Mittwoch, 4. Mai 2005

Die Dienstleister

Ein Hamburger Drogenkrimi

Eigentlich ist die Geschichte des Buches „Die Dienstleister“ genau so alt wie das Drogenverbot selbst. Wir produzieren so viel von dem verbotenen Stoff, dass mit relativ wenig Arbeit möglichst viel Geld gemacht wird. Das Ganze bekommt dann noch einen sozialen und gerechten Anstrich, das Projekt wird ja von drei sympathischen Jungs durchgezogen und nicht von ach so bösen Mafiosi. Natürlich geht nicht alles glatt, denn nicht jeder spielt sein Spiel mit offenen Karten. Die Polizei ist einem dazu auch noch auf den Fersen und stellt sich schlussendlich einfach nur am dümmsten von allen Gruppen an.

Wie gesagt, eigentlich ist die Geschichte nichts Neues und der Wunsch, einmal so viel Gras anzubauen, dass man ein Jahr lang nicht mehr arbeiten muss, ist jedem Kiffer bekannt. Aber das Buch „Die Dienstleister“ schafft es trotzdem immer wieder zu überraschen. Die Idee, dass jeder Kunde sich eine Pflanze aussuchen und diese in der freien Steppe Schleswig-Holsteins aufwachsen darf, ist geradezu romantisch. Die Bestätigung, dass Polizisten eigentlich lieber jemanden laufen lassen, bevor sie am Wochenende arbeiten müssen, ist sehr beruhigend. Und die detailreichen Beschreibungen der Hamburger Rocker- und Drogenszene sind mehr als nur unterhaltend.

Ein jeder Kiffer wird sich wohl in einer der drei Hauptfiguren wiederfinden und mit viel Freude dieses Buch lesen. Einige Fragen stellt man sich nach der Lektüre jedoch schon: Warum müssen die Protagonisten an einer Stelle des Buches über einen tuntigen, wohl schwulen Mann herziehen und ihn lächerlich machen? Dieser noch dazu längere Abschnitt hatte keinen Bezug zu der Geschichte und wirkt in der veröffentlichten Form mehr als nur schwulenfeindlich. Man fragt sich auch, ob der Autor gemerkt hat, dass Kiffen inzwischen ein Alltagsphänomen geworden ist. Immer wieder schreibt er so, als wären Kiffer per se autonome, links denkende Wesen. Dies ist aber schon lange nicht mehr der Fall. Spätestens seit sich auch immer mehr braunes Gesocks den Joint anzündet, sollte man wissen, dass keiner kifft, weil er ein Rebell sein will, sondern allein wegen der Drogenwirkung. Und die ist unabhängig von der politischen Meinung.

Alles in allem hat der Autor Marcus Höfer aber ein gutes und lesenswertes Buch geschrieben. Es hätte vielleicht nur ein- bis zweimal mehr überarbeitet werden sollen.

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