Freitag, 3. April 2009

ANDERSWO SYLTz

ACHTERBAHN 08 – GRINSEN

Für medizinalcannabisbedürftige Patienten gleicht das abgelaufene Jahr 2008 in der Rückschau einer Achterbahnfahrt durch sämtliche Erfahrungswelten der eigenen siechen Existenz. Ein Höllentrip mit unsicherem Ausgang wegen immer noch anhaltender Strafverfolgung nebst Schmerzen und kritischen Medikations-Versorgungsmängeln. Andererseits auch mit Schwindel erregenden Hoffnungshöhen nach den bundesweit vier ersten (echten!) BfArM – Genehmigungen auf Versorgung mit Naturcannabis. Schräge Loopings mussten bei dieser unwägbaren Kreuz/Quer/Unten/Oben-Fahrt bewältigt werden, nachdem die Genehmigungsbehörde im Vorfeld einige Antragsteller 18 Monate lang auf den Gebrauch eines völlig wirkungslosen „Extraktes“ verpflichtet – und so die dramatische Verschlimmerung jeweiliger Krankheitssymptomatiken der Patienten wissentlich in Kauf genommen hatte. Natürlich bei zeitgleicher Erstellung saftiger Gebührenbescheide für jene völlig sinnlosen verwaltungsrechtlichen Genehmigungen. Selbstverständlich waren für jenes wirkungslose Placebo auch deftige Apotheken-Preise zu löhnen, denn es galt die werbetechnisch kurzsichtige Krankenkassen-Erstattungsregel (geklaut bei Fielmann) von „Keinen Cent dazubezahlt!“
Besonders abgründig wurde die Achterbahn-Höllenfahrt ins Ungewisse im Herbst 2008 im Gesundheitsausschuss des Bundestages, als sich die Damen und Herren Volksrepräsentanten jämmerliche 55 Minuten Zeit nahmen, um 15 geladenen Sachverständigengremien und Experten beim Thema Cannabis als Medizin kurz mal zuzuhören. Deren überraschend einvernehmlich positive Meinung wurde im Nachhinein dann jedoch ebenso großkotzig vom Tisch gefegt wie die für das demokratisches Staatswesen enorme Peinlichkeit permanenter Kriminalisierung unschuldiger Kranker. Professor Dr. Böllinger hatte diesen Umstand, der in nackter Wahrheit gängiger Alltagszustand ist, in seinem Gutachten schlicht als Bruch der Grundrechte gebrandmarkt. Diesen eklatanten Vorwurf schienen die Politniks allerdings geflissentlich überhört zu haben. Auch Sabine Bätzing (SPD), die damals ebenfalls im Gesundheitsausschuss anwesend war, überhörte ihn. Als Patient hätte man ihr für das telegen eingefrorene Dauergrinsen, das sie so provozierend ungeniert zur Schau stellte, am liebsten eine langen mögen. Aber medizinische Cannabisnutzer sind friedfertig. Oftmals auch einfach bloß zu krank, um sich gegen staatliche Achterbahnfahrt-Zwangsmaßnahmen angemessen zur Wehr zu setzen. Deshalb scheint es cleverer zu sein, die Gegenwehr-Kraft für den Eigenanbau von Medizinalcannabis aufzuwenden. Wenigstens so lange sie als chronisch Kranke (noch) nicht zu den vier glücklichen Genehmigungsinhabern gehören, die künftig nicht mehr im staatlichen Selbstschädigungsverpflichtungsauftrag Achterbahn/Schlitten fahren müssen und Sabines bisher feistem Grinsen daher künftig mit einem offenen Lächeln begegnen können. Sozusagen Lächeln – a – XXL…

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