Thema 01: Vom Hanf-Anbau und urbanen Grow-Legenden.
Home Growen knallt nicht!
Als Dirk Rehahn mich fragte, ob ich
Lust hätte für euch im Hanf Journal eine Kolumne im Bereich
Growing zu schreiben, habe ich überlegt, was euch, und gerade
den Einsteigern unter euch, im Grow-Sektor des Hanf Journals fehlt.
Denn Informationen zum Anbau von Hanf gibt es reichlich. Über
kaum eine Pflanze gibt es mehr Bücher, Internetportale,
Zeitschriften, Meinungen, Erzählungen und Legenden wie über
Hanf.
Das Problem, auf das ich bei
Einsteigern ins Indoor-Growing immer wieder stoße, ist kein
Informationsdefizit, sondern eine Informations- und Reizüberflutung.
Die Fülle von Informationsmaterial/-quellen, verschiedenem
Growing-Equipment, Hanf-Sorten, mineralischen und organischen
Düngern, Pflanzsystemen und Angeboten macht es dem Laien nicht
leicht, Nötiges von Unnötigem zu unterscheiden. Gutes wird
mit Falschem kombiniert und im Ergebnis gilt dann leider das Gesetz
des Minimums.
Pflanzen haben einfache, aber
elementare Ansprüche. Im Wesentlichem wünschen sie sich nur
fünf Dinge: Licht, Luft (CO2), Wasser, Nährstoffe
und diese vier Dinge möglichst wohl dosiert und konstant. Wenn
der Gärtner dafür sorgt, sorgt die Pflanze für einen
guten Ertrag.
Möglichst gute Umweltbedingungen
zu jeder Pflanzenphase sind besser als jeder „Trick“ oder
„Geheimtipp“!
Wer anfängt, braucht eine solide
Basis. Indoor-Growing bedeutet im ersten und elementarsten Schritt
nichts anderes, als sich darauf einzulassen eine Wettermaschine in
seiner Wohnung zu errichten, die es dem Gärtner ermöglicht,
all jene Umweltbedingungen möglichst konstant zu erzeugen,
welche die Pflanze in ihren jeweiligen Entwicklungsstadien
durchläuft. Wer hier spart, spart Ertrag, erntet Schädlinge
und mehr Probleme als Knospen!
Eine 400 oder 600
W-Natrium-Hochdruck-Lampe (NDL) für 1 bzw. 1,5 m²
Anbaufläche in einem kleinen Grow-Raum oder einer Grow-Box, ein
Rohrlüfter mit ca. 400 bzw. 600 m³/h mit einem passenden
Aktivkohlefilter, einem Thermo-(Hygro-)staten, Schalldämpfer und
Drehzahlregler sind ideal, um den Eigenbedarfsgärtner, der nur
im Winterhalbjahr aktiv ist und aus Samen aufgezogene Pflanzen
anbaut, absolut ausreichend selbst zu versorgen.
Vier bis acht, maximal zwölf aus
Samen aufgezogene Pflanzen auf 1 bzw. 1,5 m² Anbaufläche,
in je elf bzw. 6,5 l Vierkanttöpfen auf guter Erde mit
organischer Flüssigdüngung schaffen Tatsachen, die
eindeutig für den rein organischen Anbau auf Erde sprechen!
Der Anbau auf Hydrosystemen ist im
kleinen Stil nicht billiger und auf gar keinen Fall einfacher als auf
Erde. Das gilt insbesondere für Anfänger.
Auf guter Erde mit rein organischer
Düngung gezogenes Weed schmeckt besser als auf Hydro- und
Aerosystemen, mit chemisch- mineralischen Düngern gewachsenes
Grass. Hydroweed ist oft kommerziell, schlecht gespült, simpler
geknippt (geerntet), schneller getrocknet, nicht lang genug
abgelagert, zu feucht und schwer, mit noch zuviel Chlorophyll,
Blättern, sowie Wasser und daher schlecht im Geschmack.
Hydroliebhaber, die ihre Pflanzen ausreichend lange blühen
lassen, gewissenhaft spülen bevor geerntet wird und sich mit der
Maniküre (Feinschnitt bei der Ernte), Trocknung und Lagerung
Zeit nehmen, erzielen jedoch ebenfalls sehr leckere Ergebnisse.
Anfangende Eigenversorger sind mit simplen Anbaumethoden aber
deutlich besser beraten. Denn organischer Anbau auf Erde ist
preiswerter, kommt ohne weitere, kostenintensive Technik und
anorganische Düngemittelkomponenten aus, erzeugt keinen eigenen
Wartungsaufwand, ist weniger zeitintensiv und fehlerresistenter als
die ertragreicheren Hydro- und Aeropflanzen-Mastanlagen.
Ein immer wieder gern gemachter wie
beliebter Fehler von Einsteigern, der heute noch dafür
verantwortlich ist, dass Home-Growen vom einen oder anderen
Freizeitgärtner tatsächlich mal von außerordentlich
übler Qualität sein kann, ist eine möglichst exotische
Sorte mit geringen Mitteln und viel Enthusiasmus durchbringen zu
wollen.
Die Frage der Sorte ist eine Frage der
technischen Ausrüstung, der Raumhöhe, des Pflanzsystems und
der Erfahrung. Hochwachsende Sativas werden unter einer 600 W-NDL
besser abwachsen als unter einer mit 400 W, weil die 600-W-Lampe eine
größere Ausleuchtungstiefe hat und somit mehr Licht in das
unterste Pflanzendrittel vordringen kann. Pflanzen aus
Klonen/Stecklingen können kleiner in die Blüte geschickt
werden als Samenpflanzen und der Abstand zwischen der Lampe und den
Pflanzenspitzen von min. 30/40 cm beschränken das im System
mögliche Längenwachstum zusätzlich. Wachsen die
Sativas dann nah an die Lampe, zerstört die Strahlung und die
Hitze das obere Pflanzendrittel und das untere Drittel wird wegen dem
wenigen, nach unten gedrungenem Licht einer zu schwachen Lampe
kümmerlich sein.
Oft tendieren Grower mit den kleinsten
Systemen dazu, die dicksten Knospen aufzuziehen. Sehr ertragreiche
Sorten haben extrem dichte Blütenstände in den oberen
Pflanzendritteln. Das trifft besonders auf Pflanzen zu, die aus Samen
aufgezogen und ausgeblüht werden. Wer zu viel will, riskiert
viel an den Blütenschimmel zu verlieren. Hochertrag-Sorten sind
etwas für Grower, die in der Lage sind, die Luftfeuchtigkeit in
der Blütephase konstant bei 40 bis unter 50 Prozent zu halten,
auch und gerade nachts.
Kein kommerzieller Grower kann so auf
die qualitätsbestimmenden Faktoren eingehen wie ein gut
informierter Eigenbedarfsgärtner in einem Land, in dem der
Heimanbau von Hanf legal ist.
Wenn Dir jemand erzählt,
Homegrowen schmeckt und knallt nicht, dann überzeuge ihn vom
Gegenteil, wenn es Dir möglich ist!