Sonntag, 8. Oktober 2017

Der Feind steht rechts

 

Sadhu van Hemp

 

 

Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass Deutschland ein gespaltenes Land ist. Zwischen den Volksstämmen liegen Welten, was die politische Gesinnung betrifft. So haben die in Ostdeutschland ansässigen Volksgruppen eine völlig konträre Vorstellung vom gesellschaftlichen Zusammenleben als die Berliner, Westfalen oder Ruhrpöttler, die sich nicht von rechten Hetzern kirre machen lassen. Auffällig dabei ist, dass ausgerechnet in den Bundesländern, wo die wenigsten Menschen mit Migrationshintergrund leben, rechte und völkisch-national ausgerichtete Parteien auf dem Vormarsch sind.

 

In Sachsen, wo 95,6 % der Bevölkerung biosächsisch ist, wählte jeder vierte Bürger die offen ausländerfeindlich ausgerichtete AfD. Ähnlich völkisch fühlen die Kleinbürger in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. In beiden Bundesländern haben jeweils nur 3,8 % der Einwohner einen Migrationshintergrund, aber jeder fünfte Wähler gab denen die Stimme, die von Überfremdung faseln. Der AfD-Vorsitzende Gauland versprach der Anhängerschaft noch am Wahlabend, sich sein Vaterland zurückzuholen. Das heißt, er will denen die Heimat wegnehmen, die nicht ins Konzept des braunen Netzwerkes passen.

 

Dass die Volksstämme auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone etwas anders ticken als ihre Brüder und Schwestern in Westdeutschland, zeigt auch die Website-Statistik des Hanf Journals. Die geografische Darstellung der Seitenaufrufe lässt zwischen Oder und Elbe eine Lücke klaffen, die erschreckend ist. Der Löwenanteil der Hanf-Journal-Leser ist in den alten Bundesländern zu Hause. Dieses Phänomen lässt den Schluss zu, dass eine Cannabiskultur in Neufünfland nicht gepflegt wird.

 

Doch auch in Bayern und Baden-Württemberg zeigen sich Tendenzen, die alles andere als zukunftsweisend sind, was die Drogenpolitik betrifft. Um ein Abdriften der süddeutschen Volksstämme ins Nazimilieu zuvorzukommen, übernehmen dort die „Alt-Parteien“ die Aufgabe, das Wahlvolk gegen alles aufzubringen, was nicht ins rechtskonservative Weltbild passt. Und dazu zählen auch die Hänflinge, die unterhalb des Weißwurstäquators die ganze Härte des Anti-Hanf-Krieges zu spüren bekommen. Die Ministerpräsidenten Seehofer und Kretschmann sind kaum mehr zu unterscheiden von den Demagogen der Nazikonkurrenz, die alle Kiffer am liebsten auf der Flucht erschießen würden.

 

Keine Frage, ein Riss geht durch die Bundesrepublik – und nicht nur auf der Landkarte. Auch in den Köpfen der Angstdeutschen tun sich Abgründe auf, die bislang undenkbar waren: Rassismus, Antisemitismus und die generelle Diskriminierung von Andersdenkenden und -lebenden wird mit den Schreihälsen der AfD im Bundestag wieder hoffähig. Ein Gauland geht sogar soweit, die Mörder der Wehrmacht posthum zu adeln und von aller Schuld an der im Zweiten Weltkrieg verübten Verbrechen freizusprechen. Überall und nirgends kommen sie aus der Kloake der deutschen Geschichte gekrochen, die ewigen Nazis und Revanchisten.

 

Noch scheint der Anteil derer, die die Welt mit einer Neuauflage des „Zwölfjährigen Reiches“ beglücken wollen, nicht bedrohlich. Doch die Nazi-Ideologie ist attraktiver denn je – besonders bei jungen Leuten, von denen sich auch viele zur Hanf-Community zählen. Die Zeiten, als der Kiffer zwangsläufig ein linker Bruder war, sind längst vorbei. Der Genuss von Cannabis ist Lifestyle und kein politisches Statement mehr.

 

Eine Cannabisfreigabe mit rechtskonservativen und nationalkapitalistischen Parteien wird es nicht geben. Im Gegenteil, die Rechten sind die Urheber und Bewahrer eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Für eine Liberalisierung des Hanfverbots haben immer nur linke Regierungen gesorgt – wie 1975 in den Niederlanden oder 2013 in Uruguay. Auch in USA bekam die Legalisierungswelle erst den richtigen Schub, als Barack Obama die rechtskonservativen Republikaner kaltstellte.

So gesehen dürfte jedem Deutschländer klar sein, dass mit Nazis oder naziähnlichen Parteien kein Blumentopf zu gewinnen ist.

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10 Kommentare
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Rumborak
6 Jahre zuvor

Wenn es offenbar schwer möglich ist, Ostdeutsche zu integrieren, wie soll das dann ausgerechnet bei weitgereisten Migranten klappen? Man kann das drehen und wenden, wie man mag.
Davon abgesehen war ich im Sommer “drüben” und es ist schon heftig. Man sieht dort viele Menschen, die einfach nur verbittert sind. Leute, die offenbar seit Jahren nit mehr gelacht haben. Das ist dort flächendeckend zu beobachten, einfach krass. Als Hanfkonsument ist mir sofort klar, denen fehlen Cannabinoide. Sie bekommen nur Alkohol, Zigaretten (und vermutlich eine Prise Pharma). Grausamste Politik.
Ostdeutschland is an sich wunderschön, weite Natur & Schlösser ohne Ende. Es könnte dort ein zweites Kalifornien entstehen, Vollbart statt Glatze.
Feuert Mortler.

X-KIFFER
6 Jahre zuvor

Warum starren alle nur auf die Migranten und Ostdeutsche wegen fehlender Integrationsfähigkeit?
Lange bevor wir den Kadaver der DDR übernommen und Notgeschlachtet haben, hatten wir (seit Kriegsende) bereits das Problem mit den Bayern. Die sind bis heute nicht wirklich integriert. Hochdeutsch können die auch nur bedingt.

Lars Rogg
6 Jahre zuvor

Nun, wenn man Protest wählen wollte hatte man ja drei Möglichkeiten : Entweder man hat ein sehr kaputtes Kurzzeitgedächtnis, dann hat man die FDP gewählt, die bisher immer nur das Maul aufgerissen haben wenn sie nicht an der Macht waren und wenn sie an die Macht kamen, haben sie die kleinen und Kiffer verarscht und stattdessen ihre Parteisoldaten mit lukrativen Pöstchen versorgt. Aber wer will schon so weit zurück blicken. Oder, man hat ein sehr kaputtes, rechtes und unmenschliches Weltbild…dann hat man die AfD gewählt, in der absurden Hoffnung, dieses Gesindel würde tatsächlich etwas für die kleinen und abgehängten tun. Naiv und unfähig ein Programm zu lesen oder Subtext bzw “Text” dieser Rechtsradikalen Partei zu erkennen und zu verstehen. Nein… Weiterlesen »

COSMO
6 Jahre zuvor

Ich bin sehr froh. Auch die Linke hat Zulauf bekommen. Hätte mehr sein können, aber immerhin etwas.

patrick
6 Jahre zuvor

Toleranz predigen und Toleranz leben ….. 😉 sind zwei Paar Schuhe !

Zwischen den Zeilen sind die Ossis an allem Schuld, sind alles AfD Wähler und Nazis, … was Unterscheidet diesen Artikel von anderweitiger Hetze und manipulativer Rhetorik?

Voll daneben, mieser Artikel!

Besserwessi
6 Jahre zuvor

Na klar doch, Patrick! Die Ossis sind die total toleranten und offenen Menschen, die voll multikulturell sind und nur aus Versehen Naziparteien wählen. Alles nur Fake News und Lügenpresse hier.

Tom 36
6 Jahre zuvor

Die Farbe ist falsch. Die Afd gehört braun, und zwar Kackbraun!

tribble
6 Jahre zuvor

Wenn man keine Ahnung hat – kritik an folgendem Absatz: “Die geografische Darstellung der Seitenaufrufe lässt zwischen Oder und Elbe eine Lücke klaffen, die erschreckend ist. Der Löwenanteil der Hanf-Journal-Leser ist in den alten Bundesländern zu Hause. Dieses Phänomen lässt den Schluss zu, dass eine Cannabiskultur in Neufünfland nicht gepflegt wird.” Webstatistiken basieren weitestgehend darauf, wo die IP-Adressen registriert sind. Die werden von den Internetprovidern verwaltet. Und die sind dann da mit Ort registriert, wo die Provider sitzen und nicht wo der Benutzer sitzt. [Datensammelkraken wie Google mal aussen vor gelassen] Das bedeutet, die IP-Adressen stammen meistens aus Großstädten wie Frankfurt am Main (Sitz des zentralen Internetaustauschknotens DECIX) oder Hamburg, Berlin. Wenn man also “nur” IP-Adressen zählt, dann sind die… Weiterlesen »

Sadhu van Hemp
Editor
6 Jahre zuvor

So, so, keine Ahnung also. Sehr freundliche Einleitung Deiner “Kritik”. Ich liebe diesen Umgangston.

Hast Du die geographische Darstellung schon mal gesehen? Ich kann Dir gerne die Käffer von Flensburg und bis Passau aufzählen, die dargestellt werden.

Und selbst wenn Deine “Kritik” Hand und Fuß haben sollte, erklärt das noch lange nicht die Terra incognita zwischen Frankfurt/Oder und Marienborn. Oder haben wirklich alle ostdeutschen Leser ihre IP-Adresse in München, Frankfurt/M, Hamburg und Berlin, während die unbedarften westdeutschen Leser allesamt zu Hause registriert sind?

MfG
SvH

Gundalf
6 Jahre zuvor

@Martin: Ihre auf Halbwissen basierende Interpretationen sind leider falsch. Das Peering der verschiedenen Anbieter welche am DECIX geschieht hat nichts mit Quelladressen von HTTP-Requests zu tun. IP Adressen im GAN-Bereich (Internet) werden von den ISPs für die Anbindung ihrer Kundenanschlüsse bereitgestellt. Dieser sog. Point of Presence kann relativ eindeutig einer geographische Position zugeordnet werden. Diese Position ist zwar nicht immer auf den Kilometer genau aber für eine regionale Zuordnung ohne weiteres ausreichend.