Mittwoch, 7. Juli 2010

Der Global Marihuana March in Warschau

Polizeigewalt gegen Hanfdemonstranten

Der diesjährige GMM fand zu einem besonderen Anlass statt: Die Regierung hatte endlich ein Projekt zur Liberalisierung des Drogenrechts vorgestellt, das schon lange versprochen wurde. Dieselbe Regierung arbeitet jedoch auch zeitgleich an dem Verbot jeglicher Smart-Drogen.

Am 29.05.2010, gleich nach der Parade zum GMM, hat die Polizei mit Gummiknüppeln im Stadtzentrum auf eine ruhige und unbewaffnete Gruppe von Menschen eingeschlagen. Ein Teil von den Menschen wurde brutal festgenommen und mit widerrechtlichen Mitteln gequält.

Die Teilnehmerzahl betrug nach Angaben der Polizei sowie Veranstaltern 5 000 Teilnehmer und neben den üblichen Vorkommnissen (offizielle Daten für den Demonstrationszug: 16 Festnahmen aufgrund von Konsum, 2009 waren es noch 50) verlief der Marsch ohne besondere Vorkommnisse.
Von vier Wagen dröhnten fette Jungle, Hip-Hop und Ragga Beats, die Organisatoren wie auch die Sponsoren trugen eineHanfarmeeuniform und verteilten (noch ) legale Smarts oder kleine Pur-Pfeifen an die zahlreich angereisten Hanfliebhaber.

Eine Person hatte auf einem Paradewagen öffentlich einen Joint mit legalen Kräutern angezündet und provokativ gefragt, ob sie jemand verhaften wollte. Die Polizisten versuchten, die Person zu verhaften, diese wurde jedoch von den umstehenden Menschen geschützt. Laut unbestätigten Informationen wurden im Kampf Steine benutzt. Unser Berichterstatter roch auch Reizgas, es ist aber unklar, von welcher Seite. Dann haben die Polizisten eine andere Person festgenommen und sind mit acht bis zehn Beamten in die Menge gestürmt, um den Verhafteten In Polizeigewahrsam zu nehmen. Einige Teilnehmer filmten die Szene und forderten die Freilassung der Festgenommenen. In der Nähe des Trzech Krzyży Platzes wurde der Demonstrationszug dann von der Polizei gestoppt. Und einige Teilnehmer beschlossen; dass man einen anderen Weg in Richtung Polizeiwache in der Wilcza Straße gehen sollte, um sich mit den Festgenommen zu solidarisieren.

So versammelten sich ungefähr 100-150 Personen vor der Polizeiwache, deren Beamte ob der lautstarken Menge offensichtlich Verstärkung anforderten. Die Teilnehmer der Parade beschränkten sich auf Sprechchöre, alle waren friedlich. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Polizeieinsatzwagen, die den von den Demonstranten blockierten Eingangsbereich räumten. Die Demonstranten wurden per Lautsprecher dazu aufgefordert, auseinanderzugehen und die angebliche illegale Versammlung aufzulösen. Die Menschenmenge, die offensichtlich keine Gefahr seitens der Polizei fürchtete, rief den Polizisten zu: „Wir sind wehrlos!“.

Nach circa eineinhalb bis zwei Stunden, einem vergeblichen Versuch der Festnahme eines Jugendlichen, der schrie, dass die Polizisten auch kifften und drogensüchtig seien, verloren die Polizisten die Nerven und griffen nach dem Gummiknüppel. Wie man es in den Filmen auf www.hanfjournal.de sehen kann, haben sie entgegen aller Vorschriften wahllos um sich geschlagen. Selbst zahlreiche Handykameras konnten die Polizei nicht von ihrer Gewaltorgie abhalten. Nach der gewaltsamen Auflösung fanden sich 19 Menschen im Polizeigewahrsam wieder. Zwei von ihnen wurden wegen Beleidigung angezeigt, die anderen bekamen eine Geldstrafe von 100 Zloty für die Teilnahme an einer illegalen Kundgebung. Außerdem wurden alle Festgenommenen dazu gezwungen, die Fotos und Filme von ihren Handys zu löschen. Alle wurden in der Nacht, nach wieder freigelassen, insgesamt wurden so beim GMM in Warschau 35 Personen festgenommen.

Der Polizeisprecher Maciej Karczyński teilte mit, dass ungefähr 300 Demonstranten versucht hätten, die festgesetzten Personen zu befreien und beim Versuch der Feststellung der Personalien die Polizei angegriffen hätten.
Das Medienecho war dieses Jahr nicht ganz einhellig, zwar übernahmen viele Zeitungen und Fernsehsender die Version der Polizei, doch auch kritische Stimmen zum Auftreten der Einsatzkräfte waren vermehrt zu hören.

Am folgenden Tag durften im Fernsehen sogar zwei Repressionsgegner zu Sinn und Zweck repressiver Maßnahmen gegenüber den Konsumenten Stellung nehmen. Einer von ihnen war der Mitveranstalter des GMM, der andere Chefarzt einer anerkannten psychiatrischen Einrichtung.

Bisher unbestätigten Berichten zufolge wurde der GMM auch zum ersten Mal auch in Stettin organisiert. Dort kamen einige Dutzend Menschen, alles verlief dort ohne Störungen.

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