Samstag, 17. August 2019

Cannabis-Freigabe eine Illusion?

Von Sadhu van Hemp


Der Glaube der Hänflinge an eine Befreiung des Hanfes ist ein Irrglaube. Niemand hat die Absicht, das Paradies vor der Prohibition neu aufblühen zu lassen, als Cannabis-Extrakte und Haschisch frei erhältlich waren. Die Zukunft des Umgangs mit dem Zauberkraut sieht anders aus. Nicht die völlige Freigabe wird angestrebt, sondern die totale Kontrolle. Politik und Wirtschaft denken überhaupt nicht daran, nach der gescheiterten Hanfprohibition die geraubten Besitz- und Hoheitsrechte an der heiligen Pflanze den Menschen zurückzugeben. Ungeregelt und unkontrolliert wie zu Kaisers Zeiten wird es nicht zugehen, wenn die politischen und wirtschaftlichen Eliten stellvertretend für alle Bürger den gesellschaftliche Konsens herstellen und die Cannabis-Re-Legalisierung in ein Korsett aus Gesetzestexten pressen. Einträchtig werden sie zusammenhocken, die Profiteure „der legalen, verbraucherfreundlichen Marktregelung“, und das ausbaldowern, was den Anschein einer Cannabisfreigabe erwecken soll, in Wahrheit aber nichts weiter als eine Verteilung der Pfründe ist.

Ein Blick nach Kanada verrät, was auf die Welt zukommt. Einige wenige Kapitalunternehmen werden in computergesteuerten Gewächshäusern am Fließband seelenlosen Industrie-Hanf produzieren und darüber bestimmen, was in die Tüte und den Haschkeks kommt. Die von den Wirtschaftseliten angestrebte „verbraucherfreundliche Marktregelung“ bedeutet unter dem Strich, dass das spottbillige Allerweltskraut zum Lifestyle-Premiumprodukt aufgewertet wird, das den Monopolisten maximalen Profit verspricht. Multinational agierende Großkonzerne reihen sich bereits in die Wertschöpfungskette ein, um nach der „Befreiung“ den Cannabis-Markt mit THC-haltigen Süßigkeiten, Getränken und Fertigjoints zu fluten. Die Marketingabteilungen der Unternehmen wissen schon heute, was die Kundenwünsche von morgen sind und welche Geschmacksrichtungen beispielsweise die Deutschen bevorzugen. Und zuletzt wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die hanfverarbeitende Industrie den kostenintensiven Cannabisanbau in Gewächshäusern einspart und für ihre Produkte auf synthetisch hergestellte Cannabinoide zurückgreift. Schließlich wird schon heute in der Lebensmittelindustrie getrickst und gepanscht, um die Verbraucher möglichst billig abzuspeisen. So schmeckt ein Fürst-Pückler-Eis aus dem Supermarkt nach Vanille, Kakao und Erdbeeren, aber das Produkt selbst enthält weder das eine noch das andere – dafür aber umso mehr künstliche Aromastoffe.

Jeder Hänfling, der von der Befreiung des Hanfes träumt, sollte sich schon fragen, ob das, was da ins Haus steht, wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Vielleicht wäre es ja doch der bessere Ansatz, sich nicht nur auf jene selbsternannten Cannabis-Fachspezialexperten zu verlassen, die mit den Prohibitionisten den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen und eine völlige Freigabe als illusorisch hinstellen. Ist es wirklich alternativlos, sich nach der Entkriminalisierung der totalen Kontrolle durch die Kapitalunternehmen auszuliefern und den Aktionären die Taschen zu füllen?

Die Hanffreunde sollten sich schon darüber im Klaren sein, dass das, was sich Politik, Wirtschaft und Cannabis-Lobbyisten heute für sie ausdenken, über Jahre und Jahrzehnte Bestand haben wird. Und das durchaus auch zum Nachteil, wie man am Cannabisanbau-Verhinderungsgesetz für Patienten sieht. Seit März 2017 stellt diese Gesetzesreform unter Beweis, wie es nicht sein sollte. Der kostengünstige Eigenbau ist nicht erwünscht, dafür aber die teure und nicht immer gewährleistete Versorgung mit Importware aus der Apotheke. Das Wohl und die individuellen Wünsche der Patienten stehen hinter der Profitgier der begünstigten Großkonzerne an. Zuletzt werden synthetische Cannabinoide die natürlich gezogenen Hanfblüten ersetzen.

Der Paradigmenwechsel in der Cannabispolitik ist in vollem Gange – und er wird nicht aufzuhalten sein. Doch die Chancen sind groß, dass die Hänflinge am Ende genauso doof dastehen wie zuvor. Die Weichen, die heute gestellt werden, führen nicht dazu, dass jeder mit dem Hanf machen kann, was er will. Der private Anbau wird weiterhin Beschränkungen unterliegen, und der Import von Haschisch und Gras aus Afrika, Asien und Amerika bleibt illegaler Drogenschmuggel und wird mit Freiheitsentzug bestraft.

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16 Kommentare
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Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Der Glaube an die Freiheit und Freigabe für Jedermann, dürfte sich spätestens jetzt erledigt haben.Es lebe der Schwarzmarkt und der unentdeckte Eigenanbau.

Georg Elser
4 Jahre zuvor

Die Masse der Cannabiskonsumenten besteht , leider ,aus Freizeit und Gelegenheitskonsumenten , ohne eigenen Garten , das sind keine Cannabisexperten oder Feinschmecker sondern ganz normale Konsumenten der Konsumgesselschaft , die sich über ein preiswertes Produkt freuen und dafür bezahlen .
Die Menschen die Cannabis aus Medizinischen Gründen nutzen müssen , wollen das die Gesundheitlichen Beschwerden gelindert werden ohne Umweltschäden ,Nierenschäden und Chemie . Wie und wo soll sich ein Bettlägriger Patient sein Cannabis selber nach dem Mondkalender growen , oder mit Heiligen Mantren Ernten , schonend Trocknen und speziel Lagern ?
Die Beschränkungen für den Eigenanbau ,werden kaum durchsetzbar sein, wenn es überall nach Gras riecht .

buri_see_käo
4 Jahre zuvor

@Georg Elser, der kleine Rechtschreibfehler, doppel-s im Wort “Konsumgesselschaft”,
richtig müsste Konsumgeißelschaft sein, dann passt es zur Realität.
mfG fE

Harald
4 Jahre zuvor

Das von dir beschriebene Szenario ist zwar angestrebt, wird aber so nicht kommen. Ich bin davon überzeugt, das diese Herrschaften die nächste Rezession (Crash) nicht überstehen werden. Die Menschen haben jetzt schon genug von dieser Weltwirtschaftsdiktatur und werden aufstehen und das beenden. Der Jugend ist es ja jetzt schon weitestgehend egal, was die korrupte Politik von ihr erwartet und es wird schlimmer und zwar jeden Tag. Es wird Zeit, dass auch die Eltern noch den Mut finden dieses Terrorregime abzuschütteln. Cannabis wir da so mitlaufen und die Leute werden sich das Recht darauf einfach nehmen. Es ist so oder so höchste Zeit, dass sich was ändert!!!!!!!!!

Ralf
4 Jahre zuvor

Da spricht mir einer aus der Seele und meine Hoffnung steigt daß die Leute dieses miese Spiel doch noch durchschauen. Seit Jahren warne ich vor diesen Machenschaften der neoliberalen Monopolwirtschaft, der wir unser Kraut und die Menschen die es ihr Leben lang verteidigt haben, auf keinen Fall an`s Messer liefern dürfen ! Oft habe ich auch auf die so genannte Regulierung und Kontrolle aufmerksam gemacht, so wie sie in unserer Lebensmittelindustrie abläuft. Will man z.B. weniger bis keine Kontrolle, stellt man mit dem Totschlagargument, kein Geld da, eben keine Kontrolleure ein wie z.B. in der Massentierhaltung, , wie von Organisationen wie foodwach oder peta oft dokumentiert,die solche tierquälerischen Zustände regelrecht produziert. https://www.foodwatch.org/de/startseite/ https://www.peta.de/ @Harald Ich fürchte deine Hoffnung auf die… Weiterlesen »

Egal
4 Jahre zuvor

@Harald, Das was du schreibst ist leider wahr! In den 80,ger hatten die Kids noch Respekt vor dem Bademeister und der Polizei. Das sieht und liest man immer wider das im Schwimmbad sogar siqurity heute Standard ist. Selbst im Supermarkt gibt es siqurity! Und auch ich bin der Meinung das die Politik von der nächsten Generation sowas von überrollt werden. Die verkaufen sogar ihre eigenen Kinder! Ich kann nicht erkennen das sich Umwelttechnich sich irgendwas Nännenshaft verbessert hat. Das einzige was ich sehe ist das im Wald immer mehr Bäume fehlen und das im rapieden Tempo! Die Stadt hat kein Geld und der Staat gibt es es lieber für die unnötige consumenten verfolgung aus. Letztendlich ist es so das kein… Weiterlesen »

Hanfbenzin
4 Jahre zuvor

Über 50 000 Produkte können aus Hanf hergestellt werden ,z.b. Papier . Papier wird aus Cellulose hergestellt , Cellulose wird zur Zeit aus Holz hergestellt . Einjähriger Hanf erzeugt aber pro Hektar dreimal mehr Cellulose ,als ein Hektar, eines 60 Jahre alten Waldes .
Die Holzwirtschaft will garantiert ,keine totale Hanf legalisierung .

Cookie
4 Jahre zuvor

Ist schon wahr, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, aber wir sind ja froh um jeden Strohhalm :). Wenn ich endlich meine Sorten anbauen darf – und das ist Pflicht! – ist das Problem auch nicht mehr so groß, wie es jetzt erscheint. “Nur die Unternehmen” darf natürlich nicht sein.

Dorfkrug Rutenberg
4 Jahre zuvor

“Schöne neue Welt” -der Staat (!?) versorgt seine Sklaven mit “Soma” und alle sind glücklich und zufrieden.
Es ist an der Zeit, sich mal wieder mit “klassischer” Literatur auseinanderzusetzen.
Die “Bilderberger” haben da weniger Berührungsängste.
Uns bleibt nur der Weg der Aufklärung: Flyer und Samen verbreiten, bis Hanf so normal ist wie Brot.

Ralf
4 Jahre zuvor

@Egal “In den 80,ger hatten die Kids noch Respekt vor dem Bademeister und der Polizei.” Ich ergänze: Den sie schon damals nicht verdient haben. Schon Albert Einstein hat bei Ausbruch der Alkoholprohibition gesagt, das Prohibition dazu führt, daß die Bevölkerung den Respekt vor den Strafverfolgungsbehörden verliert. Die Relegalisierung dieser Todesdroge bei gleichzeitiger Verteufelung unseres ABSOLUT HARMLOSEN Krautes, setzt da natürlich noch eins drauf, (ich feiere in 2 Jahren mein 50-jähriges Cannabis-Jubiläum, ohne bei fast täglichem puren Konsum auch nur die kleinsten gesundheitlichen Schäden davon getragen zu haben, ich bin so gesund dass mir mein Hausarzt das mit dem täglichen Konsum nicht glaubt !) und macht diesen Verlust an Respekt natürlich nicht besser, sondern outet diese cannaphob-paranoiden Vollpfosten als hochgradige Psychopathen!… Weiterlesen »

Ralf
4 Jahre zuvor

Der DHV ist eine Privatfirma und ihr Boss ist Georg Wurth, ein neoliberaler BWLer, der genau diese Art der Pseudolegalisierung über Anbaulizenzen betreibt und für die zukünftige groß industrielle HANFINDUSTRIE den Boden bereitet. Deswegen verunglimpft er auch den so genannten Schwarzmarkt pauschal als “dubios” und als kriminelle Mafia.
Er fördert nicht die Solidarisierung sondern betreibt Polarisierung und das kann niemals gut sein.
Geht nicht den falschen Propheten auf den Leim!

Lukas K.
4 Jahre zuvor

@Ralf So ein Unfug, Herr Wurth ist Finanzwirt, bei den Grünen und hat früher als Steuerbeamter gearbeitet – also so das ziemliche Gegenteil eines skrupellosen Neoliberalen… die Hanfindustrie finden sie eher bei der FDP und leider Gottes in jedem Lande, in dem bis heuer legalisiert wurde, was aber Privatanbau nicht ausschlösse.

Lotus
4 Jahre zuvor

Die Befreiung vom Hanf soll nicht in einer Kartellisierung enden,
wir fordern Freiheit,
keine neue oder andere Form der Gefangenschaft….

Ralf
4 Jahre zuvor

@Lukas K. So ein Unfug, als ob das womit er früher sein Geld verdient hat, irgend etwas darüber aussagen würde, welche Einstellung er heute hat.
Du versuchst hier, ganz wie die Mainstream-Medien, die Leute zu verarschen indem du glauben machst, daß Finanzwirt und BWLer was verschiedenes wäre, und die Grünen sind seit ihren Bombardierungen von Serbien und Afghanistan eine Kriegsverbrecherpartei, aus der ich seit dem ausgetreten bin und auch nie wieder eintreten werde, da ich mich sonst mit schuldig mache! Es wird Zeit für etwas Neues.
@Lotus: Hundert Prozent korrekt!

Ralf
4 Jahre zuvor

@Lukas K.
Zeige mir auch nur eine einzige Seite beim DHV, auf der der freie unreglementierte, nicht “Finanzwirt” gesteuerte Anbau von Hanf gefordert wird. Viel Spaß beim Suchen!

Egal
4 Jahre zuvor

Ralf dann mach es doch besser!
Statt zu Jammern!