Dienstag, 20. Januar 2009

Feuer Auf Sabine Bätzing

Sabine Bätzing ist Schirmherrin der dümmsten Kampagne des Jahres

Nach der Veröffentlichung der neuen Zahlen zur „Drogenaffinität Jugendlicher in Deutschland“ der Bundeszentrale für Gesundheit Mitte November 2008 sagte Sabine Bätzing, die Drogenbeauftragte des Bundes: „Die Zahlen zeigen, dass wir unsere Ziele beim Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsum im Wesentlichen erreicht haben.“
Wenige Wochen später, als die Polizei vor dem Komasaufen und vor der damit einhergehenden Gewalt warnte und die Kampagne „Stay Gold“ mit dem Slogan „Don’t drink too much – Stay Gold“ vorstellte, meinte Sabine Bätzing: „Der Trend zum exzessiven Trinken bei Jugendlichen ist weiterhin ungebrochen. Jeder fünfte Jugendliche betrinkt sich mindestens einmal im Monat mit mindestens fünf oder mehr Gläsern Alkohol. Häufig folgen diesem Rauschtrinken Gewalttaten. Daher unterstütze ich die Kampagne der Polizei gegen das Rauschtrinken gerne durch meine Schirmherrschaft.“ Also wurden wohl die „Die Ziele beim Alkoholkonsum im Wesentlichen“ nicht erreicht, wie wenige Wochen zuvor von Sabine Bätzing behauptet wurde. Zudem handelt es sich bei der Kampagne „Stay Gold“ um die dümmste Kampagne des Jahres, da der Slogan „Don’t drink too much – Stay Gold“ für die meisten völlig unverständlich ist.
Jugendliche oft betrunken
Alkohol ist bei den Heranwachsenden das am weitesten verbreitete Suchtmittel. Bei den 12- bis 17-Jährigen tranken 2008 noch 17,4 Prozent regelmäßig Alkohol, 2004 waren es 21,2 Prozent. Obwohl der größte Teil der 12- bis 17-Jährigen nach dem Jugendschutzgesetz eigentlich gar keinen Alkohol trinken dürfte, tranken im Jahr 2008 etwa 20 Prozent von ihnen im vergangenen Monat mindestens bei einer Gelegenheit fünf oder sogar mehr Gläser Alkohol. Dieser Trend zum exzessiven Trinken, das sog. „Binge Drinking“, ist weiterhin ungebrochen. 2004 lag der Anteil der exzessiv trinkenden Jugendlichen bei 23 Prozent.
Stay Gold
„Don’t drink too much – Stay Gold“ heißt der Slogan der neuen Kampagne gegen exzessiven Alkoholkonsum und Gewalt, die am 5. Dezember von Jörg Schönbohm, dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz und Innenminister des Landes Brandenburg, der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing MdB, und dem Vorsitzenden der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, dem Landespolizeipräsidenten von Baden-Württemberg, Erwin Hetger, gestartet wurde.
Einprägsame Motive zeigen die Schattenseiten des exzessiven Alkoholkonsums und führen jungen Menschen vor Augen, dass Trinken alles andere als „cool“ ist. In Anzeigen, auf Plakaten und Kampagnen-Bierdeckeln, mit Aktionsspots auf der Homepage www.staygold.eu sowie mit Unterstützung prominenter Sportler warnen die Polizei und ihre Partner Heranwachsende vor den Folgen des Komasaufens. Immer mehr Kinder und Jugendliche werden in Deutschland aufgrund Alkoholmissbrauchs stationär im Krankenhaus behandelt. Waren es im Jahr 2000 noch 9.500 Betroffene im Alter von zehn bis 19 Jahren, die mit der Diagnose einer akuten Alkoholvergiftung eingeliefert wurden, so verdoppelte sich die Zahl bis ins Jahr 2006 auf 19.500 Fälle. Der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zufolge wurde im Jahr 2007 nahezu jede dritte Gewalttat unter Alkoholeinfluss begangen. Zudem standen bei mehr als 60 Prozent der Widerstandsdelikte (2007: 16.669 von 26.436 Fällen) die Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss.
Plädiert wird für einen maßvollen Umgang mit Alkohol – entsprechend dem Motto „Don’t drink too much – Stay Gold“ fordert die Kampagne junge Menschen auf, nicht zu viel zu trinken und sich so selbst treu zu bleiben. Zielgruppe sind 17- bis 19-Jährige. Gegen das „Komasaufen“ geht die Polizei jetzt erstmals mit einer bundesweiten Kampagne vor, die das Zusammenspiel von Alkohol und Gewalt thematisiert. Die abschreckenden Motive von Betrunkenen, die auf Bierdeckeln, Plakaten und in Internet-Spots zu sehen sind, sollen junge Leute zum Nachdenken über die Folgen exzessiven Alkoholgenusses bringen.
Als Vorbilder für die Spots hat die Polizei junge Sportler wie die Fünfkampf-Olympiasiegerin Lena Schöneborn, den Bundesliga-Toptorjäger Vedad Ibisevic und Per Mertesacker von Werder Bremen gewinnen können. Die Spots werden auf Internetplattformen wie SchülerVZ oder MyVideo geschaltet. Die Bierdeckel, die 1,5 Millionen Mal gedruckt wurden, sind an allen Polizeidienstellen erhältlich.
Völlig unverständliche Kampagne
Viele Menschen können mit der Botschaft „Don‘t drink too much – Stay Gold“ nichts anfangen respektive verstehen dieselbe nicht. Deshalb schauen sie in Online-Lexika nach. Eines der bekanntesten dieser Lexika ist das Wörterbuch LEO. Dieses vefügt auch über ein Forum. Dort findet man zahlreiche Kommentare zum besagten Spruch. Von „Motto total bescheuert“ über „Wer denkt sich sowas aus? Welche Drogen und wieviel davon muss ich nehmen, um es zu verstehen? Wieso kriegen Menschen, die sich sowas ausdenken, da auch noch Geld fuer?“ bis zu verständlichen Alternativen in Deutsch zum Motto „Stay Gold“ wie „Sei schlau, nicht blau“ kann man dort viele intelligente Bemerkungen nachlesen.
Zudem steht der Vorwurf von Schleichwerbung im Raum: Beck‘s Biere: Die Großbrauerei Beck & Co. wartet auf mit Joe Cocker, Online-Games, Fußball- Bundesliga, Formel 1 sowie einem Online-Shop. (Text zu Treffer 1 bei Google zum Suchbegriff „Becks Gold“). Der Vorwurf von Schleichwerbung scheint nicht ganz unbegründet zu sein, denn die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußballbund (DFB) werben mit ihren prominenten Gesichtern wie den Fußballern Per Mertesacker und Vedad Ibisevic für die Kampagne „Stay Gold“. Und „Becks Gold“ steht bei Biertrinkern nicht gerade hoch im Kurs und könnte eine Schleichwerbung gut gebrauchen, wie man diversen Beiträgen aus Foren (Biertest Online) entnehmen kann.
Sabine Bätzing scheint somit nicht nur Schirmherrin der dümmsten Kampagne des Jahres zu sein, sondern vermutlich auch Steigbügelhalterin einer 125.000 Euro teuren Schleichwerbungskampagne, die vom Bund und den Ländern bezahlt wird.

Weblinks

Kampagne „Stay Gold“
www.staygold.eu
Beck‘s
www.becks.de
Weitere Goldbiere
www.bundesbierschutz.eu/Goldbier.htm
Oder doch
Hanfbier von der „Hanf Gold Brauerei“ in Monaco
www.bill-group.de/museum/hanf/index.htm
Leo Wörterbuch (Englisch-Deutsch; stay gold)
http://dict.leo.org

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