atemwege zu wirken!
Bei weiterführenden Angaben zum Anwenderschutz in der Gebrauchsanweisung, diese unbedingt auch einhalten (z.B. Gasmaske, Schutzbrille)!
in geschlossenen Räumen unbedingt nur Produkte verwenden, die für die Anwendung in Haus und Kleingarten zugelassen sind (Label „HuK-Haus und Kleingarten“ auf der Packung!)
– egal welches Mittel in geschlossenen Räumen angewendet wird, darf während des Ausbringens des Mittels keine Ventilation im Raum vorhanden sein (Umluftventilatoren ganz abschalten – Ablüftung drosseln!)
– nach dem Ausbringen des Mittel soll der Raum für mindestens 24 Stunden nicht betreten werden.
– vor dem Wiederbetreten gründlich lüften und gegebenenfalls. Flächen, die mit dem Mittel in Kontakt gekommen sind (Fussböden, Wände, etc…), mit warmen Wasser abspülen.
– unmittelbar vor der Anwendung eines PSM nicht essen, nicht rauchen, nicht trinken. Auf gar keinen Fall Milchprodukte vor der Anwendung konsumieren, da sie die Aufnahme vieler PSM beschleunigen!
– während der Anwendung des PSM nicht essen, trinken, rauchen nicht mit den Händen im Gesicht oder durch die Haare wischen!
– nach der Anwendung Kleidung wechseln! Mindestens 60Minuten nicht essen, trinken, rauchen und keine Milchprodukte konsumieren!
– vor, während und nach der Anwendung von PSM keine FETTHALTIGEN Cremes auf der Haupt haben oder gar auftragen – sie würden die Aufnahme der Mittel begünstigen! Abbau und Anwendungszeiten von PSM?
Findet ihr in der Packungsbeilage. Der Begriff „Wartezeit“ beschreibt den Zeitraum zwischen der letzten Anwendung des Mittels und der Ernte/Weiterverarbeitung der Pflanzen.
Diesen Zeitraum immer unbedingt einhalten! Der Anwendungszeitraum ist die Zeitspanne in der ein Mittel nach der letzten Anwendung nicht mehr eingesetzt werden darf, weil ansonsten Schäden an der Pflanze oder für den Konsumenten zu erwarten sind. Hat ein Mittel einen Anwendungszeitraum von sieben Tagen – so darf das Mittel erst acht Tage nach der letzten Anwendung erneut angewandt werden!
Das Aufbewahren von PSM:
– Getrennt von Lebensmitteln, Futtermitteln, und Getränken
aufbewahren – unzugänglich für Kinder aufbewahren/verwahren!
– Niemals in andere Behältnisse umfüllen – Verwechslungsgefahr!
-Trocken und ordentlich/übersichtlich Lagern um Verwechslungen auszuschliesen.
Das Entsorgen von PSM:
PSM mit Gefahrenstoffhinweisen sind Sondermüll. Eine übrig gebliebene Menge angesetzter Sprühlösung darf NIEMALS ÜBER DIE KANALISATION entsorgt werden! Zum Beispiel reichen zehn Milliliter des Mittels „Apollo“ aus um sämtliche Bakterien und Mikroorganismen eines Klärwerkes abzutöten! Eine übrig gebliebene Menge angesetzter Sprühlösung wird auf die bereits behandelten Pflanzen aufgetragen! Ist dies nicht möglich wird die Lösung auf NICHTVERSIEGELTEN Flächen (Wiese,Beet) zehnfach mit Leitungswasser verdünnt, versprüht! Niemals Reste einer Lösung oder eines PSM auf versiegelte Flächen wie Gehwege, Parkplätze etc. geben, da sie vom Regen in die Kanalisation eingetragen werden. Wer PSM oder deren Lösungen direkt der Kanalisition zuführt begeht eine Straftat die mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren belangt wird. Ist ein Eintrag in das Grund- oder Oberflächenwasser nachweisbar kann das Millionen kosten! Die regionalen Pflanzenschutz- und Umweltämter verfolgen das sehr sehr sehr scharf und setzen das auch bis zum Ende durch – wenn Mensch denn erwischt werden sollte! Leere Verpackungen von PSM OHNE Gefahrenstoffsymbol, gründlich mit Wasser ausspühlen. Das Spühlwassser NICHT in die Kanalisation geben sondern – wie übrig gebliebene Lösungsreste auf Freiflächen versprühen. Erst dann den restentleerten Behälter in die Wertstoffsammlung geben.
Leere Verpackungen von PSM mit Gefahrenstoffsymbol sind NICHT auszuspülen, -sondern – so wie sie sind dem Sondermüll zuzuführen! Mit Geräten, die dazu verwendet wurden, PSM auszubringen – verfahrt ihr wie mit den Verpackungen der Mittel: -Ausspühlen und zehnfach verdünnt auf die bereits behandelten Pflanzen oder auf Freiflächen (Wiese) ausbringen!
Anmerkungen
– in den meisten Fällen sind „biologische PSM“, je nach Präperat und Wirkstoffgruppe, “gefährlicher” für den Anwender als „chemische PSM“. Beispielweise ist es leicht, sich eine chronische Vergiftung mit Azadirachtin (Wirkstoff aus dem Neemöl) einzufangen, wenn es regelmässig über einen längeren Zeitraum zB. in kurzärmligen Shirts auf die Pflanzen versprüht wird, da es so in kleinen Dosen über die Haut in den Körper eindringt und sich so langsam anreichert! Das bedeutet allerdings auch nicht, dass biologische PSM immer „gefährlich“ seien! Alle Mittel die frei Verkäuflich sind, wirken bei sachgerechter Anwendung NICHT schädlich auf den Anwender. Sachgerechte Anwendung schließt die grundlegenden Umgangsregeln mit PSM (siehe oben) absolut alle mit ein!
– Niemals zu Beginn einer Behandlung mit einen relativ schwach wirksamen Mittel starten und denken, „na wenns nicht hilft gebe ich noch was anderes“.Lieber gleich zu beginn der Behandlung ein sehr wirksames Kontaktmittel einsetzten um den Schädlingen gleich zu Beginn einen schweren Schlag zu versetzen. Eine Weiterbehandlung kann dann gut mit einem eher leichten systemisch wirkendem Mittel erfolgen.
– Niemals die angegebene Mindestdosis unterschreiten, um Resistenzbildung zu vermeiden!
– Niemals verschiedene Mittel eigenmächtig und ohne fachkundige Anweisung mischen oder nacheinander auftragen – Mischungen können phytotoxisch wirken und mehr schaden als nützen!
– Niemals erst ein PSM anwenden und danach Nützlinge ausbringen! Wenn überhaupt erst Nützlinge ausbringen und bei ausbleibender Wirkung auch diese, gemeinsam mit dem Schadorganismus, mit einem PSM abtöten!
– Nur bei relativ. niedrigen Temperaturen PSM ausbringen! Kein PSM ist für die Anwendung bei über 25°C zugelassen! Einige PSM verlieren bei zuviel Wärme ihre Wirksamkeit da sie zu schnell verdampfen/verdunsten/Abtrocknen. Andere PSM wirken zusammen mit Wärme stark phytotoxisch!
– Der mit riesigen Abstand „gefährlichste Moment“ im Umgang mit PSM stellt das Anmischen und Abfüllen der Lösung dar! Hierbei immer mindestens, festes wasserundurchlässiges Schuwerk, langärmlige Kleidung und Handschuhe (kein Gummi, da es von vielen PSM gelöst wird.Lieber Latex oder festes Gewebe!) tragen! Bei etwaigem Verschütten des PSM oder der Lösung sofort Lüften – erst dann mit reichlich Wasser aufwischen. Die aufgewischte Lösung dann eins zu zehn mit Wasser verdünnen und auf Freiflächen (Wiese) ausbringen. Das Wischwasser NIEMALS in die Kanalisation geben!
– bei ungewolltem Hautkontakt mit PSM, SOFORT mit reichlich Wasser spülen!
– PSM im Auge?
SOFORT mit reichlich Wasser spülen, Verpackung in die Tasche stecken und SOFORT den Notarzt rufen. Gleiches gilt für jeden anderweitigen „Unfall“ mit PSM!
Wichtig: Bei Verschlucken von PSM:
– NIEMALS erbrechen herbei führen!
– NIEMALS *Hausmittelchen* anwenden!
– NIEMALS Salzwasser geben um Erbrechen herbeizuführen.
– NIEMALS Wasser trinken um den Wirkstoff verdünnen zu wollen. Das würde die Aufnahme über den Darm beschleunigen!
– NIEMALS Kohletabletten einsetzen. Bei einigen PSM konzentriert sich so nur der Wirkstoff an entsprechender Stelle im Körper.
– Als Betroffener jede Anstrengung vermeiden. Hinlegen, Ruhebewahren, NICHT stehen, NICHT sitzen. EINFACH FLACH HINLEGEN!
– KEINE Schocklage! Evtl. stabile Seitenlage, NUR um die Atemwege freizuhalten!
– Als Hilfe leistender Selbstschutz beachten!
– Betroffenden und Hilfe leistende aus den Bereich wegbringen in dem das PSM angewendet wurde.
– Für Frischluft sorgen und Wärme meiden!
Ich wünsche aber jedem der das hier ließt – das sie/er die Tipps und Hinweise niemals selber braucht. Dem Einen oder der Anderen wird das hier sicher eine Hilfe sein können. Ein gutes Klima in der Wettermaschine Growraum, verbunden mit Ordnung und Reinlichkeit, ist das wirksamste vorbeugende PSM das es gibt! Kein kommerzieller Grower kann so auf die Qualitäts bestimmenden
Faktoren eingehen – wie ein Eigenbedarfsgärtner in einem Land, in dem der Anbau von Hanf legal ist!

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