Die gefährlichste Nebenwirkung bleibt das Verbot
Immer häufiger melden sich derzeit Stimmen zu Wort, die vor allen die
negativen Auswirkungen des Drogenverbots betonen. Auf der Fachtagung
“Drogenprohibition: unwirksam, teuer und schädlich?” von verschiedenen
Veranstaltern nahmen renommierte Wissenschaftler, Ärzte, Rechtsanwälte
und Lobbyisten dazu Stellung und skizzierten ein schockierendes Bild.
Die von den Organisationen akzept e.V., Republikanische Anwältinnen und
Anwälte e.V. (RAV), den Akzeptierenden Eltern und der Deutschen
Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) durchgeführte Veranstaltung machte
eines deutlich: Wenn es um Drogen geht, wird meist die schlimmste
Nebenwirkung vergessen. Oder vielleicht müsste auch “verschwiegen”
gesagt werden, denn nicht nur, dass keine Befürworter eines
Drogenverbotes gewonnen werden konnten, nein, auch das
Willy-Brandt-Haus stellte zwei Stunden nach einer einladenden
Presseerklärung von akzept fest, dass der Raum aus technischen Gründen
leider nicht benutzt werden könne. Zwar betonte ein Sprecher der
SPD-Parteizentrale, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Ausladung
und der Presseerklärung gegeben hätte, jedoch konnte dies nur bedingt
überzeugen. Viele Teilnehmer waren und sind nach wie vor der Ansicht,
dass die SPD ganz bewusst eine solche Diskussion nicht wollte und
deshalb technische Gründe vorgeschoben hat.
Die Schäden überwiegen
Bei der Diskussion selbst waren sich alle Experten einig, dass das
Verbot mehr schadet als nutzt. Prof. Quensel führte in seinem Vortrag
aus, dass alleine wegen Cannabis über 150.000 Personen angezeigt
wurden. 150.000 Personen, die wegen dem Besitz geringer Mengen
vielleicht ihren Arbeitsplatz oder den Führerschein verloren haben. In
vergleichenden Studien zwischen den Städten Amsterdam, Los Angeles und
Bremen konnte er herausfinden, dass die Verfolgung und der
Repressionsdruck keinen Einfluss auf die Konsumgewohnheiten der
Bevölkerung hatten. Vielmehr hängt der Konsum von Drogen von
allgemeinen gesellschaftlichen Faktoren ab, die sich nicht durch das
Gesetz beeinflussen lassen.
Georg Wurth, der Vertreter des Deutschen Hanf Verbandes (DHV) machte in
seinem Vortrag erneut auf die hohen ökonomischen Verluste durch das
Drogenverbot aufmerksam. (Hanf Journal berichtete) Zwar sind diese, wie
Prof. Scheerer zu bedenken gab, kein Grund für eine Legalisierung, da
sie, wenn die Prohibition funktionieren würde vielleicht gerechtfertigt
wären. Wenn man jedoch erkennt, wie sinnlos und schädlich das
Drogenverbot wirklich ist, stellt man sich schon die Frage, ob man
dafür wirklich Milliarden von Euros ausgeben will.
Schiefer Turm von Pisa
Prof. Scheerer verglich das Verbot von Drogen mit dem Schiefen Turm von
Pisa. Würde dieser Turm wieder gerade stehen, würden keine Touristen
mehr kommen, würde er komplett umfallen, auch. Beim Drogenverbot ist es
dasselbe, würde es funktionieren (also den Konsum verhindern) würden
Tausende von Forschern, Polizisten und Lobbyisten ihren Job verlieren,
würde es wegfallen (also würde es eine Legalisierung geben), auch. In
seinem Vortrag verglich er Drogenkonsum mit Extremsportarten, die meist
gefährlicher, jedoch nicht verboten sind. Alle drei Referenten wiesen
in ihrem Vortrag auf weitere “Kollateralschäden”, wie das fehlende
DrugChecking, die gesteigerte Hepatitis C-Infektion bei Drogen-Usern,
die soziale Ausgrenzung von Konsumenten oder den fatalen Glauben an den
frühen Tod durch Drogen, hin.
Der Berliner Rechtsanwalt Hannes Honecker brachte die Drogenlogik
vieler Menschen auf den Punkt: “Drogen sind verboten, weil sie
gefährlich sind. Drogen sind gefährlich, weil sie verboten sind.” Ein
Teufelskreislauf, da die meisten diese Logik als gottgegeben ansehen
und nicht weiter nachfragen.
DopePolution
Neben den ökonomischen Verlusten konnte Georg Wurth auch von den
ökologischen Schäden durch die Drogenprohibition berichten. So fallen
beispielsweise “bei der Produktion von einen Kilo Ecstasy mehrere
Liter Lösungsmittel, mehrere Liter stark ätzende Säuren und Laugen und
einige Gramm Quecksilberchlorid an”. Diese Stoffe sind zum Teil stark
giftig, brennbar, ätzend, wassergefährdend, krebserregend und mutagen ï€
und gelangen meistens in die Umwelt, also Atmosphäre, Kanalisation oder
Boden, da sie nicht öffentlich entsorgt werden können, da die
Produktion und damit auch die Entsorgung des Mülls geheim verlaufen
muss.
Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und machte eines deutlich: Es
gibt keine Rechtfertigung mehr für die derzeitige Drogenpolitik. Sie
setzt alle Konsumenten einem hohen Risiko aus, ohne auch nur eine
Person damit zu schützen.