Sonntag, 17. Dezember 2017

Cannabisdealer sind überall

 

Die Realität unter der Prohibition von Marihuana.

 

 

Viele Gegner des Legalisierungsgedanken wehren sich gegen eine Freigabe von Marihuana, da sie die Einführung eines weiteren Rauschmittels auf dem Markt nicht befürworten können. Die spürbaren Auswirkungen von Zigaretten und Alkohol auf die Gesellschaft genügen schließlich bereits. Übersehen wird dabei jedoch immer, dass die befürchtete Einführung eigentlich bloß eine Verschiebung der tagtäglich stattfindenden Schwarzmarktgeschäfte in regulierte Bahnen darstellen würde, welche somit nur den bisher ausgenutzten Deckmantel entferne, jedoch dabei nichts Neues verfügbar machen würde. Cannabisdealer sind überall – gerade durch die lukrativen und steuerfreien Einnahmeoptionen finden sich dank des Verbotes der berauschenden Hanfwaren illegal agierende Händler in allen Altersklassen und Gesellschaftsschichten europaweit vertreten, wie zwei aktuelle Beispiele eigentlich jedermann erneut vor Augen halten müssten.

 

Auch wenn die Drogenbeauftragte der Bundesregierung weiterhin der Meinung ist, Kinder durch aufgesetzt wirkende Präventionskampagnen besser vor zu frühen Cannabiskonsum schützen zu können als es ein regulierter Handel mit knallharten Regeln vermag, beweisen sich häufende Erkenntnisse aus Übersee das genaue Gegenteil. Der unkontrollierte Schwarzmarkt steht jedem Menschen mit genügend Geschäftssinn oder genügend Geld offen, sodass sich niemand wundern sollte, dass selbst die Jüngsten von den gesetzlich gegebenen Chancen profitieren möchten. In Wien wurde bei Kontrollen in der Freitagnacht im Bereich des Pratersterns ein 15-Jähriger von der Polizei dabei erwischt, wie er sein Guthaben mithilfe des illegalen Cannabisverkaufs erhöhen wollte. Während zuvor noch ein 21-Jähriger mit neun gefüllten Plastiktütchen aufgegriffen wurde, hatte der Teenager sogleich 15 Tütchen voller Cannabis dabei, die zum Verkauf für jeden Interessierten bis zum Eingreifen der Polizei eingeplant gewesen waren. Dieser nicht sonderlich spektakuläre Kriminalfall steht einem der größten Drogenfunde der bayrischen Polizei gegenüber, der durch jahrelange Arbeit europaweit kooperierender Gesetzeshüter die Festnahmen von 23 Personen zur Folge hatte. Mehr als fünf Tonnen Cannabis und Haschisch konnten am Ende der Ermittlungen als sichergestellt deklariert werden, zu denen sich noch über eine halbe Millionen Euro in Bargeld und zwanzig Kilo Silber gesellten. Über mehrere Jahre verpassten Beamte wohl einen in Spanien lebenden Schreinermeister aus Deutschland, der mittels in Hartwachs getauchter Graspakete geruchsfreie Transporte von marokkanischem Marihuana organisierte. Trotz mehrfachem Kontakt mit der Staatsmacht und Auffälligkeiten durch übermäßig hohe Bargeldmengen wurden erst andere Zufallsfestnahmen benötigt, die auf die wirklich heiße Spur führten. Verbindungen aus der Oberpfalz nach Wien, von Marokko, Spanien nach Italien; überall steckten Menschen im Grasgeschäft und verdienten gutes Geld aufgrund des gesetzlich unterbundenen Handels der natürlichen Substanz. Erst im September 2017 wurde der bereits 61-jährige Drahtzieher festgenommen, was dank des Ermittlungsbeginns in 2015 recht offensichtlich andeutet, welche Mengen Marihuana in der Zwischenzeit unbeobachtet auf den Schwarzmarkt allein aus dieser Quelle gelangt sein müssen. Selbst wenn die fünf Tonnen Cannabis und Haschisch aus Hand des Schreinermeisters aktuell von den bayrischen Behörden als größter Drogenfund der eigenen Geschichte gefeiert werden, ist diese Menge Marihuana nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, die weder für Knappheit sorgen, noch etwas gegen die allgemeine Zugänglichkeit auf dem Schwarzmarkt anrichten wird.

 

Wollte man in elitären Regierungskreisen also tatsächlich einmal etwas gegen das Verbrechen und etwas für den Jugendschutz tun, gäbe es nur eine logische Fahrtrichtung raus aus dem tagtäglich stattfindenden Chaos: Cannabisdealer an speziellen Orten und unter speziellen Regeln – legal.

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4 Kommentare
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Cenedella.DE
6 Jahre zuvor

Excellent article. Dankeschoen.

Buddy
6 Jahre zuvor

Insgeheim weiß Frau Mortler das, davon bin ich überzeugt. Nur leider kostet die Wahrheit deutlich mehr Wählerstimmen, als das es welche bringt. Vorallem in Bayern. Erst wenn sich die Wahrnehmung im Volk weiter verändert, wird es zu Änderungen kommen. Der DHV leistet in diesem Zusammenhang erstklassige Arbeit.
Der Artikel ist hervorragend und bringt die Problematik auf Punkt.

Fred
6 Jahre zuvor

Sehr guter Artikel…. …der den Irrsinn der deutschen Drogenpolitik auf den Punkt bringt. In unserem Land wird jeder kriminalisiert und drangsaliert, nur weil er oder sie schon mal einen raucht. Ein paar Kilo Gras oder ein paar Pillen pro Jahr werden mit erheblichem Aufwand und aberwitzigen Kosten vom Markt genommen. Diese seltenen Fahndungserfolge feiert man dann als Riesenerfolg. Glückwunsch, aber den Markt an sich hat man noch nicht mal angekratzt. Der gigantische Rest wird offensichtlich toleriert. In der Schattenwirtschaft wird prächtig Geld verdient, Qualitätsanforderungen gibt es nicht, Jugendschutz….nicht bei der Mafia. Und was passiert mit den erwirtschafteten Geldern ? Kein Mensch weiß es ! Unsere Behörden können ja noch nicht mal die in etwa genaue Summe nennen, die illegal mit… Weiterlesen »

Papa
6 Jahre zuvor

Hallöle,
klar kostet es Wählerstimmen. Aber warum ?
Seit Jahrzehnten lügen die CDU/CSU Ihre Wähler an indem Sie sagen Cannabis ist das Schlimmste was es auf der Erde gibt und nach einer Legalisierung müssen die sich erklären warum Sie Jahrzehntelang alle angelogen haben. Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.