Donnerstag, 2. Dezember 2004

Der Fall ” IFP – Invisible Freak Project”

Kriegsberichterstattung aus dem War on Drugs

Multikulturell, international, selbstversorgend. Was sich anhört wie
die Beschreibung einer Hippie-Kommune, muss der Polizei natürlich ein
Dorn im Auge sein.
In Österreich wurden jetzt acht Mitglieder des international
renommierten Techno-Party-Veranstalterteams „Invisible Freak Project“
festgenommen. Acht weitere sind untergetaucht und werden polizeilich
gesucht.

Kostenlose Partys in zumeist illegalen Locations in ganz Europa waren
ihre Spezialität. Die bis zu 5.000 Besucher dieser Veranstaltungen
wurden mit allem versorgt was das Herz begehrte. Gastronomie,
Beschallung, Drogen. Sogar Platten und Klamotten konnten die Gäste
käuflich erwerben. Es scheint, als hätte sich das Kollektiv alle Mühe
gegeben, dass sich seine Gäste rundherum wohlfühlen.

Da steckte viel Liebe drin!

Alles aus einer Hand: Sämtliche anstehenden Arbeiten wurden von den
Mitgliedern des vierzigköpfigen Kollektivs selbst erledigt. Vom Aufbau
über das Djing bis zum Getränke- und Drogenverkauf. Mutmaßlich war das
Kollektiv sogar an der Herstellung der Drogen in einem Labor in Holland
beteiligt. Von ihrer Homebase, einem verlassenen Sägewerk, aus reisten
sie mit Lkws voller Equipment quer durch Europa. Ziel war nur eins:
Schöne Partys zu feiern. Polizei und internationale Presse sehen das
anders. Ihnen zufolge war der „sektenähnlich geführte Drogenring“ nur
dazu da, um schnell viel Geld zu verdienen.

Davon kann aber nicht die Rede sein. Nachdem in einer groß angelegten
Polizeiaktion sämtliche vermeintlichen Aufenthaltsorte der Mitglieder
gestürmt wurden, konnte die Polizei gerade einmal Drogen mit einem
Straßenverkaufswert von 44.000 Euro sicherstellen. Zum Vergleich: 4,4
Kilo Gras würde die Polizei auf den gleichen Straßenverkaufswert
schätzen. Und dafür gehen jetzt vermutlich 16 Menschen in den Knast.
Und ganz nebenbei: Ich glaube nicht, dass auch nur ein Besucher sich
beschweren würde, weil er dort gut versorgt wurde. Ein Verbrechen ohne
Opfer sozusagen.

Herzlichen Dank auch an die Polizei in Österreich für den Diebstahl eines schönen Stückchens Subkultur!

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