Samstag, 2. Februar 2019

www.sucht.de

Die Geldgier.


Was ist eigentlich Sucht?

Wem schadet welche Sucht wirklich?

Wem nutzt welche Sucht?

Über frappante Widersprüche zwischen Schein und Sein in unserer Gesellschaft


Teil 1: die Höllenkönigin aller Süchte, die Geldgier.

Verlogen, dumm und unverschämt – anders kann man den gesellschaftlichen Dialog über Drogen und Sucht nicht bezeichnen. Besoffene Politiker knallen ihre Bierkrüge aneinander und stoßen auf den »Kampf gegen Drogen« an. Als ich einmal bei einer Talkshow von Anne Will mit dem damaligen Minister für »Entwicklungszusammenarbeit« Dirk Niebel diskutierte, kippte er sich beim Warm-up vor der Sendung schon mal gleich drei Gläser Rotwein in den Kopf. Rotgesichtig plapperte er dann in der Sendung seine Floskeln runter, wie toll seine Politik sei und wie gut überhaupt alles sei, was die Regierung, der er angehöre, mache. Das sind die Politiker, die die Legalisierung in Hanf verhindern. Süchtige, die keines klaren Gedanken mehr mächtig sind und nur noch beauftragte Textbausteine absondern, die der Fortsetzung einer schwerkranken Gesellschaftsstruktur dienen – einer suchtkranken.

Denn die Sucht Nummer eins, die Sucht, die dabei ist die ganze Welt zu überfluten, im direkten biblischen wie im übertragenen Sinne, ist die Sucht nach Geld.

Eine Sucht, der keineswegs alle Menschen verfallen sind – übrigens am wenigsten die Kiffer (sie sind zufrieden, wenn ihre Grundbedürfnisse gestillt sind und deswegen sind sie so untauglich für diese Gesellschaft), sondern vor allem diejenigen, die die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Fäden in der Hand halten.

Was ganz konkret im täglichen Leben die Folgeschäden dieser Sucht bewirken, wie sie bis in die letzten zwischenmenschlichen Beziehungen das Zusammenleben der Menschen zerstört, möchte ich heute einmal an einem alltäglichen Beispiel genauer illustrieren, das jeder von uns kennt:

»Liebes GLS Service-Team, Bereich E-Mailbearbeitung –

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Sie ist ein eindrückliches Beispiel für den Zustand unserer Gesellschaft, genauer gesagt, ihre dramatische Entmenschlichung oder politisch ausgedrückt: der ganze Vorgang zeigt, was die Diktatur des Profits, unter der wir zu leben gezwungen sind, aus den Menschen macht.

Deshalb werde ich Ihre Mitteilung im Folgenden genauer untersuchen und als offenen Brief veröffentlichen.

Sehr geehrter Herr Wackernagel,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Es ist unserem zuständigen GLS Depot leider nicht möglich, Ihr Paket aus dem GLS PaketShop abzuholen und es Ihnen erneut zuzustellen.

Aha! Sehr interessant! Zu erklären, warum das so ist, ist Ihnen »leider« auch »nicht möglich«, aber es ist auch nicht nötig, denn das kann sich jeder an einem Finger ausrechnen: weil die Aktienhaie, die geifernd und gierig vor ihren Bildschirmen sitzen und mit triefendem Sabber die Börsenkurse verfolgen – einen produktiven Handstrich haben diese Schmarotzer ja noch nie getan, das Wort »Arbeit« ist ihnen ein unverständliches Fremdwort – weil dieses arbeitsscheue Gesindel seine Profitrate erhöhen will:

Das ist der alleinige Grund, sonst gibt es keinen.

Aber es kommt ja noch viel besser:

Wenn Sie dennoch eine erneute Zustellung wünschen, möchten wir Sie bitten, sich direkt an Ihren Vertragspartner (Absender) zu wenden.

Jetzt soll ich auch noch Ihre Arbeit machen! Vielen Dank – geht’s noch?

Da Sie das Paket, wie ich Ihnen x-mal bereits mitgeteilt hatte, auf meiner Veranda ablegen oder bei einem Nachbarn abgeben hätten können, ist es nun wahrlich nicht meine Aufgabe, Ihre schlampige Arbeit wieder gut zu machen.

Mit »Sie/Ihnen« meine ich natürlich nicht die bemitleidenswerten Kollegen, die unter einem wahnsinnigen Druck bis kurz vor dem Burnout für einen lächerlichen Schinderlohn permanent rennend, gehetzt sich halb zu Tode arbeiten, sondern die grauen Masken in den Vorstandsetagen, die diesen Druck ausüben, um sich bei den oben genannten Herrschaften anzuschmieren und Boni rauszuholen, die den Kollegen, die wirklich arbeiten, vom Lohn  abgezogen werden.

Dass das Paket nicht auf der Veranda abgelegt wurde, erklärte mir ein Kollege von DHL – und es ist ja überall das gleiche, auch bei Hermes und was es sonst noch so gibt – der auf meine Frage, warum mir denn einerseits die Möglichkeit gegeben werde, einen Wunschablageort zu nennen, dieser andererseits aber nicht benützt werde, auf seine trockene bayrische Art lapidar antwortete:

»Na, des geht ned, die kehna des ned lesn «

Auf deutsch: es werden der deutschen Sprache nur beschränkt kundige Kollegen aus anderen Ländern eingestellt, weil sie noch weniger Lohn bekommen als ihre deutschen Kollegen, damit die ehrenwerten Herren auf ihren Aktienpaketen, auch Aktienpenner genannt, noch weicher sitzen.

Und gleichzeitig auf die »Ausländerflut« schimpfen und AfD wählen.

Aber der Höhepunkt kommt erst:

Dieser hat die Möglichkeit eine erneute kostenpflichtige Zustellung für Sie verfügen zu lassen.

Jetzt soll ich auch noch bezahlen dafür, dass mir mein Paket nicht zugestellt wurde? Kann es sein, dass das Ganze eine raffiniert eingefädelte Taktik ist, um noch mehr Geld aus den Leuten rauszuholen, die wie ich und der Zusteller, mit ihrer harten, täglichen Arbeit das Land am kacken halten, wie man im Ruhrgebiet sagt, dieses Deutschland, das von Marionetten, wie denen in Ihren Vorstandsetagen in den Ruin getrieben wird, damit Ihre Auftraggeber wie Dagobert Duck im Geld baden können?

Für Ihre Unterstützung bedanken wir uns.

Ich mich auch!

Fuer Rueckfragen mailen Sie bitte die Ticketnummer aus dem Betreff ueber Ihre Antwortfunktion (wenn moeglich gerne mit Protokoll).

Gerne! Siehe diesen Brief!

Freundliche Gruesse!

Ihr GLS Service-Team

Bereich E-Mailbearbeitung

Normalerweise haben Menschen mit Augen, Nasen, Mündern, Händen und Füssen, von Gehirnen mal abgesehen, auch Namen, aber so etwas Überflüssiges wird ja heutzutage alles abgeschafft, weil da nix dran zu verdienen ist.

Ende der Durchsage.

Von Ihnen bzw. Ihren Bossen würde ich mich nicht einmal am Arsch lecken lassen.«

Aber die Geschichte geht ja noch weiter. Da ich nicht bereit war, das Spiel noch 25 Mal zu wiederholen und jedes Mal neu dafür zu bezahlen, machte ich mich also auf die Suche nach dem »GLS-Paket Shop«, wie das Versteck, in dem die Herrschaften mein Paket gebunkert hatten, bezeichnet wurde. Dabei handelte es sich aber nicht um einen Laden gleichnamiger Bezeichnung, sondern um einen, man lese und staune, Autohändler. Dieser wiederum befand sich in einem Industriegebiet jwd, mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum erreichbar, zu Fuß eine halbe Tagesreise, also nur mit Auto erreichbar, und wer das nicht hat, darf ein Taxi bezahlen, womit wir einmal mehr bei der Förderung des Wirtschaftskreislaufs zugunsten der Geldsuchtbefriedigung der Bosse desselben wären.

Wer jetzt denkt, man fände dort einen Autohändler in einem Gebäude mit einer Eingangstür, durch die man eintreten und jemanden nach dem Paket fragen kann, wobei man sich blöd genug vorkommt, täuscht sich. Man steht nämlich vor einem Gebäudekomplex, in dem sämtliche asiatischen und französischen Automarken vertreten sind, mit soundsoviel Ein- und Ausgängen – Kafka pur.

Also ging ich halt irgendwo rein und sprach eine junge Dame mit riesigen Augenwimpern und noch riesigeren Fingernägeln an, die hinter einem Desk saß und mich freundlich anlächelte. Meinem Problem freilich konnte sie nicht abhelfen: »Hier gibt’s nur PKW’s«, klärte sie mich so liebenswürdig wie mitleidig auf. Wäre nicht gerade ein dickbäuchiger Kollege mit voluminösem Bart und wichtigen Aktenordnern hinter dem Desk vorbeigelaufen, wäre ich wahrscheinlich endgültig verzweifelt und zum finalen Amoklauf übergegangen:

»Da müssen se rüber zu Toyota«, beschied er mich und nickte mit dem Kopf in die entsprechende Richtung.

Riesig erleichtert bedankte ich mich überschwänglich.

Bei Toyota saß ein strenger Herr hinter dem Desk, nahm meine Paketmarke in Empfang, schickte einen Adlatus los und hörte geduldig zu, als ich ihm mein Herz ausschüttete, was für eine Zumutung das alles sei, welche Odyssee ich hinter mir hätte und überhaupt.

Zustimmend nickte er bitteren Blickes, nahm das Paket von seinem Adlatus in Empfang und gab es mir kopfschüttelnd mit den Worten:

»Das ganze System ist krank.«

Suchtkrank.

Womit wir nach dem Ausflug in die jedes menschliche Zusammenleben zerstörenden Auswirkungen der bösesten und am tiefsten sitzenden Sucht aller Süchte wieder beim Thema angelangt sind, der Queen aller Süchte, der Geldsucht.

Der Geldsucht derer, die die Welt beherrschen und zerstören. Die Sucht derer, die umso süchtiger werden, je mehr Geld sie haben. Die umso gieriger, umso rücksichtsloser, umso menschenfeindlicher, umso gnadenloser, umso zynischer, umso verbrecherischer werden, je mehr Geld sie haben.

Natürlich: wer hat nicht gern genügend Knete. Wer hätte nicht gern ein wenig mehr, um sich dieses oder jenes leisten zu können, mal sorglos in den Urlaub fahren zu können oder auch nur, um jemandem geschätzten oder geliebten ein supergeiles Geschenk machen zu können.

Das hat nichts mit Sucht zu tun, das ist der Wunsch nach einem einigermaßen gesicherten Leben in unserer seelenlosen Ellenbogen-„hire-and-fire“-Gesellschaft, das ist die Sehnsucht nach Erfüllung normalerweise nicht erfüllbarer Träume, das ist Ausdruck des legitimen Bedürfnisses, nicht ständig um alles und gegen jeden kämpfen zu müssen.

Geldsucht ist etwas anderes. Bei Geldsucht geht es um Geld um des Geldes willen. Ein abstrakter Wahn, nicht nur, weil man Geld nicht essen kann, sondern, weil es dieses Geld ja gar nicht gibt, nicht einmal mehr, wie früher, in Goldreserven als Ausgleichsgarantie, sondern nur noch als kollektive gesellschaftliche Verabredung einiger weniger, um nicht zu sagen, globaler Verarschung, wie man an einem Satireblatt wie Focus Money im Wartezimmer beim Arzt nachlesen kann, in dem Geldspekulanten ihre Phantasien austoben, die zu irgendwelchen Zahlen auf Rechnern führen, deren Folge Massenentlassungen, erhöhter Arbeitsdruck, Burn-out und Depressionen in immer größeren Bevölkerungsteilen sind.

Die Geldsucht ist die schlimmste, furchtbarste und am schwierigsten therapierbare Sucht, weil sie niemals zu befriedigen ist. Jeder Fixer hat wenigstens eine Zeitlang nach seinem Schuss seine Ruhe …

…. der Geldsüchtige hingegen wird mit jeder Million unruhiger, ängstlicher, gieriger: was sind schon 5 Millionen, 10 müssen es sein, was sind schon 10 – 25 müssen es sein: also als erstes Arbeitspensen erhöht und Angestellte entlassen; außerdem wird der Vorstand ausgewechselt, denn, wenn wir ehrlich sind, was sind schon 25 Millionen? Andere haben 25 Milliarden, was ist man gegenüber solchen Lichtgestalten für ein mickriges Würstchen?

Und wenn man dann mit lächerlichen 17 Milliarden ins Grab sinkt, muss man sich eingestehen: »Mein Leben ist gescheitert«.

Der bemitleidenswerte Chef eines der ersten und größten Discounter zum Beispiel konnte nur 20 Milliarden mit ins Ab- oder Jenseits nehmen: dafür kriegt er höchstens ein 2 Sterne Hotel im Höllenhimmel, und das auch noch ohne Frühstück! Dabei hat er sich so eine Mühe gegeben!

Dafür aber wird ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung in Angst und Schrecken vor Entlassung oder Kürzung des Gehalts getrieben, werden ganze Kontinente ausgebeutet und deren Bevölkerung ins Mittelmeer getrieben. (Maßnahme gegen Überbevölkerung – wieso kriegen die auch dauernd soviel Kinder!) Werden Kriege für Freiheit und Demokratie umgelogener Völkermord an den Menschen in den rohstoffliefernden Ländern getrieben.

Das sind die Folgen der Selbstbefriedigung schwer suchtkranker Menschen, die an den entscheidenden Schaltstellen von Wirtschaft und Politik sitzen, national wie global. Es gibt inzwischen genügend wissenschaftliche Untersuchungen über den schwer neurotischen Charakter von Topmanagern, und es ist leicht nachvollziehbar: wer noch auch nur über Reste menschlicher und zwischenmenschlicher Affekte verfügt, kann einen solchen Job nicht machen.

Und um es in Abwandlung des guten alten Bert Brecht Spruchs in Bezug auf Beschaffungskriminalität Suchtkranker zu sagen:

Was ist ein Apothekeneinbruch gegen die Entlassung von 10 000 Siemensangestellten? Was ist Strassenprostitution gegen den Ausverkauf der eigenen Bevölkerung durch Multimilliardäre in Ländern mit einem hohen Anteil bitterarmer Menschen wie zum Beispiel in Mali, wo ich das zehn Jahre lang miterleben konnte? Was bedeutet ein Auto zu knacken gegen die Produktion von täglich unzähligen Autos auf der ganzen Welt, der überflüssigsten Produktion überhaupt, die wertvolle Rohstoffe sinnlos vernichtet und den Globus verpestet und so zum Sargnagel der Zivilisation wird?

Nichts aber auch gar nichts.

Zumal durch Legalisierung auch der sogenannten harten Drogen, wie sie der hohe holländische Polizeibeamte Herman van Hoogen schon immer forderte, nicht nur diese lächerliche Beschaffungskriminalität aus der Welt geschafft werden  könnte, sondern auch unzählige, von schlechtem illegalen Stoff zu verantwortende Tote vermieden werden könnten.

Das heißt:

Die Beseitigung der Probleme, die durch die gegen jede Erkenntnis und Vernunft immer noch illegalen Süchte entstehen, wäre ein Kinderspiel.

Die Beseitigung der legalen, von Politik und Medien geförderten Menschheit vernichtenden Süchte, erforderte eine grundlegende Umstrukturierung der Gesellschaft, an allererster Stelle in Bezug auf die Geldsucht:

Abschaffung der Börsen, Verbot jeglicher Aktien und Zinsen.

Und weil wir gerade Weihnachten noch in guter Erinnerung haben, möchte ich in diesem Zusammenhang an den guten alten Freak Jesus erinnern, dieses sanftmütige Lamm, das nur einmal so ausgerastet ist, dass er sogar gewalttätig wurde: als er nämlich die Tische der Devisenhändler und Geldspekulanten in der Synagoge umwarf.

Hätte man auf ihn gehört, anstatt seine Religion umzudrehen und zum Staatsterror zu machen, hätte es nie einen 9/11 gegeben.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Christof Wackernagel.


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3 Kommentare
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Altruist
5 Jahre zuvor

Alle Bonzen betonen die Ökonomische verantwortung der Bevölkerung und ermahnen diese zu Leistung und sog. Integration , obwohl seit der Deregulierung des Finanzssystems 1972 , die Realwirtschaft nur noch ein Anhängsel der Finanzwirtschaft ist !
Heutzutage beträgt das Volumen der an den Börsen gehandelten Derivate
zwischen 600 und 700 Billionen Dollar und das ohne Transaktionssteuer ,total Steuerfrei .

Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Das ganze globale
Bruttoinlandsprodukt, in anderen Worten, alles, was die Länder
produzieren, beträgt ungefähr gerade einmal 60 Billionen Dollar.

gerhard bodner
5 Jahre zuvor

Geldsucht??
Nicht nur die, auch das Geltungsbedürfnis, die Eitelkeit!
Sport, Autos u.s.w. treibt zur Zeit die armen Seelen in meine Arme.
Schöne grüße, macht weiter so
SATAN

Lotus
5 Jahre zuvor

Respekt an Christof Wackernagel,
sehr gut geschrieben …
ich denke solange es noch Menschen gibt die sowas verstehen ,
ist auch die Hoffnung noch nicht ganz verloren…=D

chillige grüße,
Peacezeichen