Mittwoch, 13. Dezember 2006

Dani Siciliano: Slappers (!K7records)

>> Avantgarde Pop

Ihre Stimme war es, die allen Herbert-
Alben vom 1998 erschienenen „Around
The House” über „Bodily Functions” bis
hin zum Big-Band-Exkurs „Goodbye
Swingtime“ und dem diesjährigen „Scale“
die einzigartige Note gab. Unvergessen
ihr Debüt „Likes“ aus dem Jahr 2004, mit
dem sie ihre Eigenständigkeit und ihr
Talent als Produzentin, DJ, Songschreiberin und Sängerin unter
Beweis stellte. Mit „Slappers“ haben Mann und Frau nun ein wahres
Meisterwerk abgeliefert, denn Elektroniktüftler Matthew Herbert
durfte beim Produzieren einiger Stücke aushelfen, hält sich aber
vornehm im Hintergrund. Wer Dani Siciliano gerade erst entdeckt,
könnte schnell vermuten, dass sich hier jemand von Róisín Murphys
großartigem Album „Ruby Blue“ inspirieren ließ. Aber natürlich ist
es umgekehrt. Eintönigkeit ist hier klar ein Fremdwort, denn Dani
bewegt sich geistreich, schwungvoll und ehrlich in Gefilden zwischen
Avantgarde-Pop, House, Disco, Blues, Soul und sogar einem
Hauch Country. All das mit mal mehr, mal weniger Elektronik und
Sample-Einsatz. Ins Ohr gehende Melodien, hier und da eine sich
ebenso in die Gehörgänge bohrende Hookline und eine stimmliche
Bandbreite von melancholischen, leisen bis hin zu selbstbewussten,
energischen oder ein wenig lasziven Tönen, besorgen den Rest.
Vertrackte, höchst komplexe Klangfelder, die ebenso intelligent
und faszinierend sind wie die zugehörigen Texte. Auch bei der
Entstehung der Songs hat Dani Siciliano einige skurrile Ideen und
wohl auch sehr viel Spaß gehabt. Für den Song „Slappers“, eine
energische Kampfansage in musikalisch aventgardistischer
Umsetzung, hat sie sich ein paar Freundinnen eingeladen und
gemeinsam mit ihnen Stimmen und Sounds, wie zum Beispiel das
Klatschen auf den Hintern, aufgenommen. Trotzdem bleibt sie vom
einem Sample-Wahnsinn wie auf Herberts letztem Konzeptalbum
weit entfernt. Song und Stimme stehen stets im Vordergrund. Zu
den herausragenden Tracks dieses Albums zählen der knappe
Funk von „Didn’t Anybody Tell You“ und der dunkle Elektronik-Soul
von „They Can Wait“. Genial auch die Zusammenarbeit mit der
englischen Teen-Band „Kitty, Daisy & Lewis“ auf dem eingängigen
digital-Countryblues-Song „Why Can’t I Make You High“, der ersten
Singleauskopplung. Die Ballade „Frozen“ legt sich warm ums Herz,
während hinterfragende Songs wie „Too Young“ zum Nachdenken
herausgefordern. „Think Twice“ und „Big Time” glänzen mit lasziver
Verspieltheit, die „Repeats“ haben durch ihre ebensolchen
Klangmuster etwas Meditatives und „Wifey“ kommt sehr spacig.
Das abschließende „Be My Producer“ ist lustigerweise sogar
gänzlich und ausschließlich das Werk der Musikerin. „Slappers“
bringt unweigerlich mindestens die Füße zum Wippen und bietet
ehrliche, unangestrengte und mitreißende Musik ohne jegliche
Einbrüche über die gesamte Länge des Albums. So lasse ich mich
gerne von einer der spannendsten Künstlerinnen unserer Tage
begeistern!
www.k7.com

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