Dienstag, 7. Februar 2006

DIE DREI SPITZENREITER UNTER DEN SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNGSMITTELN

Die niederländische Gesetzgebung in Bezug auf den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft und im Gartenbau ist außerordentlich streng. Nur für den Anbau einer typisch niederländischen Kulturpflanze, des so genannten Nederwiets, gelten keinerlei Vorschriften, da dessen Anbau verboten ist. Nicht verboten ist allerdings der Kauf von diesem niederländischen Marijuana. Geht der Gesetzgeber davon aus, dass niederländische Hanf-Bauern beim Anbau von Cannabis-Pflanzen, aus denen dieses Marijuana gewonnen wird, keine oder nur harmlose Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen? Weit gefehlt, denn ungefähr die Hälfte aller niederländischen Cannabis-Züchter verwendet chemische Schädlingsbekämpfungsmittel. Dies wurde bereits 2001 im Auftrag der zuständigen niederländischen Behörden festgestellt. Die damals durchgeführten Stichproben sind jedoch alles andere als repräsentativ und geben nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit wieder. Ergebnis der damaligen Untersuchung war, dass der Konsum von Nederwiet kein Gesundheitsrisiko darstelle.

Cannabis-Pflanzen werden meistens von Pilzen oder kleinen Schädlingen befallen, die es vor allem auf die Blütenspitzen abgesehen haben. Deshalb werden Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln für gewöhnlich auch in den Blütenspitzen nachgewiesen. Leider wird gerade aus diesen Spitzen Marijuana hergestellt. Obwohl der Gehalt an Rückständen – laut Schlussfolgerungen der Behörden – möglicherweise vernachlässigbar ist, steht bei CANNA und CannaResearch Gesundheit an erster Stelle und deshalb führt CannaResearch seit kurzem auch eigene Stichproben durch. Die ersten Ergebnisse dieser Stichproben von auf dem niederländischen Markt erhältlichem Marijuana waren erschreckend.

Das am häufigsten in Nederwiet nachgewiesene Schädlingsbekämpfungsmittel ist Furalaxyl, der unter anderem im Pflanzenschutzmittel Fongarid enthaltene Wirkstoff. Dabei handelt es sich um ein Fungizid zur Bekämpfung von Wurzel- und Stängelfäule, das über die Blätter und Wurzeln in das System der Pflanze eindringt. Daher werden derartige Fungizide auch als „systemische Fungizide” bezeichnet. Es dauert knapp 50 Tage, bis die Konzentration dieses Schädlingsbekämpfungsmittels in den Blütenspitzen halbiert ist. Dies gibt einen Aufschluss darüber, wie viel von diesem Mittel beim Rauchen inhaliert wird. Obwohl viele Züchter einander dieses Mittel empfehlen, wissen die wenigsten, dass Furalaxyl nur gegen Phytium und kaum gegen Rhizoctonia sp. oder Fusarium wirkt. Warum dieses Mittel nach wie vor gegen diese Pilzerkrankungen eingesetzt wird, lässt sich dadurch erklären, dass viele Züchter die verschiedenen Fäulearten nicht voneinander unterscheiden können oder einfach nicht wissen, dass dieses Mittel nur eine beschränkte Wirkung hat. In den Niederlanden ist die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln mit dem Wirkstoff Furalaxyl nur in der Zierpflanzen-, Blumenzwiebel- und Baumzucht erlaubt. Die Verwendung von Furalaxyl-haltigen Mitteln bei für den Konsum bestimmten Produkten verstößt gegen Artikel 5, Absatz 2 bzw. Artikel 9, Absatz 2 des niederländischen Schädlingsbekämpfungsgesetzes aus dem Jahr 1962. Damit ist auch ihr Einsatz beim Anbau von Cannabis verboten.

Ein anderes Mittel, das häufig in von Coffee Shops verkauftem Nederwiet vorkommt, ist Propamocarb, der unter anderem in Previcur N (Bayer) enthaltene Wirkstoff. Dieses Mittel wird wie Furalaxyl gegen Pilze eingesetzt, die Fuß- und Wurzelfäule verursachen. Darüber hinaus wird es auch zur Bekämpfung von falschem Mehltau (Plasmopara spp.) angewandt. Bei diesem Mittel dauert es knapp 25 Tage, bis die Konzentration in den Blütenspitzen halbiert ist. Auch das schwer nachweisbare Abamectin kommt häufig in Nederwiet vor. Abamectin ist der in Vertimec enthaltene Wirkstoff. Dieses den meisten Züchtern wohl bekannte Kontakt- und Mageninsektizid ist zwar natürlichen Ursprungs, deswegen aber nicht weniger giftig. Es wird meistens gegen Spinnmilben eingesetzt, wirkt aber auch gegen Minierfliegen und Thripse.

Wer demnächst in die Niederlande fährt um einem der Coffee Shops einen Besuch abzustatten, hat eine gute Chance zu erfahren, ob das, was er kaufen will, mit Pflanzenschutzmitteln belastet ist oder nicht. Denn zur Unterstützung der Coffee Shops hat CannaResearch beschlossen, auf Wunsch diverse Analysen durchzuführen, um das in Coffee Shops zum Verkauf angebotene Marijuana auf einige der am meisten vorkommenden Pflanzenschutzmittel zu untersuchen.

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