Freitag, 14. März 2008

Volle Deckung

Wir wollen Frieden – und bekommen dafür Knast

„Wir wollen Frieden“ war der Titel unserer letztjährigen Sonderausgabe Growing. Leider ist unser Wunsch unerfüllt geblieben, vielmehr gab es innerhalb des vergangenen Jahres einige unerfreuliche Entwicklungen in Sachen Hanf, die Anlass zur Sorge geben:
Heim- und Hobbygärtner haben ein bewegtes Jahr hinter sich. Blei-, Sandgras & Co haben dem @home Anbau von Hanf einen unerwarteten Schub gegeben.

Mittlerweile ist die Cannabispflanze dort angekommen, wo sie unsere Politiker nie haben wollten: Mitten in der Gesellschaft, Kiffen ist kein Freizeitvertreib einer Randgruppe mehr. Cannabis dient Millionen Bürgern zur Entspannung, die sich den Genuss auch nicht durch Kriminalisierung nehmen lassen wollen. Der wachsenden Zahl der Selbstversorger steht ein hilfloser Staat gegenüber, der diese Entwicklung seit einem guten Jahrzehnt ignoriert und stattdessen auf wachsende Repression setzt.

Selbstversorger sind meist auf Vorratshaltung angewiesen, da der geerntete Hanf meist für ein paar Monate reichen soll. So fallen die Funde bei ihnen meist nicht unter die „Geringe Menge“- in der Statistik tauchen sie als „Dealer“ auf. Grower werden mittlerweile behandelt wie Schwerstkriminelle, selbst Worte wie „Bandenkriminalität“ fielen, wenn zwei Leute ihren Jahresvorrat an Hanf zusammen ergärtnern wollten.

Growshopkunden werden online überwacht und deren Wohnungen durchsucht, weil sie Blumentöpfe bestellt haben. Wird sich Bush‘s „War on Drugs“ jetzt auf Deutschland‘s Kiffer ausweiten?

Andere EU- Staaten gehen mit dem Phänomen viel liberaler um, ganz zu schweigen von der medizinischen Verwendung von Cannabis.

UNO Verpflichtungen hin oder her, kein Staat dieser Welt wird gezwungen, Cannabis-Patienten oder Kiffer in die kriminelle Ecke zu drängen. Modelle wie die Niederlande, Tschechien oder Spanien mit ihren Cannabis Clubs beweisen dies.
Hier steht Deutschland im weltweiten Vergleich der westlichen Industrienationen ganz hinten an, in kaum einem westeuropäischen Land werden Cannabis PatientInnen so diskriminiert wie in Deutschland. All das gibt eigentlich wenig Grund zur Hoffnung, wäre da nicht die seit Jahrzehnten ansteigende Zahl der HanfliebhaberInnen hierzulande, die das Scheitern einer repressiven Politik in einfachen Zahlen ausdrückt. Mittlerweile hat wohl auch der letzte Befürworter einer liberalen Drogenpolitik eingesehen, dass mit unserem Staat ein Austausch rationaler Argumente unerwünscht ist und langfristig der Wunschgedanke eines drogenfreien Europas Ziel aller Anstrengungen sein soll.

Konsumentenschutz, Aufklärung oder gar eine Liberalisierung bestehender Gesezte sind nicht geplant, das Gegenteil ist der Fall. Ermitlungsmethoden, die eigentlich zur Terrorbekämpfung entwickelt wurden, werden auf kleine Hanfbauern angewendet, der Staat arbeitet zur Informationsbeschaffung mit Kriminellen Hand in Hand. Wer noch keinen Besuch von Grün -Weiß gehabt hat, sitzt stumm mit einer Tüte Selbstgezogenem vorm häuslichen Brüllwürfel und regt sich auf- bis es auch dort morgens klopft.

Langsam wird es eng in Deutschland, sollte nicht bald etwas geschehen. So war die „Aktion Sativa“ nur der Anfang einer neuen Zeit, in der nicht nur Dealer oder Großbauern, sondern auch kleine Konsumenten mit fragwürdigen Methoden verfolgt werden, die viele Werte unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung über den Haufen werfen. Anders gesagt: Gibt es keinen Gegenwind, weht der Wind bald aus einer anderen Richtung.

Schäuble freut‘s. Hanf wächst trotzdem.

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