Montag, 23. April 2018

„Welt-Cannabis-Tag“: Polizei sprengt Kifferparty

 

 

In Potsdam-Babelsberg hagelt es Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Hanfverbot

 

 

Cannabis

 

Sadhu van Hemp

 

 

Als sich vor mehr als vierzig Jahren die Hanffreunde in den USA den 20. April als inoffiziellen Feiertag der Cannabis-Kultur ausguckten, unterschied die Welt noch nicht zwischen gutem Hanf zur medizinischen Verwendung und bösem Hanf zu Genusszwecken. Marihuana war Marihuana, Haschgift war Haschgift, und die, die es genossen, waren alle gleich … kriminell. Diese Gleichbehandlung hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Heute gibt es nicht mehr den Kiffer, der per se stigmatisiert, diskriminiert und kriminalisiert wird. Wer Cannabis als Medizin verwendet ist raus aus dem Katz- und Mausspiel und kann sich heute an fast jedem Ort Deutschlands genüsslich einen Joint reinziehen. Rechtsgrundlage dafür ist ein ordentlich ausgestelltes Arztrezept, das dem kranken Menschen zugesteht, aus gesundheitlichen Gründen das gleiche zu tun wie der noch nicht kranke Mensch – eben nur mit dem Unterschied, dass er keine Strafverfolgung fürchten muss.

 

In der Praxis sieht das so aus, dass sich die guten Kiffer völlig entspannt im Berliner Görlitzer Park zum Smoke-In treffen und mit dem Glockenschlag 4 Uhr 20 ungeniert ihre Rauchgeräte anwerfen. Und da in Deutschland alles seine Ordnung haben muss, wurde das Meeting vom Deutschen Hanfverband als politische Demonstration angemeldet, so dass die Polizei letzten Freitag keine Handhabe hatte, die Hanffreunde zumindest wegen des Verstoßes gegen Versammlungsgesetz in die Mangel zu nehmen. Und so kam es, dass bei schönstem Frühlingswetter rund 350 Berliner mit und ohne Cannabis-Rezept auf den Stufen des Pamukkale-Brunnens den Countdown herunterzählten und Punkt 4 Uhr 20 zum Rudelkiffen ansetzten. Beäugt wurde das Ganze von gerade einmal acht Schupos, die sich von der demonstrativen Kifferei nicht kirre machen ließen und keinerlei Initiative zeigten, die Hanffreunde herauszupicken, die im Schutze der Cannabis-Patienten rezeptfrei „medikamentierten“.

 

Ganz anders gestaltete sich 4/20-Tag in Potsdam-Babelsberg – keine 30 Kilometer entfernt vom Görlitzer Park am südlichen Berliner Stadtrand. Auch dort trafen sich ein paar Hanffreunde, und zwar die bösen, um den Cannabis-Feiertag mit einem Smoke-In zu begehen. Und es waren ganz schön viele, die sich zu einer Spontandemonstration über Mundpropaganda verabredet hatten. Die Polizei zählte rund 300 zumeist junge Teilnehmer, die am Havelufer des Park Babelsberg ohne Rezept in der Tasche der Heiligen Pflanze huldigten und zugleich die Staatsmacht herausforderten.

 

Und es kam, wie es kommen musste: Laut Polizei soll eine anonyme Zeugin die Kifferparty gemeldet haben, zu der bis zu 500 Personen erwartet wurden. Gegen 22.20 Uhr wurde die Polizei aktiv und löste das fröhliche Beisammensein der Genusskiffer auf. Und so endete der Welt-Cannabis-Tag für fünf Potsdamer, die nicht rechtzeitig Gras und Rauchgeräte wegwerfen konnten, mit einer Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.

 

Was bleibt, ist die Erkenntnis, besser nicht dem Irrtum aufzusitzen, man könne als Genusskiffer am 4/20-Tag überall in Deutschland so frei sein wie die Hanffreunde im Görlitzer Park. Die Teilnahme an einem Smoke-In außerhalb Berlin-Kreuzbergs ohne Cannabis-Rezept bleibt suizidal.

 

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4 Kommentare
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Substi
5 Jahre zuvor

Es ist doch schizofren! In Bayern wird es jetzt ganz schlimm, Wette? Da die Herren und Damen Polizei ja “ihre Schweine am Gang erkennen” wollen, wird jeder der nur wie ein Hippie aussieht für 24Std festgesetzt und drangsaliert, na gute Nacht! Es ist doch schön sich einem Zwang unterziehen zu müssen, welcher einige Leute nicht aus ihrem Egotrip entlässt um die Leutz mal sein zu lassen wie sie sind! Wen gefährden wir denn?? Aber wenn ich mich saufend auf den Platz stelle und hier und da mal eine Frau mit Kind anpöble, gehört das zu Unserer Kultur! Schöne Kultur…Legalize It!

Hanf dein Freund und Helfer
5 Jahre zuvor

Warum wird Koeln kosequent tot geschwiegen da gabs keine Probleme wir durften nur keine Joints verteilen das war alles!

Rainer Sikora
5 Jahre zuvor

Im Zuge der Bekämpfung von rechtsfreien Räumen,wird unter Anderem auch die Prohibitionsschraube gehörig angezogen.

max
5 Jahre zuvor

@Hanf dein Freund und Helfer: könnte daran liegen dass Köln kein Blog hat oder in der Presse war? Macht doch mal ne Webseite, die ausserhalb von der Facebookwelt liegt, dann könnten es Leute auch lesen was los war. Achja: schreiben muss man auch noch was..

grüße