Montag, 5. Dezember 2005

Und wieder mal ne Studie…

Wäre ja nicht weiter schlimm, wenn sie nicht ausgerechnet von Prof. Rainer Thomasius erstellt werden würde. Ihr wisst schon, der schon mit einer Studie über Ecstasy von sich reden machte, da sie von einigen Seiten als unwissenschaftlich bezeichnet wurde. Und dieser die Cannabis-Hysterie schürende Doktor ist vom Bundesministerium für Gesundheit unter Rot/Grün beauftragt worden, den aktuellen Forschungsstand zu Cannabis zu klären. Er forscht also nicht selbst, sondern soll die bisherigen Studien zusammenstellen und werten. Dieser Forschungsauftrag wurde ohne Ausschreibung direkt an Thomasius vergeben, da er laut BMG von seiner Fachkompetenz her geeignet erschien.

Aber gerade seine Kompetenz wird von anderen Wissenschaftlern und Ärzten angezweifelt. Professor Stephan Quensel vom Bremer Institut für Suchtforschung weist darauf hin, dass Thomasius bisher keine eigene Forschungsarbeiten auf dem Cannabis-Gebiet gemacht hat. Und in einem mit anderen Autoren verfassten Artikel „seien seine Aussagen überzogen“ und seine praxisbezogenen Erfahrungen als Drogentherapeut „in einer wissenschaftlich unmöglichen Weise verallgemeinert“.

Inzwischen hat sich auf Nachfrage des Deutschen Hanf Verbands herausgestellt, dass die Studie im Alleingang des letzten Gesundheitsministeriums beziehungsweise der ehemaligen Drogenbeauftragten Marion Caspers-Merk herausgegeben wurde, denn auch die Grüne Bundestagsfraktion distanziert sich mittlerweile von der Vergabe an Thomasius. Weiterhin sehen die Grünen keinen akuten Handlungsbedarf, denn „der aktuelle Wissensstand sei ausreichend dokumentiert“. Dies wird auch von Prof. Dr. jur. Lorenz Böllinger von der Universität Bremen bestätigt, einzig eine Aktualisierung der jüngsten Veröffentlichungen wäre sinnvoll. Für diese Arbeit gebe es allerdings neben Professor Dieter Kleiber weitere Wissenschaftler, die geeigneter wären als Thomasius.

Warum dann überhaupt eine neue Studie her muss, sei – laut Aussage aus dem BMG – von verschiedenen Seiten eingefordert worden, denn die letzte große Studie von Kleiber und Karl-Artur Kovar sei mittlerweile veraltet. Aber vielleicht passt sie den angesprochenen Seiten auch einfach nicht. Werden in ihr doch – wissenschaftlich fundiert – die Gefahren durch Cannabis als „zu relativierend“ dargestellt. Auch für Dr. med. Franjo Grotenhermen weist sich Thomasius für diese Thematik eher als wissenschaftlich inkompetent aus und er wirft der Politik vor, nicht „genug Sorgfalt bei der Vergabe von Forschungsgeldern an den Tag zu legen“. Vor allem weiß niemand, was das Ganze kostet, dies sei Geheimsache. Nicht zuletzt deshalb fordert der Deutsche Hanf Verband, dass sich der Bundesrechnungshof mit der Auftragsvergabe an Thomasius befassen solle.

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