Sonntag, 11. Dezember 2016

Mortlers Tabuthemen

 

Feuer auf Marlene Mortler

 

mortler

 

 

Beitrag von Hans Cousto

 

Tabuthemen sind Themen, die von bestimmten Gesellschaftskreisen am liebsten totgeschwiegen werden. Diese Gesellschaftskreise sind zudem oft bemüht, dass diese Themen nur sehr eingeschränkt der öffentlichen Diskussion zugänglich gemacht werden. So wird versucht, die mit einem Tabu belegten Themen jeglicher rationalen Begründung und Kritik zu entziehen. Oft handelt es sich bei diesen Themen um Fakten, die wunde Punkte einer Gesellschaft berühren.

 

Eines dieser Tabuthemen, die von der Drogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) am liebsten immer verschwiegen wird, ist der Vergleich der Gefährlichkeit verschiedener Drogen, insbesondere hier der Vergleich von Alkohol und Cannabis. Für Marlene Mortler ist Cannabis einfach eine gefährliche Droge, vor der die Gesellschaft geschützt werden muss.

 

Marlene Mortler ist da in guter Gesellschaft mit der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales, die Ende September eine Präventions- und Aufklärungskampagne zu Cannabis startete. Unter dem Titel „zu breit?“ wollte die Senatsverwaltung Jugendliche und Erwachsene mit der Kampagne aufrütteln, über die gesundheitlichen und sozialen Risiken des Cannabiskonsums informieren und zum Jugendschutz beitragen.

 

In der Kampagne „zu breit?“ werden Personen, die feststellen, dass Cannabis harmloser als Alkohol sei, verunglimpft, denn dort steht wörtlich zu lesen: „Wer das behauptet, verkennt die langfristigen Folgeschäden des regelmäßigen Kiffens.“ Forscher des Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu in Bilthoven (Niederlande) haben im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport im Jahr 2009 die Gefährlichkeit von Drogen für das Individuum wie auch für die Gesellschaft untersucht. Sie kamen zu dem eindeutigen Ergebnis, dass der Konsum von Alkohol in jeder Untersuchten Kategorie gefährlicher ist als der Konsum von Cannabis. Und Professor David Nutt (Independent Scientific Committee on Drugs, ISCD) und Dr. Leslie A. King (Fachberater der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, EMCDDA) haben im Herbst 2010 in London eine Studie zur Gefährlichkeitsbewertung von Drogen vorgestellt. Alkohol wurde dabei als gefährlichste Droge angesehen und erhielt 72 „Gefährlichkeitspunkte“, Cannabis lag im Mittelfeld und erhielt 20 Punkte und LSD wie auch die Zauberpilze wurden als eher ungefährlich eingestuft und erhielten 7 respektive 5 Punkte. All diesen Wissenschaftlern zu unterstellen, sie täten die langfristigen Folgeschäden des regelmäßigen Kiffens verkennen, ist eine Verunglimpfung der Forscher.

 

In einem Interview mit der „Zeit“ im vergangenen Jahr beklagte sich Marlene Mortler mit den Worten: „Ich habe in meinen 13 Jahren in Berlin keine Lobby erlebt, die so brutal argumentiert wie die Hanflobby.“ Die Prohibitionistenlobby argumentiert vielleicht nicht so brutal, dafür aber tendenziös und versucht den Leuten einzureden, dass Alkohol weniger schädlich sei als Cannabis. Solche falsche Darstellungen nimmt Mortler stillschweigend hin, dabei hätte sie allen Grund, diese unsinnige Kampagne, die den Steuerzahler eine halbe Million Euro kostet, zu kritisieren, da es zu ihrer Aufgabe gehört, Prävention zu fördern und Schaden zu mindern.

 

Jede Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes in Richtung Liberalisierung für Freizeitkonsumenten scheint ein Tabuthema für die Drogenbeauftragte zu sein. So ist sie nie inhaltlich auf die Resolution deutscher Strafrechtsprofessorinnen und –professoren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages eingegangen und hat sich nie öffentlich mit den Argumenten der 122 Strafrechtsprofessoren auseinandergesetzt. Auch zur diesbezüglichen Weigerung des Bundestages, sich mit der Notwendigkeit einer Überprüfung der Wirksamkeit des Betäubungsmittelgesetzes zu befassen, hat sie nie in einer Pressemitteilung Stellung bezogen. Offensichtlich ist dies für sie auch ein echtes Tabuthema.

 

In den Bundesstaaten der USA kann die Bevölkerung zu solchen Fragen Stellung beziehen. Auf Initiativen zur Legalisierung des Freizeitkonsums von Cannabis folgen Abstimmungen – wenn die Mehrheit sich dafür ausspricht, dann wird legalisiert. Dies ist Anfang November in vier Bundesstaaten passiert: Kalifornien, Massachusetts, Maine und Nevada. In Arizona stimmten die Wahlberechtigten gegen eine Legalisierung.

 

Besonders interessant sind die Abstimmungsergebnisse in Massachusetts. Dort stimmten 53,6% der Legalisierung von Cannabis zu. In der Hauptstadt Boston waren es 62,4% und in Cambridge, wo die Harvard Universität sowie das Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) ansässig sind, waren es sogar 71,3%. Beide Universitäten zählen zu den besten Universitäten auf der Welt. Im Academic Ranking of World Universities (ARWU) 2015 belegte die Harvard Universität den ersten, das M.I.T. den dritten Platz. Und auch die Universität von Boston zählt zu den hundert besten Universitäten auf der Welt.

 

Cambridge liegt nördlich von Boston und ist mit der Hauptstadt in den letzten Jahrzehnten zusammengewachsen. Gleiches gilt für die Stadt Somerville, wo viele Professoren und Studenten wohnen, die in Cambridge und Boston unterrichten respektive studieren. In Somerville stimmten 75,6% für die Legalisierung.

 

Der Hauptcampus des staatlichen Universitätssystems von Massachusetts liegt nicht in der Hauptstadt Boston, sondern etwa 100 Kilometer westlich davon in der Stadt Amherst. Dort stimmten 74,5% für die Legalisierung. In der Nachbarstadt Northampton, Verwaltungszentrum des Hampshire County und Wohnort vieler Studenten, votierten 68,9% für die Legalisierung. Offenbar stimmen intelligente und gebildete Menschen eher einer Legalisierung von Cannabis zu als weniger gebildete Leute aus bildungsfernen Schichten. Über diese Tatsache sollte sich die Drogenbeauftragte echt mal Gedanken machen und diese Tatsache dann nicht zu ihrem Katalog von Tabuthemen hinzufügen sondern öffentlich und ergebnisoffen diskutieren.

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Lars Rogg
7 Jahre zuvor

Naja, wer sich nicht für die Realität oder für Intelligenz interessiert, der kann schon mal mit Scheuklappen durch die Landen ziehen und Tag ein, Tag aus so einen menschen-feindlichen Dreck in die Mikrofone labern. Von einem Drogenbeauftragten der von CDU/CSU oder von der SPD etc. eingesetzt wurde, kann man doch auch nix anderes erwarten. Es gab noch keinen staatlichen anti Drogen Kämpfer, der sich ansatzweise wissend oder intelligent geäusert hätte. Immer druff auf die Opfer, war die Devise, seit ich denken kann. Wird sich auch nicht ändern !! Ob eine Volksbefragung tatsächlich so viel Erfolg in Deutschland hätte, wag ich zu bezweifeln. Die allermeisten von uns bewegen sich in einer Hanffreundlichen oder entsprechend toleranten Umgebung. Wir haben kiffende Freund und… Weiterlesen »

Drunk Fail
7 Jahre zuvor

Die Frau Mortler bekommt natürlich auch ein bisschen Geld ,von den Alkoholdealern ,damit sie solche komischen sachen sagt . Frau Mortler geniest auch den Luxus des Erholsamen Schlafes , kein Geräusch irgendwelcher Nachbarn ( Verfassungsschutz) ,stört ihren Schlaf und so kann die Frau Mortler jeden Tag ihr Grundrecht der Freien Meinungsäußerung nutzen und politisch erfolgreich publizieren .

Hampfi
7 Jahre zuvor

Man könnte spekulieren, wo die Medien bei dem Thema sind. Vermutlich wollen die ihre verbleibende Leserschaft, Jahrgang 50plus, nicht verprellen (anstatt die aufzuklären). L…

Reefermadness
7 Jahre zuvor

Es gibt nur eine Sache die größer ist als die Liebe zur Freiheit: Der Hass auf die Person, die sie dir weg nimmt. hans cousto schreibt immer sachliche beiträge,die leider in der breiten masse untergehn. was diese inkompetente drogenberaterrin im auftrag der cdsuspdgrüne bundesregierrung angeht ,so ist die marlene(würgs) zu diesem job gekommen wie mutter maria zu ihrem kind!!! das schimpft sich; SICH ,,EIN WUNDER,, in anbetracht das ich hier nun zeit verschwende, und die bundesregierrung die frechheit besitzt das thema cannabis als medizin wiederholt von der tagesordnung zu nehmen und zu verschieben, grenzt in der vorweihnachtlichen zeit an vorsätzlicher fahrlässiger körperverletzung. da sollte jeden klar sein welche christliche moral ,in diesen parteien herrscht und gepflegt wird!!! anbei werde mir… Weiterlesen »

Rainer Sikora
7 Jahre zuvor

Zwanzig Gefährlichkeitspunkte für Cannabis und nur 7 fürLSD finde ich überraschend.Andersrum fände ich es logischer auch weil LSD eine chemische und saure Substanz ist.Was hat Cannabis eigentlich mit Betäubungsmitteln zu tun.

U-G
7 Jahre zuvor

Guter Artikel, geile Kommentare ! Ja, die gute Fee Frau Marlene Mortler von der Csu aus Bayern und auch noch Bundesdrogenbeauftragte im Namen des Deutschen Volkes. Da wir heute “zufällig” ein Auswärtsspiel in Leverkusen=Pharmakusen=Auf Tabletten aufgebautes Stadion, kommen wir “Ruhrpott-Kanacken” mit Veltins im Gepäck auf nen Bier und 3 Punkte vorbei, hoffe ich. Christof Daum, der ewige Zweite, nicht Blind, aber nahm sich Aufputschmittel aus Südamerika eines Pülverchens, das Uli Hoeness gar nicht gerne sah. Aussage von Herrn Bayern München= Ich dulde keine Kriminelle in der Bundesliga. Der Rest ist bekannt. Nur mal so nebenbei “Gift-Pfeile” aus Nrw abgeschossen…ihr wisst schon wohin… Nun wieder der Bundesbeauftragten Aufmerksamkeit schenkend, das gilt aber auch an alle Interessierten, wie 25-30jährige und ältere Herrschaften… Weiterlesen »

U-G
7 Jahre zuvor

Sorry, ich muss mich entschuldigen, denn wir spielen zuhause.

Leider ist Sport nicht mehr Sport und Olympia, Fifa, Dfb, Pädophile.
Aus diesm Grunde, beschränkt sich mein Interesse immer mehr und ich distanziere mich solangsam und schaue fast noch kaum Fussball.

Wir müssen die Korruption im Sport stoppen.

JA WO DENN?
Pfui

Mörnest
7 Jahre zuvor

Ich muss erlich sagen, ich bin von dieser Kampagne erschrocken. Wieder wird Lüge und Wahrheit vermischt. Das hat schon in den 70gern nicht funktioniert und das wird es auch Heute nicht. Im gegenteil, Neugierde wird die Jugend dazu treiben es doch zu probieren und was wird wohl geschehen wenn sie den ersten Turn mit dieser unsäglichen Brille vergleichen? Na richtig, die ganze Sache wird nicht mehr geglaubt und die zugegebenen echten Gefahren werden auch ausgeblendet. Warum verdammt nochmal hat die Berliner CDU, allen vorran Henkel nicht mal beim DHV angefragt, die verherrlichen nämlich gar nicht wie von Mortler behauptet, sondern präsentieren fakten. Auch die Negativen Seiten, wer behauptet es gäbe keine Lügt genauso wie diejenigen die behaupten Cannabis kommt direkt… Weiterlesen »

Mörnest
7 Jahre zuvor

Kleiner Nachtrag. Vielen Dank Hans Cousto, für deine wie immer sehr gute Berichterstattung. Danke das du immer wieder den Finger in die Wunde legst.

David
7 Jahre zuvor

@Mörnest
Deine Zuversicht ehrt dich- deine “Trommelei” für das Wählen auch. Nur bei deiner Empfehlung für die “Müsli F.D.P.” habe ich etwas “Bauchweh”. Die “Grünen & Grünninen” sind immer gut im Thema “legalisierung” wenn….
sie in der Oppsition sind. Aber NUR dann!
Sobald sie in Regierungsverantwortung sind ist von dem Thema NIE etwas zu hören.
Beispiele? > Jede Regierungsbeteiligung die diese Partei jemals hatte.

Wenn schon dann die Linken- denen scheinen ihre Überzeugungen etwas wichtiger als den anderen. Aber auch da kann man sich täuschen :0)

U-G
7 Jahre zuvor

Wenn die “Grünen”, die sich dafür halten Cannabis zu Legalisieren, nicht jetzt Aufwachen und auf die Stimmen Ihrer eigenen Befürworter und Wähler hören ist der Zug mit Volldampf vorbeigefahren, ohne Halt.
Ihr könnt auf mich Zählen, doch Wählen darf ich nicht.
Ihr könnt mich Strafen, hören werde ich nicht.
Einen Ü-50 überzeugt man so nicht.
Es liegt in eurer Hand, letztendlich seid Ihr “Deutschland”, wo ihr euer Kreuzchen macht.
Ich Zähl auf sie.
Daumen Drück mit Glück.