Montag, 5. Dezember 2005

Wenn einer auszieht…

…oder Willkommen in Amerikkka!

Es begab sich vor gar nicht allzu langer Zeit, dass ein französischer Vertreter von ENCOD (European Coalition for Just and Effective Drug Policies) in Long Beach (USA) an der Drug Policy Alliance (DPA)-Konferenz teilnehmen sollte. Die DPA sucht nach Mitteln und Wegen, dem amerikanischen Krieg den Drogen Alternativen entgegenzusetzen. Was dann geschah, ist fast nicht zu glauben, aber wahr!

Von Paris aus ging es per Flieger zuerst nach London, wo ich an einer Hanf-Messe im Wembley Park teilnahm. Von London aus ging der Flug nach San Francisco (SF) und kurz vor der Landung erinnerte ich mich wieder an folgendes: Einige meiner französischen Freunde hofften „mich lebendig wiederzusehen“ und ein Freund aus SF hatte mir empfohlen: „Keine Panik, egal warum. Gib ihnen einfach meine Telefonnummer.“

An der dritten Kontrolle wurde mein Gepäck genauestens inspiziert und ich beantwortete alle Fragen nach den Gründen, amerikanischen Boden betreten zu wollen. Im Rucksack hatte ich neben meinem Computer ein paar einschlägige Dokumente, Papers, CDs und DVDs mit drogenpolitischen Inhalten. Aber die Beamten suchten wohl was ganz anderes und wurden fündig: An den Hüllen klebten sage und schreibe 0,0001 Gramm Marijuana. Dafür brachten sie mich in eine winzige Zelle, wo sie mich einer genauen Körperkontrolle unterzogen. Immer mehr Beamte kamen und stellten mir Fragen, ich versuchte nur ruhig zu bleiben, obwohl ich mich beschissen fühlte.
45 Minuten später stand ich wieder am zweiten Kontrollpunkt. Nach einem Anruf bei meinem Freund in SF schien alles in Ordnung zu kommen. Doch weit gefehlt: Es kam die Anweisung: „Kein Eintritt!“.
Was nun? Die Organisatoren der Konferenz anrufen, nach einem Anwalt fragen? Ich ließ es bleiben. Stunden später nahmen sie mir Schnürsenkel, Kette und Ohrringe ab und brachten mich in Ketten vom Flughafen ins Santa Clara-Gefängnis. Auf der Fahrt konnte ich den ersten Blick auf Amerika werfen: Ein große Wüste mit breiten Straßen und großen Autos.
Nach einer Nacht in der Zelle ging es wieder zum Flughafen: Kontrollpunkt 2. Inzwischen hatten mich mehr als 20 Beamte untersucht und befragt, ich war -zigmal durchsucht worden: Wieder Stunden später – Abflug nach Frankreich.
Was bleibt: Ab sofort komme ich ohne Visum nicht mehr in die USA, sie haben mich registriert und meine Fingerabdrücke. So sieht er also aus – der amerikanische War on Drugs!

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