Montag, 18. Dezember 2017

Cannabis-Produzent sponsert Fußballclub

 

 

Der von Toni Polster trainierte Viertligist SC Wiener Viktoria präsentiert „Flowery Field“ als neuen Hauptsponsor

 

 

er läuft & läuft & läuft...
Illu: mark marker (c) 2011

 

 

 

Werbung für Cannabis im Fußball geht nicht? Doch, das geht – zumindest in Österreich. Die Wiener Viktoria hat es gewagt, einen Produzenten von Hanf-Stecklingen als Hauptmäzen ins Boot zu holen und somit die schöne heile Welt des Fußballsports zu beunruhigen. Doch eine Handhabe gegen das Sponsoring des Steckling-Produzenten hat der Österreichische Fußballverband nicht. Denn der Anbau von Cannabis-Stecklingen ist in der Alpenrepublik legal, solange die Pflänzchen nicht zur Blüte kommen.

 

Das Engagement des Unternehmens aus Brunn am Gebirge in der Nähe von Wien kam eher zufällig ans Licht. „Flowery Field“ und die Wiener Viktoria arbeiten bereits seit November zusammen, und die Absicht, aus dieser ungewöhnlichen Partnerschaft einen medialen Aufreger zu machen, bestand offensichtlich nicht. Vielleicht wäre den Medien das Sponsoring des Steckling-Anbieters auch gar nicht weiter aufgefallen, wenn der Hauptstadtklub nicht Österreichs Fußballlegende Toni Polster als Cheftrainer unter Vertrag hätte.

Der Polster-Toni ist immer für eine Schlagzeile gut, denn der 53-jährige Träger des „Goldenen Schuhs“ der Uefa ist die Lichtgestalt des österreichischen Fußballs. Würde bei Polsters der Adventskranz brennen, ganz Österreich wäre mit einem Eimer Wasser zur Stelle. Dass die Fußballikone als Trainer weniger erfolgreich ist, spielt daher keine Rolle, wenn sich die Journaille um den Mann reißt, der wie kein anderer die hohe Kunst der Selbstdarstellung beherrscht und das Herz auf dem rechten Fleck hat.

 

Und so wundert es nicht, dass der gebürtige Wiener auf die Frage der „Wiener Zeitung“, wie er sich als Cheftrainer fühlt, den Wimpel seines Clubs auf einer Hanfpflanze zu sehen, antwortet: „Uns ist bewusst, dass ein Cannabis-Produzent ein sehr ungewöhnlicher Sponsor ist. Aber wir haben mit dem Verkauf von Hanfstecklingen an Erwachsene kein Problem. Solange sich das Unternehmen an die Auflagen und an die Gesetze hält, ist es für uns total okay. (…) Es ist auch für unseren Sozialverein ein Mehrwert, denn wir können unsere Sozialprojekte jetzt vorantreiben.“ Unverwunden gibt Polster zu, dass er das Anliegen, Cannabis zu „enttabuisieren“, gern unterstütze.

Diese Aussage ist fraglos ein Affront gegen alle Österreicher, die den Hanf lieber heute als morgen mit Stumpf und Stiel ausrotten würden und mit links-grün versifften Spinnereien nichts am Hut haben.

 

Doch es gibt ihn nun mal, den Club, der ähnlich wie der FC St. Pauli in Hamburg oder der THC Franziskaner FC in Berlin eine etwas andere Auffassung von vereinsorganisiertem Fußballsport hat. So wird der Polster-Club 30 % des gespendeten „Drogengeldes“ in soziale Projekte des „VIK Sozial“ stecken. Der vom SC Wiener Viktoria gegründete „Verein für soziale Intervention & Integration“ fördert soziale Projekte wie Obdachlosenhilfe, Suchtmittelprävention oder Sozialberatung. Überhaupt wird beim Meidlinger Fußballverein soziales Engagement groß geschrieben. So werden u.a. in den Wintermonaten die Kabinen als Notschlafstelle für Obdachlose bereitgestellt.

 

Ob Cannabis-Sponsoring auch ein Modell für die Bundesligen in Österreich und Deutschland wäre? „Solange die Gesetze eingehalten werden, glaube ich, dass es kein Problem sein könnte“, sagt das Vorbild der österreichischen Fußballjugend und verweist zugleich darauf, dass er für Bordelle keine Werbung machen würde. „Kinder mit den Namen eines Bordells herumrennen“ lassen – das kommt für Polster, der gerne mal fürs Kinderhilfswerk spendet, nicht in die Tüte.

 

 

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2 Kommentare
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Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Normal bin ich nicht pingelig,aber das h im Stiel kommt von stehlen.Hat sich in meinem Kopf festgesetzt.Nichts für ungut.