Mittwoch, 4. Mai 2005

Das Orakel

Was soll das denn jetzt?

Die Berliner Regierung wollte doch eigentlich den Besitz von 30 Gramm legalisieren. War doch schon abgemachte Sache. Und jetzt? Jetzt sollen’s plötzlich nur noch zehn Gramm sein. Und dabei waren es schon immer bis zu 15 Gramm. Häh? Kann man sich denn jetzt auf gar nichts mehr verlassen?
Wir wollen Antworten, wir wollen Sicherheit, wir wollen Fakten, Fakten, Fakten. Und so gibt es für uns nur eine unfehlbare Instanz: Den Stellvertreter Christi auf Erden, uns, denn „Wir sind Papst“. Und so hüpften wir auf unsere Räder und fuhren unserem Landsmann, dem großartigen Benedikt XVI. entgegen, ihn nach Rat zu fragen und die Weissagungen des Heiligen Orakel zu empfangen. Während er im Papamobil steht, wird dieses mit Weihrauch vollgeblasen, bis unser aller geliebter Glaubensführer die Zukunft vor seinen Augen sehen kann.
Ehrlich gesagt, ein wenig wirr war’s schon, was der Bene so von sich gegeben hat. Und wir fanden es schon sehr eingebildet, die Zeitrechnung mit dem Jahr seiner Ernennung zu beginnen. Aber was tut man nicht alles für einen gut recherchierten Artikel. Wir haben hier also das Genuschel des Papstes mal für euch transkribiert.

Noch im Jahr 0, dem Jahr der Ernennung Papst Benedikts (0 post Benedikt XVI.),
so Benes Weissagung: DER WÜRFEL – die parlamentarische Demokratie in Deutschland. Er arbeitet effektiver und ist zudem glaubwürdiger.

Im Jahre 2 post Benedikt XVI. werden in einer dramatischen Würfelorgie alle Drogen legalisiert. Nur die als zu gesund eingestufte Droge Tee wird unter Androhung des Todes verboten.

Im Jahre 17 post Benedikt XVI. beschließt DER WÜRFEL den Zwangskonsum von LSD einzuführen. Wer mit weniger als 30 Mikrogramm im Blut erwischt wird, landet im Knast, verliert seinen Führerschein und muss die nächsten drei Jahre DEN WÜRFEL putzen.
Noch im selben Jahr erlässt DER WÜRFLER eine Generalamnestie für alle Gefangenen, um die benötigten Produktionsräume für das viele LSD zur Verfügung zu stellen. Sämtliche Justiz-Vollzugs-Beamten erhalten einen kostenlosen Grundkurs in organischer Chemie.

Im Jahr drauf werden, ohne offizielle Würflung, allein aus Gründen der Zweckmäßigkeit alle Autos mit Gummipuffern ausgestattet. Das wird sich als unzureichend herausstellen, also wird das Autofahren komplett abgeschafft. Die Zahl der Unfälle war seit der Einwürflung des LSD-Zwangskonsums allzu dramatisch gestiegen.

Im Jahr 23 post Benedikt XVI. wird LSD-Zwangskonsum auch für DIE WÜRFLENDEN zur Pflicht. Die verheerenden Folgen des Ergebnisses können nur rhetorisch gut geschulte WÜRFELLESER überspielen.

45 post Benedikt XVI.: Ganz Deutschland ist von LSD-Druffies besetzt! Ganz Deutschland? Nein, eine kleine besoffene Truppe aus Bayern verweigert sich dem Drogenzwang und setzt zum Gegenschlag an. Als der besoffene Mob in die WÜRFLEREI eindringt, können sich die WÜRFLER nicht wehren (wir erinnern uns: LSD-Zwangskonsum!). Die Aufständischen übernehmen die Regierung und verbieten wieder alles, bis auf Alkohol, dessen intravenöser Zwangskonsum verordnet wird.
Die neuen Herrscher über die BRD verbieten Verhütungsmittel, Techno und die Presse.
Generell ist nur noch Musik erlaubt, die Blasinstrumente verwendet.

54 post Benedikt XVI.: Dr. Motte formiert um sich eine Bewegung, die sich zum Ziel setzt Deutschland zurückzuerobern.
Bald darauf bricht der Guerillakrieg aus. Technobanden, Stammtische (die Partisanengruppen der Bayern) und Hippie-Kollektive bekriegen sich in Mitteldeutschland. Präferierte Waffen sind mobile Soundsysteme und Blaskapellen.
Im Rahmen des Guerillakrieges bricht die mitteldeutsche Drogenversorgung zusammen und das Volk dringt auf ein schnelles Ende.

56 post Benedikt XVI.: Die verfeindeten Gruppen setzen sich zusammen und beschließen den Papst zu ermorden und somit die Zustände von 2005 wieder einzuführen. Berlin diskutiert also wieder darüber, was wohl 30 Gramm sind. Auch nicht super, aber besser als Krieg oder keine Drogen.

Amen.

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