Sonntag, 10. September 2017

Die Qual der Wahl

 

Sadhu van Hemp

 

 

Die Hanffreunde haben es nicht leicht, wenn auch sie – die kriminalisierten Aussätzigen – am 24. September an der Bundestagswahl teilnehmen dürfen und die Entscheidung treffen müssen, die Partei zu wählen, die dem Augenschein nach die Interessen der Community am besten vertritt. Aus hanfpolitischer Sicht bleibt da allerdings nicht viel Auswahl: Die rechten und konservativen Parteien kommen nicht in Betracht. Weder CDU/CSU, noch die tiefbraune Höckepartei meinen es gut mit den Hänflingen.

 

In der nun abgelaufenen Legislaturperiode haben die regierenden Christdemokraten in persona Marlene Mortler eindrucksvoll bewiesen, dass sie die Cannabis-Konsumenten als Menschen zweiter Klasse betrachten und am liebsten allesamt aus dem Verkehr ziehen würden. Eine generelle Hanflegalisierung in absehbarer Zeit wird es unter einer christdemokratisch geführten Regierung nicht geben.

 

Noch wesentlich Schlimmeres haben die Schmocks der AfD („Alternative für Dumme“) mit den Hanffreunden vor. Im Wahlprogramm dieser rechtsradikalen Politsekte steht klar geschrieben, dass Drogenabhängige in psychiatrische Sicherungsverwahrung genommen werden sollen. Statt einer Re-Legalisierung des Hanfes wird es mit diesen Ewiggestrigen eher einen zehn Meter hohen antiislamischen Schutzwall mit Todesstreifen an der deutsch-niederländischen Grenze geben. Wer diese Irren mit seiner Stimme legitimiert, der wählt seine eigenen Richter und Henker.

 

Um einen für die Hanffreunde fatalen Rechtsruck zu vermeiden, bleibt nur die Alternative, eine der bundestagtauglichen Parteien die Stimme zu geben, die sich entweder klar für eine Cannabis-Legalisierung einsetzt oder zumindest dafür erwärmen lässt. Das Problem ist nur, dass die Mehrheit der Deutschen unter „German Angst“ leidet und eine höllische Panik vor allem hat, was nach Sozialismus und Multikulti riecht. Cannabis affine Parteien wie die Grünen und die Linken haben diesen Stallgeruch, vor dem sich jeder kleinbürgerliche Piefke geradezu ekelt – selbst wenn er zur Hanfcommunity gehört.

 

Die Deutschen, ob privilegiert oder nicht, wollen derzeit keinen Sozialstaat, sich dafür aber ausbeuten und unterdrücken lassen. Niemand hat die Absicht, das sittenwidrig erworbene Vermögen der Reichen ein klitzekleines bisschen höher zu besteuern. Lieber sollen die Kinder in Suppenküchen mit Essensresten abgefüttert werden, die Mieten ins Maßlose steigen und die Renten gekürzt werden. Der Groschen, dass nicht die „Ausländer“ und „Sozialschmarotzer“ Deutschland abschaffen, sondern der Geldadel nebst Gefolge, wird bei den meisten Wählern auch am 24. September nicht fallen.

 

Den erhofften hanffreundlichen Linksruck wird es nicht geben. Niemand wird die Fenster aufreißen und die Bude mal kräftig durchlüften. Zumal auf die SPD nach wie vor kein Verlass ist. Merkel-Herausforderer Martin Schulz hat zudem versprochen, dass es mit ihm als Kanzler oder Vizekanzler keine Cannabis-Freigabe geben wird. Zudem spekulieren die Asozialdemokraten darauf, bei der Bundestagswahl noch einmal mit dem blauen Auge davonzukommen und erneut als Juniorpartner der Union in Deutschland mitregieren zu dürfen.

 

Was den Hänflingen bleibt, ist ein großes Fragezeichen, das sie mit ins Wahllokal schleppen. Wie sie sich auch entscheiden, die Weichen für eine Legalisierung werden bei der Wahl zum 19. Deutschen Bundestag nicht gestellt. Aber ein Zeichen können die Freunde des Hanfes setzen, indem sie die Parteien wählen, die beste Chancen auf den Einzug ins Parlament haben und zugleich dank ihrer politischen Agenda der Hanfcommunity nahestehen. Wer die Linken und Grünen wählt kann sich gewiss sein, dass das Thema Hanflegalisierung auch die nächsten vier Jahre im Bundestag die Abgeordneten der rechtslastigen Parteien ärgern wird.

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10 Kommentare
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Christian Stumpf
6 Jahre zuvor

Sein wir doch mal ehrlich egal welche Partei regiert Politik wird von Wirtschaftlichen Interessen abhängig gemacht, wenn weitere Länder nachziehen wie USA unser großes (Vorbild) es teilweise vorgemacht hat muss Deutschland nachziehen sonst haben sie das nächste verschlafen siehe Elektro-autos. Ich denke irgendwann wird der Druck zu groß und sie geben nach. Eine richtige Schlussfolgerung wäre sie würden es Onkel Sam nachmachen wie 1925 in Genf wo Onkel Sam maßgeblich eine große Rolle spielte damit es verboten wurde und sich Märchen einfallen lassen hat wer kifft isst kleine Kinder, was auch andere Länder ihrer Bevölkerung glaubhaft gemacht hat und jetzt sind die Pappnasen nicht mal in der Lage Fehler in diesem Zusammenhang einzuräumen und mit offenen Augen in Länder zu… Weiterlesen »

Fred
6 Jahre zuvor

@Christian Stumpf

genau so wird es kommen.

Rumborak
6 Jahre zuvor

ein echtes Dilemma, Kommunisten wählen verursacht Unwohlsein
http://reason.com/archives/2017/09/11/a-century-of-ghastly-communist-sadism

Lars Rogg
6 Jahre zuvor

Tja, vor ein paar Jahren wurde ich noch angegangen, weil ich so eine pessimistische Sicht auf die zeitliche Wahrscheinlichkeit der Legalisierung in Deutschland hatte. Inzwischen scheinen einige doch ebenso etwas ernüchterter zu sein. Die deutsche, politische Landschaft ist nicht auf ehrlichen Realismus ausgelegt. Lobbyismus und das seit Jahrzehnten belogene Wahlvieh bei der Stange halten war, ist und wird in naher Zukunft immer wichtiger sein, als harmlose Mitmenschen vor Ungerechtigkeit zu bewahren und einen vernünftigen, fairen Umgang zu etablieren. Nicht nur bei der Legalisierung. Auch beim Mindestlohn (einem echten) auch bei der Rente, Wohnungsbaupolitik, Arbeiterrechten, etc…endlos !!! Die Aussagen von den Grokotze Parteien sind eindeutig. Die wirtschaftsnahe, pseudoliberale FDP hat ebenso immer schon mehr versprochen als gehalten und im Zweifel lieber… Weiterlesen »

U-G
6 Jahre zuvor

Urlaub Ende im Geländ(l)e. Wie Recht und Unrecht zu beschreiben sind, hat Sadhu van Hemp auf wundervoller Art und Weise beschrieben. Ein kleines Prozent-Rechnen-Spiel möchte ich noch hinzufügen und damit ausdrücken wie 4,3 Millionen Konsumenten von Cannabis-Kraut eine kleine Opposition sein könnten, oder halt einen Teil an die Parteien der Cannabis-Legalisierer ihr Kreuzchen geben. Siehe in Beitrag von Sadhu van Hemp, welche Parteien aufgeschlossen sind für die “Freigabe” von “Hanf”. Bsp.: 60.000.000 Wahlberechtigte dürfen Kreuzchen setzen. :100= 600.000 mal 7% = 4,2 Millionen Wähler. Mit 7 % wäre man theoretisch im Bundestag, als “Kiffer-Partei” dabei. Nun die 100.000 nicht Wahlberechtigten, so wie ich, könnten als “Berater” fungieren, ohne zu Gieren, sondern um mit gestalten zu wollen, dürfen. Alles nur ein… Weiterlesen »

Fred
6 Jahre zuvor

Leute, dieser Pessimismus ist nicht angebracht. Selbst wenn die Wahl ausgeht wie prognostiziert ist das kein Beinbruch. Die Politik in Deutschland kann eine Legalisierung lediglich noch verzögern, aufhalten kann sie sie nicht mehr. Überall in der Welt rückt man von der Prohibition ab. Länder wie Portugal oder die USA haben beste Erfahrungen gemacht. Andere werden nachziehen. Wirtschaftlich formiert sich eine Industrie, Leute mit richtig Geld steigen in das Geschäft ein und investieren. Wir in Deutschland haben das Cannabisgesetz, das zwar noch nicht vernünftig läuft, allerdings auch erst ein halbes Jahr am Start ist. Und das, Lars Rogg, ist der Unterschied zu früher. Der entscheidende Unterschied. Die Politik hat das ganze schon jetzt nicht mehr in der Hand. Die Rechtfertigungen von… Weiterlesen »

Lars Rogg
6 Jahre zuvor

Wir werden sehen Fred, wir werden sehen…mal gucken wer recht behalten wird… 🙂

Fred
6 Jahre zuvor

Genau, alles mal locker kommen lassen.

Ralf
6 Jahre zuvor

@Rumborak Was liest denn du für ein rechtes Südstaaten Drecksblatt. Ich brauche da nur eine Minute um zu sehen daß es sich dabei um ein dreckiges neoliberales Kapitalisten und Rassistendrecksblat aus Richmond Viginia handelt, einem der Drecksstaaten, der am liebsten wieder die Sklaverei einführen würde, Menschen hinrichtet, und wo immer noch Cannabiskonsumenten lebenslänglich im Knast sitzen. Was aus dieser Ecke kommt sollte man nicht lesen, oder zumindest mit viel Vorsicht genießen. Jedenfalls kann man diesen dämlichen Propagandamist der Waffenschiebermafia aus Richmond, der die hunderte Millionen Toten verschweigt den der Kapitalismus permanent immer noch weltweit durch dreckigste Machenschaften wie z.B.Todesschwadronen die den kleinen Bauern für Großkonzerne das Land rauben, verursacht und schon verursacht hat, getrost einstampfen. So eine einseitige Scheiße sollte… Weiterlesen »

Ralf
6 Jahre zuvor

Ich habe noch vergessen zu sagen daß der Kommunismus per se etwas gutes ist, das Gerechtigkeit erreichen will. Er wird allerdings immer wieder durch Kapitalisten, Trotzki nannte sie Konterrevolutionäre pervertiert. Man nimmt den privaten Besitzern alles weg, konzentriert und verstaatlicht es, gibt diesen neu entstandenen Großmoloch dann in die Hände von Kommisaren, die es dann in die eigene Tasche stecken, also ab diesem Moment gar keine Kommunisten mehr sind und es zu einem kapitalistischen Großkonzern machen, bestes Beispiel ist China. Trotzdem macht man den Kommunismus zur Schnecke und nicht den alles pervertierenden Kapitalismus, ein Paradoxon.