Freitag, 1. Juli 2011

Breitspiele

n diese Ausgabe stelle ich euch Straßbourg vor. Außerdem habe ich Die Akte Whitechapel und Die Schlachten von Westeros ausprobiert. Juni, das heißt aber auch Spiel des Jahres. In diesem Jahr kommt bei der Berliner Verleihung ein anthrazitfarbener Pöppel für das „Kennerspiel des Jahres“dazu. Nominiert sind Lancaster, 7 Wonders oder Straßbourg, mein Tipp ist 7 Wonders. Den Titel „Spiel des Jahres“ können Asara, Die verbotene Insel (2/2011) und Quirkle abgreifen. Auf der Seite http://www.spiel-des-jahres.com gibt es zu allen Spielen Kurzinfos, am 27.06 wurden die Sieger im Hotel Esplanade gekürt. Und gewonnen haben: Quirkle (Spiel des Jahres) und 7 Wonders (Kennerspiel des Jahres).

Die Akte Whitechapel

Die Akte Whitechapel
Autor: Gabriele Mari und Gianluca Santopietro
Verlag: Heidelberger Spieleverlag/Nexus Games
Spieler: 2–6
Alter: ab 16
Dauer: je nach dem
Preis: ca. 40 Euro

Jack the Ripper mordet und versucht vom Tatort in sein Versteck zu gelangen, was die fünf Ermittler verhindern sollen. Das Spielprinzip wurde von Scotland Yard geklaut. dafür sieht Die Akte Whitechapel viel schöner aus und ist storymäßig dichter.
Es beginnt in der Hölle: Jack the Ripper legt auf dem Stadtplan sein Versteck fest, schreibt den Ort auf und bereitet seine Tat vor. Dazu stehen ihm verschiedene Plätze zur Verfügung. An einem wird in dieser Nacht ein Mord geschehen. Auch die Ermittler begeben sich in Position. Sobald Jack the Ripper sich entscheidet eines seiner potentiellen Opfer zu töten, notiert er den Ort. Die Alarmpfeifen der Ermittler schrillen und sie zeigen, wo sie stehen.
Die Jagd beginnt: Der Mörder muss sicher zurück ins Versteck. Von einem Zahlenfeld zum nächsten, ab und zu kann er eine Kutsche nutzen oder ganze Blocks durchqueren. Die Ermittler versuchen ihn daran zu hindern, indem sie sich zwei Felder weit bewegen und nach Indizien suchen. So erfahren sie, ob Jack the Ripper an einem der angrenzenden Orten war.
Insgesamt haben sie vier Nächte Zeit, Jack the Ripper zu verhaften, indem sie das Feld benennen können, auf dem er steht. Sollte er in sein Versteck gelangen, ist die erste Runde vorbei und die nächste Nacht folgt – mit einem weiteren Mord. Erreicht Jack the Ripper die dritte Nacht, muss er zwei Frauen töten. Hält er noch eine Nacht und einen weiteren Mord durch, gewinnt er. In unseren Partien wurde Jack the Ripper allerdings immer recht schnell gefasst.
Blankomarker verschleiern anfangs die genauen Postitionen von Opfer und Polizei, sodass niemand die beste Ausgangsposition wählen kann.
Ich mag solche Deduktionsspiele, denn bei mir steigt in der Rolle Jack the Rippers sofort der Adrenalinspiegel und ein Gefühl von Paranoia setzt ein. Wem Scotland Yard gefällt, sollte auch dieses Spiel lieben. Und da immer alle Ermittler auf Mörderjagd sind, ist es auch gut zu zweit spielbar. Diskutiert wird in größeren Runden mehr. Aber Vorsicht: Jack the Ripper hört mit.

Die Schlachten von Westero

Die Schlachten von Westero
Autor: Robert Kouba
Verlag: Heidelberger Spieleverlag/Fantasy Flight Games
Spieler: 2
Alter: ab 13
Dauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: ca. 70 Euro

… ist das zweite Spiel, das sich nach Der eiserne Thron (2/2005) die Adelshäuser aus der Fantasy-Saga Lied von Eis und Feuer (George R. R. Martin) zu eigen macht. In Fachkreisen wird gemunkelt, die Bücher sollen super sein. Die Spiele sind es allemal.
Die Schlachten von Westeros werden von zwei Spielern nach dem Battlelore-Spielprinzip geschlagen. Der Karton enthält Miniaturen (Reiter, Bogenschützen, Helden, Nahkämpfer) einen Spielplan, Geländeplättchen, diverse Marker, Karten, die die Heldenaktionen vorgeben, Würfel für die Angriffe und neben dem Regelheft ein Szenarienheft mit zehn Schlachten zwischen dem Haus Stark und dem Haus Lannister. Die Szenarien geben die Grundaufstellung und das Ziel vor. Mal muss eine Partei bestimmte Punkte einnehmen, was die Gegenseite verhindern muss, mal gewinnt wer die meisten Punkte eingenommen hat, mal müssen Einheiten des Gegners eliminiert werden.
Strategie, Taktik und Kampf prägen das Spiel. Dabei drängt die Zeit, da die Rundenanzahl begrenzt ist. Würfel geben vor, welche Truppen in der Runde befehligt werden können, um sich zu bewegen und/oder anzugreifen.
Die Kommandokarten sind der Überraschungsmoment im Spiel. Da können dann schon mal drei Einheiten gleichzeitig angreifen oder alle schon einmal genutzten Einheiten reaktiviert werden. Also möglichst so positionieren, dass Angriffe nicht zu viele Verluste fordern. Ein Würfelwurf entscheidet die Schlacht: Jeder Treffer kostet einem Ritter das Leben, um Helden zu eliminieren sind zwei Treffer notwendig. Manchmal müssen sich dann die Einheiten zurückziehen, manchmal rückt der Angreifer nach und schlägt weiter zu.
Obwohl das Regelheft dick ist, sind die Regeln einfach und nach ein zwei Runden ist das Prinzip verstanden. Die Partien dauern nicht so lange, sodass an einem Abend nach einem Szenario die Rollen getauscht werden können. Die Schlachten von Westeros hat alles, was ein kampflastiges Spiel braucht: Helden, Armeen, Kämpfe, ein wenig Glück und viel Strategie. Schönes Spiel.

Straßbourg

Straßbourg
Autor: Stefan Feld
Verlag: Pegasus Spiele
Spieler: 3–5
Alter: ab 12
Dauer: gute Stunde
Preis: ca. 30 Euro

Die Zeit der Zünfte, die drei bis fünf Mitspieler versuchen am Ende die meisten Prestigepunkte zu haben, um zu gewinnen. Das A und O ist der persönliche Kartenstapel mit 24 Karten (Zahlenwerte von 1 bis 6), der für das ganze Spiel ausreichen muss und die Aktionen ersteigert werden. In jeder der fünf Runden gibt es sieben Aktionen.
Am Anfang jeder Runde ziehen die Spieler von ihrem Stapel Karten und bilden daraus einzelne kleine Stapel, mit denen sie an jeweils einer Versteigerung teilnehmen können, die jeweils derjenige gewinnt, wer die meisten Punkte bietet. Manchmal genügt der zweite Platz, um noch ein Stück vom Kuchen zu bekommen, bei den Zünften kriegt sogar der dritte noch was ab.
Ersteigert werden: Der Adelsposten erlaubt den Gebäudebau, der Kirchenchef darf eine Kathedrale bauen. wer Meister einer Zunft wird, bekommt einen Ratsposten, Geselle und Meister erhalten eine Ware und platzieren ein Familienmitglied in dem entsprechenden Zunftviertel der Stadt, der Lehrling muss sich zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden. Seine Waren darf nur derjenige verkaufen, der die entsprechende Versteigerung gewonnen hat. Am Ende einer Runde, in der Ratsphase, werden an die Ratsmitglieder Prestigepunkte verteilt. Eine neue Runde beginnt. Karten ziehen, Stapel bilden usw.
Das Spiel endet nach der fünften Runde. Jetzt gibt es Punkte für Familienmitglieder in der Stadt, wer neben Kathedralen und Gebäuden steht, bekommt weitere Punkte. Außerdem gibt es Prestige für das Erfüllen von Auftragskarten, die zu Spielbeginn verteilt wurden oder Abzug, wenn man es nicht geschafft hat.
Ob dieses Spiel die Nominierung zum Kennerspiel verdient hat, ist echt Geschmackssache. Dafür spricht der Versteigerungsmechanismus, denn mit den Karten gut hauszuhalten hat es in sich. Aber ehrlich gesagt, ich bin kein Fan von Spielen, bei denen es auch darum geht, anderen was wegzuschnappen oder sie anderweitig zu ärgern. Wer auf jedoch auf die etwas fiesen und glückslastigen Spiele mit einer gehörigen Portion Strategie steht, dem wird Straßbourg richtig gut gefallen.

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