Freitag, 27. August 2004

Cannabis tötet nicht, Entkriminalisierung würde Prävention erleichtern

Zu diesem Resultat kam eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde am 16. Juli im Hanfdorf Reingers.

Hanf in
der Medizin eingesetzt, verfügt über eine hohe therapeutische Wirkung, z. B. bei
multipler Sklerose, Depression, Migräne, Schmerzzustände, Appetitlosigkeit usw.
Nur wenige Arzneien sind so leicht verträglich wie Hanf. Es ist nahezu
unmöglich, an einem zu hoch dosierten Hanf-Medikament gravierende Schäden durch
die auftretenden Nebenwirkungen davonzutragen.

Menschen,
die derzeit Cannabis-Produkte von Dr. Kurt Blaas, praktischer Arzt, Militärarzt
und überzeugter Cannabis-Mediziner, verordnet bekommen, können sich diese
Produkte mangels Unterstützung durch die kranken Kassen kaum leisten. Eine
Entkriminalisierung würde jedenfalls die Preise dafür senken.

Im
heurigen Jahr wanderten laut Dr. Blaas in Wien bereits 500.000 Hanf-Pflanzen
zur Selbstmedikation über die Ladentische. Händler und Patienten machen sich
dadurch strafbar, obwohl die Pflanzen nicht zum Drogen-Konsum eingesetzt
werden.

In
seiner Tätigkeit als Stellungsarzt beim Militär machte Dr. Blaas die Erfahrung,
dass von 200 Jungmännern bei 70 Rekruten Cannabis im Harn festgestellt wurde.
Durch die Eintragung in den Personalakten kann dies für die Jugendlichen vor
allem bei der Jobsuche fatale Folgen haben.

Mag.
Jenner, Gymnasialprofessor und schulischer Präventionsexperte in Wien, sieht in
der derzeit geübten Praxis einen fehlenden politischen Willen zur Prävention.
So werden zahlreiche Kriminalbeamte dafür eingesetzt, Cannabis-Konsumenten
aufzuspüren und dann dicke Akten dafür anzulegen, die vor allem bei
„Ersttätern“ vom Staatsanwalt ohne weitere Verfolgung geschlossen werden.

Die
dafür eingesetzten finanziellen Mittel könnten seiner Meinung nach z. B. durch
die Ausbildung von „Pears“ – Jugendliche die abhängigen Kameraden helfen – bzw.
durch den Aufbau eines Präventionsnetzwerkes wesentlich sinnvoller für die
Betroffenen eingesetzt werden.

Florian
Winkler, Pressesprecher des Fonds Soziales Wien stellt einen ständig steigenden
Cannabis-Konsum fest. Zwischen 25 und 33 Prozent der Bevölkerung hat mindestens
einmal im Leben Kontakt mit Cannabis.

Mit dem
Vorurteil, Cannabis sei eine Einstiegsdroge, räumte Fery Meisterhofer,
Psychotherapeut am Anton-Proksch-Insitut und Mitarbeiter der NÖ-Suchtvorbeugung
auf: Als Einstiegsdroge müssen Alkohol und Nikotin bezeichnet werden.

Thomas
Schneeweis, Mitarbeiter der Kriminalabteilung Niederösterreich bekannte sich
zwar auch zur These „Heilen statt Strafe“. Aufgrund der derzeit geltenden
Rechtsvorschriften (THC gilt aufgrund einer internationalen Konvention aus 1971
im österreichischen Recht als Suchtmittel) könne die Exekutive jedoch nicht
anders handeln, als sie derzeit vorgeht.

 

Das
Symposion im Hanfstadl Reingers war von ca. 80 interessierten Zuhörern besucht,
die an der anschließenden Publikumsdiskussion durchaus emotionell teilnahmen.

Die
Veranstaltung wurde unterstützt vom Lions-Club Waldviertel und der NÖ
Kulturabteilung!

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