Dienstag, 18. Februar 2020

Tilburg will Cannabis-Lager der Coffeeshops schließen

Bürgermeister Weterings startet nächste Attacke auf die Coffeeshops „The Grass Company“ und „Africa“

Cannabis
Foto: Archiv

 

 

Tilburg will einfach keinen Frieden mit dem Coffeeshop-Gewerbe schließen. Erst im November durfte die Polizei den kompletten Lagerbestand der Coffeeshop-Kette „The Grass Company“ beschlagnahmen und Strafanträge wegen illegalen Drogenhandels gegen die Betreiber stellen. Nun will der Bürgermeister des Noord-Brabanter Städtchens noch einen Schritt weitergehen und alle Lagerräume der in der Gemeinde ansässigen Coffeeshops schließen. Der 60-jährige Politiker der Volkspartij voor Vrijheid en Democratie (VVD), Theo Weterings, begründet seine Kampfansage damit, dass mit dieser Maßnahme für „mehr Sicherheit in der Nachbarschaft“ gesorgt würde. Die Razzien im Herbst hätten gezeigt, dass Handlungsbedarf besteht, den Betreibern die externe Lagerung der Cannabis-Vorräte zu untersagen. Im Gegenzug will Weterings die zulässige Bevorratung von Marihuana und Haschisch in den Coffeeshops von 500 Gramm auf ein Kilogramm erhöhen.

 

Die Coffeeshop-Eigner sind entsetzt ob des Aktionismus des Bürgermeisters. Für Marco de Jong, Geschäftsführer von „The Grass Company“, fühlt sich das wie ein „Tritt in den Hintern“ an, wenn seine Cannabis-Lager für mindestens ein Jahr geschlossen werden. De Jongs Anwalt Rob Milo ist ebenso fassungslos, denn erst Montag letzter Woche wurden sein Mandant und zwei Angestellte wegen der Bevorratung der im Herbst sichergestellten 13 Kilogramm Cannabis schuldig gesprochen – das aber ohne Strafe. Nach Ansicht des Gerichts benötigt jeder staatlich geduldete Coffeeshop eine externe Versorgung, die wegen der 500-Gramm-Regelung über Zwischenlager erfolgen muss. Deshalb sei es strafrechtlich opportun, den Verstoß gegen das Opiumgesetz nicht zu ahnden.

Dass Bürgermeister Weterings das Urteil ignoriert und den Coffeeshops die „Speisekammern“ schließen will, ärgert Anwalt Milo: „Dies zeigt einen Mangel an Realismus (…) Es geht um den Vorrat für geduldete Coffeeshops. Der Bürgermeister erlaubt diese Geschäfte selbst.“

 

Stress mit der Gemeinde hat auch Mo Benjaddi, Besitzer des Coffeeshops „Africa“. Über seinem Kopf schwingt das Damoklesschwert einer sechsmonatigen Schließung seiner Vorratskammern. Bereits im September wurden seine zwei Garagenboxen von der Polizei gebustet. Beschlagnahmt wurden nicht näher bezifferte Mengen Cannabis und „große“ Summen Bargeld. Seitdem läuft von Seiten der Gemeinde ein Verfahren, dass die Integrität des Unternehmers in Frage stellt. Der geduldete Coffeeshop existiert bereits seit dreißig Jahren, ohne dass es jemals nennenswerte Probleme gab.

 

Die Coffeeshopeigner sehen düstere Zeiten auf sich zukommen. Sichere Räumlichkeiten für die Cannabis-Vorratshaltung seien nur schwer anzumieten. „Ich wüsste nicht, wo“, sagt De Jong. „Sie mieten im Namen der Firma – und bei den Vermietern läuten sofort die Alarmglocken.“ Benjaddi ergänzt: „Und die Risiken werden immer größer. Jahrelang hatten wir einen sicheren Ort, der geheim war. Jetzt müssen wir vielleicht an mehreren unbekannten Orten arbeiten.“

 

Wie zermürbend die Querelen mit den Behörden sind, zeigt die Bereitschaft der Coffeeshopbesitzer, auf das mehr als fragwürdige Wietexperiment zu setzen, an dem auch Tilburg ab Ende 2021 teilnehmen will. De Jong von „The Grass Company“ kann sich damit anfreunden, wenn der gesamte Prozess vom Anbau bis zum Verkauf künftig innerhalb einer geschlossenen Kette geregelt wird. „Die Regierung wird unser Problem lösen. Bald müssen wir nur noch bestellen und verkaufen.“

Ob sich auch die Hanffreunde damit anfreunden können, bald nur noch auf industriell hergestelltes und überteuertes Staatswiet zugreifen zu können, bleibt abzuwarten.

 

 

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11 Kommentare
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greenness
4 Jahre zuvor

“Ob sich auch die Hanffreunde damit anfreunden können, bald nur noch auf industriell hergestelltes und überteuertes Staatswiet zugreifen zu können, bleibt abzuwarten.”

Wieso? Ist das vom Schwarzmarkt besser?

Joint Freund
4 Jahre zuvor

@greeness
es geht hier nicht um die Qualität des Weeds, sondern, wie es auch nicht anders zu erwarten war oder ist, ums Geld.
“Staatsweed” kann man natürlich besser kontrollieren und dadurch auch die verkauften Mengen kontrollieren, um damit mehr Steuereinnahmen zu generieren.

Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Um die Planung durchzusetzen,müssen solche Maßnahmen ergriffen werden,weil die Betreiber von den Coffeeshops natürlich nicht sonderlich begeistert sind von der Umstellung auf Staatsweed.Man muß die Uneinsichtigen zu ihrem “Glück” zwingen.Fehlt nur noch die Durchsetzung des Handels ausschließlich an Einheimische.Schlimm.

greenness
4 Jahre zuvor

@Joint Freund

Waren die bisherigen “Lieferanten” karitative Einrichtungen?

Mal die direkte Frage: Wie stellst Du dir eine “Legalisierung” vor? Völlige Freigabe ohne Beschränkung mit einem ausufernden Schwarzmarkt, von dem keine Steuern gezahlt werden müssen?

coredump
4 Jahre zuvor

@greenness
In Deutschland ist der Anbau von bis zu 100 Tabakpflanzen steuerfrei erlaubt, also das würde mir persönlich für Hanf auch reichen und ich kann auch nicht recht einsehen warum ich das nicht dürfen sollte.

Otto Normal
4 Jahre zuvor

“Volkspartij voor Vrijheid en Democratie ” Volkspartei für Freiheit und Demokratie” totlach Fast schon eine Verhöhnung. Besser lügen kann selbst die Werbung nicht. Wenn Volksverräter von Freiheit reden gibt es Knast. Wenn Volksverräter von Frieden reden gibt es Krieg. Wenn Volksverräter von Demokratie reden ist es keine. Am besten die Parteien und die Politiker abschaffen. Sie sind das größte Übel. Ja ich sehe das auch so das man versucht die renitenten Coffeeshops etwas “anzuschubsen” damit sie sich alle diesem windigen Projekt mit dem “Staatsweed” anschließen. Dann müßten aber konsequenterweise anschließend auch alle Brauereien, Schnapsbrennereien und Weingüter diesem Projekt angeschlossen werden und von da ab gibt’s nur noch 1 Einheitsbier, 1 Staatsschnaps und 1 Staatswein. Der Kampf um Freiheit ist noch… Weiterlesen »

greenness
4 Jahre zuvor

@coredump Es geht hier doch nicht um Eigenbedarf, sondern um den kommerziellen Handel. Und der wird im Augenblick, der Prohibition sei Dank, nicht besteuert. Im Land der unbegrenzten Kapitalismen darf auch für den Eigenbedarf angebaut werden und die Dispensaries drücken Steuern ab. – Nochmal kurz zu den Niederanden. Wenn es so läuft, daß die Coffeshops künftig staatlich versorgt werden, kann man wohl wenig dagegen einwenden. Es besteht aber die Gefahr, daß “die Coffeshops” finanziell ausbluten und konservative Gestalten diese Phase ausnutzen wollen und auf diesem Weg das (relativ) erfolgreiche niederländische Modell zerstören. Ich habe keine Informationen über die Meinung der niederländischen Öffentlichkeit, die letztendlich ausschlaggebend sein wird. Vergeßt endlich die alten Zeiten. Cannabis wird in naher Zukunft ein Handelsgut wie… Weiterlesen »

Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Wenn die Regierungen alle Zugangsmöglichkeiten unterbunden haben,müssen wir alle selber anbauen,und die Behörden damit überfordern.

Hanf Solo
4 Jahre zuvor

…wie befürchtet – Staats-Hanf – die Industrie darf alles – inkl. Monopol – dank bester Lobbyarbeit…
Nächster Schritt – Hanf-Patente – F1Hybride…
Ende Gelände – Industrie + zugehörige Politik kann keinen Naturschutz!
Nein!
Keine Kompromisse mehr – Danke Frau Ludwig – wir sind aufgewacht!
Vollständige Legalisierung!
Oktober 2021 richtig entscheiden!

Endocannabinoid-System
4 Jahre zuvor

Cannabis gehört auch zu Tilburg , das steht schon in der Bibel https://archiv.hanflobby.de/archiv/boese- Die beabsichtigte Schließung der Shops ist pure Verleugnung der eigenen Feudalen ,christlichen Konditionierung .Ohne die, würden die Tilburger noch heute , mit unhandlichen Hinkelsteinen die Zeit messen,sich Akupunktur tattoos stechen und in Erdhäusern wohnen ,ohne Schweinepriester .

Endocannabinoid-System
4 Jahre zuvor

Den Krebsfördernden Cannabisgesetzen aus Brüssel , sei Dank . In Großbritanien geht dank Brexit ,jetzt in sachen Cannabis so einiges . Tilxit ?