Freitag, 27. August 2004

Auf zum letzten Weltwunder

Die Legende vom Hanf- und Sonnenblumen-Labyrinth

Mensch, da schau her, ein Hanf- und Sonnenblumen-Labyrinth.
Das sind ja gleich drei dolle Sachen in einer Zeile! Doch nicht nur das, es
geht noch weiter. Denn der Überschrift dieses Artikels entspricht doch
tatsächlich ein real-legal-existierendes Phänomen. Nix mit Fiktion oder Utopie;
es geht hier um die pure Realität!

 

Wir leben bekanntlich in einer Zeit, wo Orte, an denen Sein
sein gelassen wird, rar gesät sind. Unkonventionelle Lebensweisen mitsamt einer
Reihe alternativer Lebensbezüge sind in weiten Teilen der Welt illegalisiert
oder häufig durch Repressionen sanktioniert. Doch vereinzelt wirft die Welt
ihre Wunder vor unsere Sinne. Aber auch nur dann, wenn wir diesen Wundern auch
Beachtung schenken. Denn es gibt sie noch, einzelne Oasen in der rasenden Wüste
der Moderne, wo man die Seele baumeln lassen kann. Einen kleinen Ort namens
Billerbeck gebe es, so berichten die Schriften, die heutzutage auch als „Flyer“
bezeichnet werden. Die Legende besagt von diesem Orte nahe Münster, dass dort
sagenhafte und wundervolle Gewächse gedeihen, wie man sie in unseren
Breitengeraden leider nur allzu spärlich zu Gesicht bekommt.

 

Wie das möglich ist? Nun, indem man der Beamtenwelt
gegenüber die Gestalt eines Vereins annimmt. Gemeinsam und Kollektiv erreicht
man eben mehr. Auf diese Weise machen es die Labyrinthe Münsterland e. V.,
deren gemeinsames Ansinnen der biologische Anbau all ihrer Pflanzen ist. Der
Verein, der sich aus den einzelnen Labyrinthen synergiert, verzichtet gänzlich
auf Chemikalien zur Düngung der Gewächse und zur Unkrautvernichtung.
De-industrialisiertes Wachstum und freie Entfaltung der Kräfte der Natur sind
hier die Maximen. Und genau hier sind die belebenden Oasen der Natur zu finden.
Ruhe-Inseln inmitten der Felder, Sitzgelegenheiten, Anregungen zur Meditation,
ein Kaffeegarten zum Verweilen zwischen Gänsen, Hühnern und Katzen

ein inspirativer Ort für alle, die Natur (er)leben wollen. Eine nahezu
paradiesische Idylle, so berichtet die Legende weiter, für Ruhe und
Entspannung, die man braucht, um seinen eigenen inneren Schatz zu suchen und zu
finden.

 

Auf einem Teil der Felder sei seit dem Jahre 2000 bis zum
Tage der Gegenwart auch Hanf gesät. Es gebe eine offizielle Lizenz, welche der
Beamtenwelt gegenüber 100-prozentige Legalität garantiere. Natürlich nur für
den „impotenten“, aber dennoch gern gesehenen Nutz-Hanf. Naturfreunde können
und dürfen (!) sogar, seitdem es die Lizenz gibt, in einem übermannshohen
Hanf-Labyrinth wandeln . . . Die Idee eines Sonnenblumen-Labyrinthes hatte
Horst Bechtloff 1995, als er einen Hof und sechs Hektar Land erwarb.

 

Mittlerweile wird den Besuchern eine Fülle von
Freizeitaktivitäten geboten. Angefangen von der neu angelegten Kettcar-Bahn
(inklusive Hindernis-Parcours), kann man wahlweise die Heuburg oder den
Sinnespfad begehen, ins Tipi-Dorf trippen oder auch mal im Kinderland
rumflashen, wenn man nicht gerade die Boule-Bahn nutzt, Großschach spielt oder
einfach nur ein Picknick im Freien macht.

 

Die Labyrinthe vereinen also Unterhaltung und Freizeit als
auch spirituelle und kulturelle Aspekte miteinander. Polymorphologie als
Schlüssel zu amtlicher Akzeptanz. Die Webpage dieses wohl einzigartigen Ortes
gibt zudem satte 17 Seiten zur Mythologie der Labyrinthe preis. Die Metaphysik
der Labyrinthe schafft es leider gerade einmal nur auf spärliche zwei Seiten.
Bei den Inhalten handelt es sich keineswegs um intellektuelles Geschwafel,
sondern um kurze und knappe Skizzierungen der weltgeschichtlichen
Betrachtungsweise bezüglich sozio-kultureller Funktion von Labyrinthen.
Nebenbei gibt es noch einen kleinen Exkurs über die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede zwischen dem Bild des Teufels und dem Mythos des Minotaurus.
Weiterführende Literatur-Tipps sind auf der erwähnten Page zu finden. Summa
Summarum eine informative und übersichtliche Seite.

 

Die diesjährige Labyrinth-Saison endet am Sonntag, 10.
Oktober 2004, mit einer Sonnenblumenkern-Ernte. Das andere Feld zu ernten würde
nicht lohnen. Begeht man diese Schandtat dennoch, so verfluchen die Bewohner
die Schandtäter bis in alle Ewigkeit, so die Legende. Und da der Eintritt an
sich auch schon unverschämt günstig ist, sollten wir doch alle überlegen, ob
wir nicht an einem der folgenden Termine ein finanzielles Opfer zu bringen
vermögen: Olympiade für Kinder und Erwachsene am 8. 8.; das Handpuppentheater
Charivari zeigt „Die Zauberblume“ am 22. 8.; Indianertag am 11. 9.; Performance
und Diavortrag zu Chiapas/Mexico am 12. 9. und und und . . . (weitere Termine
und Infos siehe unter
www.sonnenblumenlabyrinth.de / www.hanflabyrinth.de)

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