Mittwoch, 12. September 2007

Biopiraterie und Feldbefreiung!

Nicht nur der „Krieg gegen die Drogen“ verweigert friedlichen Bürgern und Ur-Völkern das Recht, Cannabis und andere wertvolle psychotrope Pflanzen für ihre nützlichen Verwendungen anzupflanzen.

Hinter den Kulissen teilen multinationale pharmazeutische Firmen und die Großindustrie der Agrochemie sowie Samenproduzenten das genetische Erbe des Pflanzen unter sich auf. Ihre Interessen werden von einem Labyrinth an Patenten und anderen Eigentumsrechten und den infamen Genetic Use Restriction Technologies (GURTS oder Terminator Technologien) geschützt. Letzteres ermöglichen den zusätzlichen Verkauf von Chemikalien, daher der Begriff „Agro-Chemie“, welche erst bestimmte Eigenschaften bei den Pflanzen erzeugen.

Nachforschungen von Greenpeace ergaben, dass über 100 Patente auf Gene von Mensch und Tier im Jahr 2003, die ersten Gen-Patente in Europa bereits 1987, vergeben worden. Die Folgen derartiger Patente sind erheblich: Für bestimmte Arzneimittel und Diagnosetests explodieren die Kosten, Ärzte werden in ihrer Arbeit behindert, die Pflanzenzucht wird blockiert sowie Forschung und Entwicklung beeinträchtigt.

Im Sommer 2005 wurden in Deutschland erstmals großflächig gentechnisch manipulierte Pflanzen angebaut. Dies geschah und geschieht gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung. Rund 80% der Menschen in der Bundesrepublik sind gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft und in der Nahrung. Die Verantwortlichen wissen, dass damit unumkehrbare Fakten geschaffen werden. Einmal freigesetzt, sind Gentech-Pflanzen nicht mehr rückholbar. Durch Pollenflug verbreitet sich unkontrolliert genmanipuliertes Erbgut. Artfremde Eigenschaften können in verwandte Wildpflanzen auskreuzen.
Der Anbau von genmanipulierten Organismen (GMO) bedroht weltweit die traditionelle Landwirtschaft. “Koexistenz”, wie sie Gentechnikbefürworter immer wieder beschwören, funktioniert nicht.

Wer besitzt die (beseelte) Natur?

Internationale Drogengesetze betreffend der Kokapflanze, Cannabis, Mohnblume, Peyote, Ayahuasca, Ephedra, usw. zerstören uralte traditionelle Methoden der Heilkunst und verhindern, dass die spirituellen und medizinischen Vorteile von diesen Pflanzenarten der Menschheit als kulturelles Erbe zur Verfügung stehen. Gesetzesgeber und die Wissenschaftler auf ihrer Lohnliste ermüden nicht darin, uns vor den bösartigen Wirkungen dieser “Drogen” zu warnen. Andererseits scheint dies pharmazeutische Firmen nicht davon abzuhalten Genehmigungen für die Erforschung dieser angeblich schädlichen Pflanzen zu beantragen und genehmigt zu bekommen.
Der Patentinhaber schreckte vor keinem Mittel zurück, um die Koalition der Patentgegner als Übeltäter hinzustellen und sich selbst als unschuldiges Opfer zu präsentieren.

Patente auf Medizinalhanf

Die Implikationen für Medizinalhanf sind beunruhigend. Nicht nur synthetische oder natürliche Derivate des Cannabis können patentiert werden sondern auch Methoden der Züchtung, Pflanzung, Transport und der Verarbeitung. Vielleicht erleben wir in Zukunft, dass die ganze Pflanzenart einem Individuum oder einer Firma gehört. Schon jetzt machen pharmazeutische Firmen, die in Cannabisforschung investieren, keine Geheimnisse aus ihrer Geschäftsstrategie. GW Pharmaceuticals, der Entwickler von Sativex®, hat folgendes zu sagen: “GW verfolgt ein aggressives Verfahren geistige Eigentumsrechte zu sichern, um Techniken und Technologien zu schützen, die zum Entwicklungsprogramm gehören. Patente werden in den Bereichen des Sortenschutzes, Methoden der Extraktion, der Drogeneinlieferung, der Zusammenstellung von Material für die Lieferungen des Cannabis, Methoden der Verwendung, usw. eingereicht. In den letzten wenigen Jahren… hat sich unser Patent Portfolio mehr als verdoppelt und umfasst 28 Patent geschützte Bereiche mit bevorstehenden Anträgen in zahlreichen Ländern weltweit.“ (Quelle: www.gwpharm.com)

Die Forschung geht weiter. Auch in vielen Feldern des Endocannabinoidsystems. Dieses „weitere“ Nerven- und Reizleitungssystem im Körper mit seinen vielen Funktionen sind noch immer weitestgehend unerforscht. Was vielen bekannt vorkommen könnte, sind Hungergefühle nach dem Konsum von Cannabis – eine Wirkung der großen Mischung natürlicher Cannabioniden im Hanf auf das Endocannabinoidsystem.
Die Aussichten auf Medikamente in Sachen Krebstherapie, AIDS, Magenregulierung sind ein Milliardenmarkt.

Freiwillige Feldbefreiung

Gendreck weg wurde von Imkern und Bauern ins Leben gerufen, um sich gegen die Agro-Gentechnik zur Wehr zu setzen. Wir gehen nach öffentlichen Ankündigungen auf Gentech-Maisfelder und reißen die gefährlichen Pflanzen aus. Es geht uns nicht darum, die Bauern zu schädigen, sondern die Gefahr abzuwenden. Wir betrachten unsere Aktion als Notwehr und als notwendigen Akt von Zivilcourage, um der Ausbreitung der Gentechnik auf unseren Feldern Einhalt zu gebieten. Damit sehen wir uns in der Tradition gewaltfreien Widerstandes. Immer mehr Menschen kündigen bereits jetzt ihre Bereitschaft zur Feldbefreiung an. Jede öffentliche Absichts- oder Solidaritätserklärung ermöglicht gesellschaftliche Diskussionen und wirkt auf den politischen Prozess. Die großen Aktionen finden statt, wenn mindestens 250 Menschen ihre Absicht erklärt haben.

Wir sind dabei nicht allein. In Afrika, Asien, Amerika und vielen europäischen Ländern haben Zehntausende von Menschen bereits ähnliche Initiativen ergriffen. In Frankreich wurden im letzten halben Jahr Gentechnikgegner in Gerichtsverfahren in Orleans und Versailles freigesprochen.

Was ich tun kann

Gendreck-weg ist eine Initiative freiwilliger FeldbefreierInnen und ihrer UnterstützerInnen. Die ersten Aktionen im Juli und September diesen Jahres waren nur der Anfang. Auch jetzt und im kommenden Jahr gab und gibt es viele Mitmachmöglichkeiten.

Es gibt kein Gendreck-weg ohne Feldbefreierinnen und Feldbefreier. Gendreck-weg informiert über und lädt ein zu gewaltfreien und öffentlichen Aktionen gegen Genfelder. Einfach eine E-Mail an: aktion@gendreck-weg.de

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen