Montag, 10. April 2006

Die wärmere Jahreszeit steht vor der Tür …

… Die nächste Outdoor-Saison auch.

In diesem Artikel geht es mir nur um den Freilandanbau – nicht um den Outdoor-Anbau im Topf! Die Pflanzen sollen “frei im Land” wachsen – so natürlich wie nur möglich. Das heißt, Freilandanbau bedeutet nicht weniger, als die Pflanzen draußen einzupflanzen, wo sie bis zum Ende ihres Lebenszyklus vollkommen auf sich selbst gestellt sind. Der Gärtner hat nichts weiter tun, als zu geeigneter Zeit im Frühjahr die Pflanzen an den richtigen Ort zu setzen, um dann im Herbst die ausgeblühten Exemplare zu ernten – ohne in der Zwischenzeit Weiteres zu tun. Bitte übertragt die Ratschläge NICHT auf eure im Topf gehaltenen Balkon-, Garten-, und Fensterbrettpflanzen!

Um also als Freilandgärtner für alles, was da kommt, gewappnet zu sein, ist einiges zu beachten, was ich im Folgenden einmal zusammengefasst habe.

Geeignete Sorten wählen!
Wer erfolgreich im Freiland anpflanzen möchte, sollte eine entsprechend robuste und früh blühende Sorte auswählen. Samenversender halten in ihren Shops etliche Sorten bereit. Der Gärtner, der in nördlichen Breiten anbaut, sollte ein besonderes Augenmerk auf die Sortenwahl legen. Geeignet sind Outdoor-Sorten, die möglichst alt im Sinne von bekannt sind. Wer eine möglichst unkomplizierte Ernte im Freiland wünscht, sollte brandneue Sorten meiden wie der Teufel das Weihwasser – egal, was diese neuen Sorten zumindest auf den Seiten der Breeder und Versender versprechen.
Für unsere Breiten eignen sich laut erfahrener Freilandgärtnern vor allem die Sorten “Early Girl – Early Skunk”, “Durban Poison” und “Hollands Hope”. Das bedeutet nicht, dass diese Sorten “Selbstgänger im Freiland” sind – entsprechende Bedingungen und Pflege brauchen alle Hanf-Pflanzen. Denn alle Outdoor-Sorten sind nur so gut wie der vom Gärtner gewählte Standort im Freiland und die Bedingungen, welcher dieser Standort erfüllt oder eben nicht. Also:

Geeigneten Standort suchen!
Die Kriterien für einen guten Standort sind im Grunde recht simpel. Der Pflanzort soll möglichst viel Sonnenlicht bekommen – also nicht im Schatten liegen! Je mehr Sonneneinfall – desto besser die Grundvoraussetzungen. Allerdings macht allein die Sonne einen Pflanzort noch nicht wirklich gut. Die Bodenbeschaffenheit ist ebenfalls elementar wichtig, um der Pflanze eine dauerhaft gute Versorgung mit Wasser und Nährstoffen zu bieten. Und anders als bei der Sonne, kann der Gärtner Bodenbeschaffenheit und Nährstoffverhältnisse optimieren, wenn der erfahrene Freilandbauer sein Hauptaugenmerk in exakt dieser Reihenfolge auf folgende, von ihm nicht oder nur mit großem Aufwand zu beeinflussenden Faktoren, legt.

Der ideale Standort bietet:

1. Mindestens acht Stunden direkte Sonneneinstrahlung!

2. Eine ausreichende natürliche Wasserversorgung der Pflanze während des gesamten Lebenszyklus!

3. Der Boden sollte leicht, lose und locker sein, ein hoher Sandanteil ist von Vorteil!

4. Der Ort sollte keine offensichtlichen Zugangswege haben und möglichst weit von Wegen, Pfaden, Straßen usw. entfernt sein.

5. Nadelbäume sollten nicht in direkter Nachbarschaft zu den Pflanzen wachsen, da sie auf sauren, relativ nährstoffarmen Boden hinweisen!

Mögliche Freilandstandorte schon frühzeitig erkunden! Ein Jahr im Voraus ist nicht zu weit voraus! Die natürliche Vegetation zeigt dir am besten, welche Orte geeignet sind. Im Winter ist bei fehlendem Pflanzenbewuchs nicht wirklich zu sehen, welche Standorte im Sommer wirklich gut sind! Saftige Grünpflanzen sollten im letzten Sommer an diesem Standort “gewuchert” haben – so sind feuchte Wiesenfelder und Gebiete in Uferrandlage zu bevorzugen! In sehr trockenen Gebieten sind Bodenmulden als Pflanzort zu wählen, da in ihnen das Regenwasser zusammenläuft und so die Wasserversorgung gewährleistet wird. In sehr feuchten Gebieten sind Bodenerhebungen als Standort vorzuziehen, da das Regenwasser dort versickert und abläuft aber keine Staunässe erzeugt!

Ideal wären statt einem großen Platz mehrere kleine Standorte, da im Freiland die Pflanzen in Kleingruppen nebeneinander gedeihen sollen. Dies hat viele Vorteile. Eine Kleingruppe von Hanf-Pflanzen wirkt bei weitem nicht so “verdächtig” wie ein ausgedehnter “Freilandacker”. Findet der Förster Pflanzen, findet er nicht gleich alle auf einmal. Fraßfeinde treten nicht an jedem Ort in gleicher Population auf. Darüber hinaus wird der Freilandgärtner im Sommer und Herbst schnell die Unterschiede zwischen den Pflanzorten ausmachen und die wirklich guten bereits für das kommende Jahr weiter pflegen können.

Am besten geht mensch einfach einen “gedachten” Pfad querfeldein durch die Natur und legt entlang “seines Pfades” mehrere Pflanzgruppen von mindestens drei bis zu neun Pflanzen an. Mehr sollten an einem Ort nicht stehen -die Pflanzen sollen sich ja gut entwickeln können! Hat mensch entsprechende Orte gefunden, kann, sobald der Boden nicht mehr gefroren ist, die Standortvorbereitung beginnen.

Der ideale Boden!
Einen idealen Boden wird mensch im Freiland nicht wirklich häufig vorfinden. Besonders nicht an den Standorten, welche schön versteckt und zudem sonnig liegen. Das Bodenproblem ist mit Klappspaten und einem Beutel Wurmdung – Bio Bizz Premix (Nährstoffpräparat zur Bodenverbesserung in Pulverform) leicht zu lösen. Bei sehr nährstoffarmen, sandigen Böden ist die Beigabe von richtig dosiertem Guano zu empfehlen, um in der Blütephase eine ausreichende Versorgung mit Phosphor zu gewährleisten! Bei sehr sandigen Böden sollte ein wenig handelsübliche Blumenerde oder Kompost mit in den natürlichen Boden eingearbeitet werden. Ist der Boden am Standort sehr trocken, würden erfahrene Freilandbauern zudem eine kleine Menge Kokos-Substrat mit in den natürlichen Boden mischen, um dessen Wasserhaltevermögen zu erhöhen. An sehr feuchten Orten geben alte Freilandhasen Perlite mit in den Boden, um die Bodenstruktur etwas aufzulockern, die Drainageeigenschaften am Standort zu verbessern und um mehr Sauerstoff an die Wurzeln zu bekommen.

Grundsätzlich gehen Freilandbauern wie folgt vor:

1. Sie heben ein Loch im natürlichen Boden von mindestens zehn Liter Volumen aus.

2. Den Aushub vermischen sie mit den Zuschlagstoffen um Struktur, Drainage und Nährstoffangebot im Pflanzloch zu verbessern.

3. Rund um das jetzt bestehende Pflanzloch wird der Boden möglichst tief und weitläufig umgegraben und so aufgelockert.

4. Dann füllen sie das Pflanzloch mit der vor Ort erstellten Erdmischung (Aushub + Zuschlagstoffe).
Dies alles machen sie bereits mindestens vier Wochen, bevor die Pflanzen in die vorbereiteten Pflanzlöcher gesetzt werden!

Vorziehen der Pflanzen!
Im Idealfall verfügt der Gärtner über eine weibliche Mutterpflanze einer Outdoor-Sorte und pflanzt nur Stecklinge an, deren Geschlecht und Eigenschaften denen der Mutterpflanze entsprechen. Ist dies nicht möglich, kann auf feminisiertes Saatgut zurückgegriffen werden. Dieses Saatgut ist nur “verweiblicht” und nicht “rein weiblich”. Mensch muss mit einigen Zwitterpflanzen rechnen, welche leichte Bestäubungen hervorrufen werden. Allerdings lassen sich leichte Bestäubungen im Freiland nie ganz ausschließen. Wer also im Freiland anbaut, sollte nicht davon ausgehen, dass er vollkommen samenfreies Grass ernten wird!

Saatgut
Wenn mit herkömmlichem Saatgut angebaut wird, bestehen drei Möglichkeiten.
1. Der Gärtner überlässt alles der Natur. Er stellt sich darauf ein, dass einige Pflanzen männlich sein werden und rechnet von Anfang an auch mit Samen in der erwarteten Rauchware.

2. Der Gärtner pflanzt geschlechtlich noch undefinierte Pflanzen und geht einmal Ende August seine Pflanzungen ab und vernichtet die männlichen Pflanzen.

3. Der Gärtner schickt die Pflanzen bereits unter Kunstlicht in die Blüte und sortiert schon jetzt die männlichen Pflanzen aus. Sprich: Er setzt nur weibliche Pflanzen ins Freiland.

Alle Methoden haben Vor- und Nachteile. In den Niederlanden und in der Schweiz habe ich ausschließlich mit weiblichen Klonen im Freiland gearbeitet, was ganz sicher die effektivste/beste Methode ist. Hätte ich diese Möglichkeit damals nicht gehabt, hätte ich Samenpflanzen verwendet, die ich unter Kunstlicht “angeblüht” und dann “erst” Mitte bis Ende Juni ins Freiland verbracht hätte. Bevor allerdings Aufwand und Kosten zu sehr steigen, sollte sich der Gärtner lieber darauf einstellen, dass einige Samen im Freiland-Weed sein werden.

Vorzucht
Anfang April beginnt die Vorzucht bei Samen mit dem Keimen und Sähen, bei Klonen mit dem Bewurzeln. So bleiben sechs bis zehn Wochen für die Pflanzen beste Grundlagen zu schaffen, bevor diese Mitte Mai bis Mitte Juni in das Freiland verbracht werden. Es ist ratsam, mit Ein bis Zwei-Liter-Töpfen zu starten. So muss bis zum Verbringen ins Freiland nicht mehr umgetopft werden und die Pflanzen verfügen bereits über einen relativ großen Wurzelballen, der es ihnen erleichtert im Freilandboden anzuwachsen.

Es kann aber auch durchaus sinnvoll sein, die Keimlinge oder Klone erst auf kleinen Torfquelltöpfchen anzuziehen und diese dann mit recht stark genährter Grow-Erde in Ein- bis Zwei-Liter-Töpfe zu setzen. So kann der Freilandbauer eine stärker genährte Erdmischung als Basis verwenden, da er die Keimlinge mit dieser nicht überdüngen würde.

In der Vorzuchtphase sollen die jungen Pflanzen möglichst warm stehen (20 bis 26 Grad Celcius) und so viel Licht wie möglich bekommen (mindestens 16 Stunden Helligkeit pro Tag), um möglichst vitale Jungpflanzen zu erhalten. Vorgezogen werden kann unter Leuchtstoffröhren am Fensterbrett oder in einem geschützten Bereich im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse.

Freiländer, welche mit beschnittenen Pflanzen arbeiten möchten, beschneiden ihre vitalen Jungpflanzen in der Mitte der geschützten Vorzuchtphase. Nach dem Schnitt soll die Pflanze noch mindestens zwei Wochen im Bereich der geschützten Vorzucht verbleiben. So wird sichergestellt, dass die Schnittwunde sauber verwächst und die neuen Triebe kräftig austreiben. Ab Mitte Mai werden nur vitale vorgezogene Pflanzen von 15 bis 20 Zentimetern Höhe ins Freiland gesetzt – vorausgesetzt, das Klima ist bereits gemäßigt und frei von Frost.

Ausbringen der Pflanzen ins Freiland!
Nun ist es so weit und der Freiländer verbringt seine vorgezogenen Pflanzen auf die von ihm vorbereiteten Pflanzorte im Freiland. Die bereits erstellten Pflanzlöcher werden unmittelbar vor dem Setzen der Jungpflanzen noch einmal locker umgegraben. Die Jungpflanze wird gesetzt und sofort angegossen. Dafür werden keine riesigen Wassermengen benötigt: 100 Milliliter pro Jungpflanze sollten ausreichen. Es ist sehr sinnvoll, das Gießwasser mit einer Wurzel-Stimulanz anzureichern, um der Jungpflanze ein rasches Einwurzeln in den Freilandboden zu ermöglichen.

Von jetzt an bleiben die Freilandgewächse auf sich allein gestellt. Im Regelfall kommt der Freilandgärtner nur noch einmal zu seinen Pflanzen: Je nach Wetterlage Ende September, Anfang Oktober um seine Pflanzen abzuernten. Einige werden dem Wild zum Opfer gefallen sein, hier kann der Freiländer jedoch noch begrenzt entgegen wirken. Es gilt einige wesentliche Regeln zu beachten um das Wildfraß-Risiko zu minimieren.

1. Immer erst dann ins Freiland pflanzen, wenn auch die natürliche Vegetation bereits entwickelt ist. So stehen dem Wild bereits die natürlichen Futterpflanzen zur Verfügung und die Hanf-Pflanzen sind nicht das einzige saftige Grün im Umkreis.

2. Haarwild wie Hasen oder Rehe mögen weder den Geruch des Menschen noch den eines Hundes. Ein paar kleine Büschel Hundehaar um die Pflanzungen herum zu verteilen, schafft Abhilfe. Sehr effektiv soll auch sein, einen Hund im Bereich der Pflanzungen seine Geschäfte verrichten zu lassen. Gleiches wird dem menschlichen Urin nachgesagt.

4. Gegen massiven Schneckenfraß AUF KEINEN FALL tötende Schneckenkörner verwenden. Diese Geruchsbarriere ist im Freiland aus Naturschutzgründen abzulehnen!

Den Rest wird nun die Natur erledigen – wie auch immer das ausschauen mag. Natürlich ist es möglich, dass die Pflanzen vertrocknen oder ersaufen, dass sich Thripse, Läuse und Milben an den Freilandpflanzen laben, Hasen und Rehe ihren Hunger stillen und auch noch Schnecken und Raupen ihren Teil an den Hanf-Pflanzen haben möchten. Sollte dies eintreten, belegt es dem Freilandgärtner, dass er einen schlechten Standort für die Pflanzen gewählt hat, zu früh oder in eine zu wenig wildbewachsene Landschaft gepflanzt hat und dass es bis zur nächsten Freilandsaison wieder etwas zu lernen gibt. Denn eines ist sicher: Der große Vorteil am Freilandanbau ist, dass der Gärtner außer dem Vorziehen, Ausbringen und einer guten Ernte alles weitere der Natur überlässt!

Kein kommerzieller Grower kann so auf die qualitätsbestimmenden Faktoren eingehen wie ein Heimgärtner in einem Land, in dem der Anbau von Hanf legal ist!

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