Montag, 20. Juli 2015

Pfingstrosen in der Ethnomedizin

Angewandte Psychonautik

 

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Bild: Markus Berger

 

 

 

Markus Berger

 

 

„(…) Die Pfingstrose (…) gehört zu den Pflanzen, die den bösen Geistern recht unangenehm sind. Besonders ihre Samenkörner haben zauberische Wirksamkeit.“

(MARZELL 1964: 60)

 

„Bei starken Gichtschmerzen wird die Wurzel der Pfingstrose (…) angewandt, die der Sprachgebrauch auch direkt Gichtrose nennt. Die Pflanze wird aber ebenfalls bei Magenkrämpfen, Kinderkrämpfen (das Volk nannte früher kleine Kinder, die an Krämpfen litten: Gichter), Epilepsie und bei Asthma, das mit Krämpfen verbunden ist, gebraucht.“

(HERTWIG 1938: 201f.)

 

 

Kaum wird es Frühling, stehen überall die winzigen rötlichen bis braunen Pfingstrosenkinder, Vorboten prachtvoller Exemplare in Gärten, an Wegen und Straßen und sogar in der Wildnis: die weißen, roten oder rosa- bis lachsfarbenen und gefüllten oder einfachen Paeonia-Arten aus der Familie der Peaoniaceae (Pfingstrosengewächse)[1]. Es ist mir ein besonderes Anliegen, diese bei uns selten verwendeten, aber doch so heilsamen Pflanzen in einer literarischen Arbeit auf das Gründlichste zu untersuchen und dem geneigten Fachpublikum bestens darzustellen. Zwar bieten solch bekannte Standardwerke, wie das des Richard Willfort (Gesundheit durch Heilkräuter), eine annehmbare Übersicht über die hiesige volksheilkundliche Verwendung der Pfingstrose, doch lassen die Autoren sämtlicher deutschsprachiger Kräuterbücher die ethnomedizinischen Traditionen der anderen Kontinente gänzlich außer Acht. Das ist in Anbetracht des Alters dieser Literatur nur fast zu verständlich. Trotzdem schließen die Informationen des fremdländischen Gebrauchs einer Pflanze oder Pflanzengattung für uns wichtige Wissenslücken.

 

Wenden wir uns zunächst den Inhaltsstoffen zu. Diese können für alle Paeonia-Arten universell angegeben werden, wenn sie auch von Spezies zu Spezies schwanken. Hauptwirksame Verbindungen sind Monoterpene, nämlich Albiflorin, Oxypaeoniflorin, Paeoniflorin, Paeonol und Paeonolid. Des Weiteren enthalten die Arten Flavonoide (z. B. Derivate des Kämpferol), ätherische Öle, Anthocyanglykoside, Gerbstoffe, Gallotannin, beta-Sitosterol, Daucosterol, Phytosterole, Saccharose und Harzsäuren.

Die wichtigste Pfingstrosen-Art für die Heilkunde ist die Paeonia officinalis L. emend. WILLD., die Echte oder Garten-Pfingstrose. Sie ist zum einen eine beliebte Zierpflanze in Gärten, zum anderen auch eine in den Gebirgsgegenden Südeuropas heimische Spezies. Paeonia officinalis war schon Plinius (Nat. hist. XXV, 29) als Heilpflanze gegen Alpdrücken ein Begriff und „wird seit der Antike medizinisch genutzt und spielt auch in der alten Sagenwelt eine Rolle. Der Heilgott Apollo besaß die Pflanze, in Hekates Zaubergarten wuchs sie und der Göttin Pallas Athene wurde sie oft geweiht. Der Gattungsname soll nach einer Sage nach Paeon, dem griechischen Gott der Heilkunst, benannt worden sein, da dieser mit der bei Theophrast paionia genannten Pflanze Pluto heilte. Sowohl bei Hippokrates als auch bei Hildegard von Bingen diente die Droge bei Verdauungsstörungen. Paracelsus bezeichnete sie als Spezifikum gegen Epilepsie“ (HILLER et MELZIG 2003: 120). Die Pfingstrose könnte außerdem die von Demokrit beschriebene und von Plinius wieder aufgegriffene unidentifizierte Zauberpflanze Aglaophotis sein. Der „Gart der Gesundheit“ von 1485 erwähnt die Paeonia officinalis analog zu Plinius als Mittel gegen Alpträume und Schutz vor Geistern. Früher schützte man in Deutschland mit Paeonia die schlafenden Kinder. Man „steckte (…) das Kraut in die Wiegen der kleinen Kinder, um sie vor dem ‚Schrecken’ zu bewahren, wenn sie nachts ohne sichtlichen Grund weinen, Krämpfe bekommen und nicht mehr zu beruhigen sind. Man nannte daher die Samen der Pfingstrose auch ‚Schreckkörner’ und hing sie den kleinen Kindern als ‚Kinderkorallen’ an einer Schnur aufgereiht um den Hals. Noch jetzt heißt die Pfingstrose im Rheinischen (…) ‚Schreckrose’“ (MARZELL 1964: 60). Kunsthistorisch kommt der Paeonia einiges an Bedeutung zu. Sie gilt als „Rose ohne Dornen“ und ist damit metaphorische Umschreibung für die Mutter Gottes, die Heilige Maria, und deren unbefleckte Empfängnis.

 

Volksheilkundlich werden hauptsächlich die getrockneten Blüten bzw. Kronblätter (Paeoniae flos, Flores Paeoniae) angewendet. „Die Ganzdroge besteht aus den tief purpurroten, leicht gerunzelten, dicklichen, steifen Kronblättern. Die 4 bis 5 cm langen, 3 bis 4 cm breiten Kronblätter sind verkehrt eiförmig, von zahlreichen strahligen Nerven durchzogen, am Grunde mit einem hellen Fleck versehen und am oberen Rande ungleich ausgeschweift bis gekerbt“ (DAB-E 1953: 173). Paeoniae flos wirken lindernd bei Atemwegserkrankungen, Rheuma-Leiden, Haut- bzw. Schleimhauterkrankungen und Hämorrhoiden. Die gekochten Blüten werden auch gegessen und im getrockneten, gerebelten Zustand als Gewürz verwendet. Die trockenen oder in Wein eingelegten oder in diesem gesiedeten Wurzeln (Paeoniae radix), welche im Frühling gegraben werden sollten, dienen bei Allergien, Gelbsucht, Herzbeschwerden, Krampfleiden, Neurasthenie, Nieren- und Blasenleiden, Magen-Darm-Erkrankungen und Rheuma als Pharmakon. Die diuretische, antispasmodische, sedierende und tonisierende Wurzel wird seit über 2000 Jahren innerhalb der Heilkräuterkunde genutzt, hauptsächlich zur Bekämpfung von menstrualen Beschwerden und Epilepsie – hilft aber auch bei andersartigen Krampfleiden und Husten. Die getrockneten Samen (Paeoniae semen) werden zur Linderung von Epilepsien, als Brechmittel und zur Menstruationsförderung eingenommen (Dosis: ein Gramm): „Die Ganzdroge besteht aus den glänzend schwarzen oder braunen, fein punktierten, bis 10 mm langen, rundlich-eiförmigen Samen, die an dem einen Ende, wo sich der strichförmige, helle Nabel befindet, kurz zugespitzt sind; von hier zieht sich die wenig deutliche Rephe zum anderen Ende. Die spröde, dünne Samenschale umschließt ein weißliches oder weißlich-gelbes Endosperm, in dessen Grunde der kleine Keimling liegt“ (DAB-E 1953: 443). Mit dem Päonien-Sirup, das aus zwei Teilen geschnittener Päonienwurzel, einem Teil Weingeist und 50 Teilen Wasser bereitet wird (alles sechs Stunden ziehen lassen und dann Zucker hinzugeben), behandelte man früher pädiatrische Krampfleiden, denen man den Sirup esslöffelweise applizierte (DINDAND 1926: 65).

 

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Bild: Markus Berger

 

Weiterhin gilt die Pflanze im Allgemeinen als Antidot, Antitussivum, Blutreinigungsmittel, Brechmittel, Gift und Tonikum und wird ethnomedizinisch gegen Darmleiden, Diarrhoe, Epilepsie, Epistaxis, Gallenleiden, Gebärmutterentzündung, Hämorrhagie, Krampfleiden, Leber, Milchflussprobleme, Nervenleiden, Spastiken, Tumore, Wassersucht und zur Wundverheilung gebraucht. Nun sind dies alles volkstümliche Heilmethoden mit langer Tradition. Trotzdem existieren zwei Monografien, eine von der Kommission D (Paeonia) und eine von der Kommission E (Paeonia officinalis), die die Wirksamkeit der Pfingstrose nicht bestätigen. Während meiner Recherchen ergaben sich einige Gespräche mit drei Menschen aus Deutschland, die sich auch heute noch selbst mit Paeonia therapieren. Die Personen sind von Epilepsie betroffen und der Schulmedizin gegenüber nicht aufgeschlossen. Zwei der drei Befragten kamen durch eine innerfamiliäre Überlieferung auf die Methode, Pfingstrosen-Kronblätter in Form einer Abkochung sozusagen als Notfall-Fläschchen immer dabei zu haben. Dafür wird pro Konsumeinheit (eine Tasse) ein Gramm trockenes Blattwerk verwendet. Ein Gramm entspricht in etwa einem Teelöffel. Die dritte Person bereitet gelegentlich einen Aufguss aus einem Gramm Paeonia-Blüten und lässt diesen zehn Minuten ziehen. Im Falle eines Anfalles, so berichteten alle drei Befragten, helfe die Dosis Pfingstrosenauszug adäquat. Paeonia officinalis ist allerdings, und hier beginnt die Gefahr für den Heimanwender, auch als Giftpflanze von Bedeutung. Samen und Blüten können Diarrhoe, Gastroenteritis, Koliken und mehr induzieren: „Trotz aller Warnungen wird aus den Blüten der Pfingstrose ein Teeaufguß bereitet, nach dessen Genuss sich Schlingbeschwerden, Nierenkoliken, heftige Reizungen des Darmkanals, Koliken und Kältegefühle an den Gliedmaßen einstellen. Bei Kindern, denen der Tee von den Blüten als krampfstillendes Mittel gegeben wird, kann dies den Tod zur Folge haben! (…) Bei der Pfingstrose ist der Grad der Giftigkeit vom Standort der Pflanze sehr abhängig“ (WILLFORT 1959: 636).

In der Homöopathie wird eine Zubereitung Paeonia officinalis HAB1 in D2- und D3-Potenzen aus den frischen unterirdischen (im Frühling geernteten) Pflanzeneilen gegen Analfissuren, Aftervorfall, Hämorrhoiden und andere Rektal-Leiden, Cystitis, Epilepsie, Erkrankungen des venösen Gefäßsystems, Flechten, Gicht, Magen-Darm-Erkrankungen, pädiatrische Krampfdiathese und Varizen verwandt. Paeonia officinalis ist zudem gelegentlich Bestandteil aphrodisischer Salben und wird als Schmuckdroge in Teemischungen gebraucht.

 

Blüten und Wurzeln der Großblättrigen Pfingstrose Paeonia mascula (L.) MILL. werden volksheilkundlich in Südeuropa genauso verwendet wie Paeonia officinalis. In Vorderasien gelten sie als hervorragendes Mittel gegen Spastiken. Die Wurzel hat antispasmodische und tonische Qualitäten. Innerhalb der asiatischen Volksheilkunde wird die Chinesische Pfingstrose oder Päonie Paeonia lactiflora PALL. als Adstringens, Analgetikum, Antiseptikum, Bakterizid, Diuretikum, Expektorans, Fungizid, Laxans, milchflussförderndes Mittel, Tonikum und Vasodilator sowie gegen Anämie, Blutungen und Bluterkrankungen, Darmleiden, Diarrhoe, Dysmenorrhoe, Entzündungen, Fieber, Furunkel, Gastritis und andere Gastrointestinalstörungen, gynäkologische Leiden, Hautgeschwüre, Hepatitis, Herzleiden, Hypertension, Infekte, Kopfschmerzen, Krebsleiden, Krampfleiden, Lebererkrankungen, Menstruationsbeschwerden, Nervenleiden, Polyurie, Schwindel, Sehprobleme, Spasmen, Schweißausbrüche, Tumore und zur Wundverheilung angewendet. Die Wurzel wird seit über 1500 Jahren in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) genutzt. Sie ist ein universelles Analgetikum, Tonikum und gynäkologisches Phytopharmakon und wirkt zudem adstringierend, antibakteriell, antispasmodisch, antiseptisch, diuretisch, entzündungshemmend, fiebersenkend, auswurffördernd, blutdrucksenkend, milchflussfördernd und sedativ. Sie wird innerlich gegen Hypertension, Leberbeschwerden, Menstruationsbeschwerden und andere gynäkologische Leiden angewendet. Die Blüten, die gekochten Blätter und die Wurzeln werden gegessen.

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Bild: Markus Berger

 

Die Rinde der Strauchpäonie Paeonia suffruticosa ANDR. wird in Japan und China volksmedizinisch als Analgetikum, Antikoagulantium, Antiphlogistikum, Bakterizid, Hämostatikum, Langlebigkeits-Elixier, Sedativum und Tonikum sowie gegen Amenorrhoe, Appendizitis, Blutspucken, Dysmenorrhoe, Entzündungen, Erkältung, Fieber, Hämorrhagie, Herzleiden, Hypertension, Infektionen, Kopfschmerzen, Krampfleiden, Krebs (besonders Brustkrebs), Menstruationsbeschwerden, Milchflussprobleme, Müdigkeit, Nervenleiden und Tumorleiden eingesetzt. Die Rinde der Art zählt außerdem zu den Zutaten der chinesischen Lenzmittel (Aphrodisiaka) und diverser liebessteigernder Teemischungen. Die Blüten der Pflanze werden als Nahrungsergänzung gegessen. Sonstige Anwendungen und Eigenschaften genau wie bei Paeonia ostii: Die Wurzel und Wurzelrinde der Paeonia ostii HONG. wirkt analgesierend, antibakteriell, antispasmodisch, milchflussfördernd, entzündungshemmend, sedierend, tonisierend und antipyretisch – ein Extrakt der Pflanze hat bakterielle Eigenschaften. Paeonia ostii wird innerlich gegen Fieber, Menstruationsstörungen, Geschwüre, Gastrointestinalstörungen, Nasenbluten und anderen Leiden eingenommen.

 

Die Wurzel der Asiatischen Pfingstrose Paeonia anomala L. wird in Asien als Adstringens und bei Bauchschmerzen, Dysenterie, Dyspepsie, Fieber, Hämorrhagie, Hypertension, Krämpfen und Uterus-Beschwerden angewendet. Ein Aufguss aus den getrockneten und zerstoßenen Blättern wird als Hustenmittel, zur Hämorrhoidenbekämpfung und zur Stärkung des venösen Gefäßsystems eingenommen. Selbes wird auch mit den Arten Paeonia caucasica SCHIP., Paeonia hybrida PALL., Paeonia szechuanica FANG., Paeonia ostii HONG. (s.o.), Paeonia delavayi (s.u.), Paeonia emodi (s.u.), Paeonia lactiflora (s.o.), Paeonia mascula (s.o.), Paeonia officinalis (s.o.), Paeonia suffruticosa (s.o.), Paeonia veitchii (s.u.) und anderen getan. Die jungen Blätter und Wurzeln der Paeonia anomala werden außerdem gekocht und gegessen.

Die Gelbe Strauch-Pfingstrose Paeonia lutea DELAV. und Paeonia delavayi FRANCH. werden als Analgetikum und  Bakterizid und gegen Entzündungen und Krämpfe gebraucht. Die Rinde von Paeonia delavayi hat antimikrobielle und antibakterielle sowie entzündungshemmende Eigenschaften. Sie wird zur Behandlung von Arthritis verwendet. Die Wurzel hat analgesierende, sedative und antikonvulsive Qualitäten und kann zur Heilung von Rhinitis und Dysenterie herangezogen werden (innerliche Applikation). Die Pflanze wird gegen Fieber, Erkältungen, Menstruationsbeschwerden, Nasenbluten, Geschwüre, Hautirritationen und Gastrointestinalinfekte angewendet. Die Blüten werden gegessen. Die Wurzelrinde der Paeonia lutea hat antimikrobielle, entzündungshemmende Effekte und wirkt heilend bei Schwellungen. Die Wurzel an sich hat sedative, analgesierende, antikonvulsive Qualitäten und wird bei Dysenterie und Rhinitis verabreicht. Paeonia lutea wird innerlich wie Paeonia delvayi verwendet. Paeonia potaninii KOMAR. wird ebenfalls wie Paeonia delavayi genutzt und hat dieselben Eigenschaften.

 

Paeonia emodi WALL. ist sowohl pädiatrisches Blutreinigungsmittel, Brechmittel, Relaxans, Laxans, Nerventonikum und Reinigungsmittel als auch Medizin gegen Diarrhoe, Epilepsie, Gallenleiden, Hysterie, Koliken, Krampfleiden, Uterus-Entzündung und Wassersucht. Die Samen wirken emetisch und heilend bei Katarrhen. Die getrockneten Blüten unterstützen die Behandlung von Durchfällen. Die jungen Blätter werden als Nahrungszusatz gekocht und gegessen. Die Wurzel der Paeonia obovata MAXIM. hat analgesierende, antibakterielle, entzündungshemmende, antispasmodische, diuretische, fiebersenkende und sedierende Eigenschaften. Paeonia veitchii LYNCH gilt als Ingredienz für sogenannte Herbay-Ecstasy-Rezepturen. Diese ausschließlich aus pflanzlichen Komponenten zusammengestellten Mixturen sollen mittels legaler psychoaktiver und pharmakologisch inaktiver Substanzen die empathogene, entaktogene und aufmunternde Wirkung des MDMA (Ecstasy) nachahmen. Gelingen tut dies indes freilich niemals. In der chinesischen Medizin wird die gesamte Wurzel der Pflanze genutzt. Sie hat tonisierende, analgesierende, anodyne, antibakterielle, entzündungshemmende, antiseptische, antispasmodische, adstringierende, diuretische, milchflussfördernde, auswurffördernde, fieber- und blutdrucksenkende und nervenberuhigende Eigenschaften. Sie wird innerlich gegen Hypertonie, Menstruationsleiden, Leberbeschwerden und andere Krankheiten angewandt. In Südeuropa und Asien gelten die verschiedenen Paeonia-Arten gemeinhin als Krebsmittel. Die chinesische Heilkräutermischung „Chi Shao Yao“ wird aus einer Vielzahl Paeonia-Spezies bereitet.

 

Die amerikanische indigene Ethnomedizin kennt Paeonia brownii DOUG., deren Wurzel fiebersenkend, herzkraftsteigernd, abführend und hustenlindernd wirkt. Einige nordamerikanische Indianer verwenden ein Dekokt aus der Wurzel gegen Pneumonie, Tuberkulose, Übelkeit, Diarrhoe, Husten, Krampfleiden, Gefäßleiden, Verstopfung und pädiatrische Leiden. Außerdem gilt ein Aufguss aus sonnengetrockneten Wurzeln als Diätmittel, Salbe für Schwellungen und Augenverletzungen. Ein Puder aus der Wurzel kann zur Linderung auf Wunden, Schnittverletzungen, Verbrennungen und Verätzungen aufgebracht werden. Ein Kaltauszug der Samen wird als Hustensaft genutzt. Die Wurzel der Art findet außerdem als Nahrungsmittel Verwendung.

 

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die gemeinsame Schnittmenge der ethnomedizinischen Päonien am herausstechendsten in der relaxierenden Wirkung der Arten zu finden ist. Alle innerhalb der Pflanzenheilkunde angewendeten Paeonia-Spezies – egal, ob in Europa, Asien oder Amerika – werden unter anderem erfolgreich gegen Krampfleiden eingesetzt. Sollte uns das zu denken geben?

 

[1] Früher zählten die Pfingstrosen zu den Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse).

 

Bibliografie

 

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Dinand, A.P. (1926), Taschenbuch der Heilpflanzen, Eßlingen/München: Schreiber

 

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Hertwig, Hugo (1938), Gesund durch Heilpflanzen, Berlin: Koch’s

 

Hiller, Karl; Melzig, Matthias F. (2003), Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen – Band 2: L-Z, Heidelberg, Berlin: Spektrum Akademischer Verlag

 

Hunnius (1998), Pharmazeutisches Wörterbuch, Berlin / New York: De Gruyter

 

Marzell, Heinrich (1964), Zauberpflanzen Hexentränke, Stuttgart: Kosmos

 

Müller-Ebeling, Claudia; Rätsch, Christian (2003), Lexikon der Liebesmittel, Aarau: AT Verlag

 

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Rätsch, Christian (1998), Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT Verlag

 

Roth, Lutz; Daunderer, Max; Kormann, Kurt (1994), Giftpflanzen – Pflanzengifte. Sonderausg., Hamburg: Nikol Verlagsgesellschaft

 

Willfort, Richard (1997), Gesundheit durch Heilkräuter. 26. Aufl., Linz: Rudolf Trauner Verlag

 

 

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