Freitag, 17. April 2015

Wenn fliegende Holländer abstürzen

Sadhu van Hemp 

 

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Der US-Amerikaner George Jung und der Brite Howard Marks haben sich mit ihren Biographien als ganz große Drogendealer geoutet. Doch auch die Niederländer haben ihren Helden, und zwar einen, gegen den die genannten Kollegen zu Amateuren verblassen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein niederländisches Gericht den Großdealer 1994 zu einer Rekordstrafe von einer halben Milliarde Gulden verdonnerte. Cornelius Jacobus (Cees) H. schweigt sich jedoch bis heute über seine Aktivitäten im internationalen Drogenschmuggel aus und genießt unbehelligt seinen Ruhestand unter Gleichgesinnten in Kolumbien. Und das ist auch gut so, denn das Netzwerk, das der gute Cees im letzten Jahrhundert knüpfte, wurde von den Strafverfolgungsbehörden trotz aller Tricksereien nie richtig zerschlagen.

 

Cees H. erblickte 1952 als viertes Kind eines Textilvertreters in Amsterdam das Licht der Welt. Nach der Einzelhandelsschule und verletzungsbedingtem Rückzug aus dem niederländischen Volksport Hockey versuchte sich Cees als Autohändler, später in der Hotellerie in Amsterdam und Zandvoort. Bis dahin hätte aus dem jungen Mann noch ein „anständiger“ Mensch werden können, doch mit der Hippiebewegung witterte der Koofmich das große Geld, das sich im Haschischhandel scheffeln ließ. Bis 1984 flutschte das Geschäft, dann kam es zur ersten Festnahme mit anschließender Verurteilung zu einer neunjährigen Gefängnisstrafe. Doch im Gegensatz zu Marks und Jung hatte Cees H. kein Sitzfleisch: Am 2. September 1985 kletterte der Turnbruder mit zwei weiteren Häftlingen über die Mauer des Gefängnisses „Bijlmerbajes“ bei Amsterdam – unterstützt von einem Froschmann, der die Leiter bereitstellte.

 

Der Outlaw setzte sich mit einem irischen Pass nach Spanien ab und wuchs sich in der Zeit, in der er hätte brummen sollen, zu einem der führenden Protagonisten des organisierten Koks- und Haschischschmuggels aus. Am 10. Mai 1993 klickten abermals die Handschellen, nachdem Steuerfahnder über die ungeheuren Geldmengen gestolpert waren, die Cees H. über etliche Investment- und Ölfirmen wusch. Im April 1994 verknackte ihn die Große Strafkammer für die nach 1985 begangenen Straftaten zu vier Jahren Freiheitsentzug. Plus Reststrafe erwarteten Cees acht lange Jahre Strafvollzug. Selbstverständlich erfolgte sogleich ein Fluchtversuch aus dem „Bijlmerbajes“, diesmal mittels Sprengstoff, der allerdings nicht die Kraft hatte, die Panzerglastür zur Freiheit zu öffnen. Am Ende landete Cees im Hochsicherheitsgefängnis in Vught, wo er bis auf den letzten Tag seine Strafe verbüßte.

 

Nun könnte längst richtig viel Gras über Cees’ Drogenkarriere gewachsen sein. Doch im März 2014 wurden Journalisten auf einen mehr als seltsamen Vorgang aufmerksam, der hochrangige niederländische Regierungspolitiker ins Zwielicht brachte. Die ursprünglich ausgesprochene Geldstrafe von 500.000 Millionen Gulden hatte sich nämlich wie von Zauberhand auf schlappe 750.000 Gulden reduziert. Alle Finger zeigten plötzlich auf Staatssekretär Fred Teeven, der in seiner damaligen Funktion als Staatsanwalt mit Cees’ Anwälten den mehr als dubiosen Deal ausgehandelt hatte, um zumindest an einen Bruchteil des Strafgeldes zu kommen. Dieser großzügige „Schuldenschnitt“ empörte die niederländische Öffentlichkeit dermaßen, dass sich der niederländische Justizminister Ivo Opstelten, einfältig, wie er ist, genötigt sah, seinen Staatssekretär und Parteifreund mit allerlei Unwahrheiten aus der Schusslinie zu nehmen. Als schließlich bekannt wurde, dass der niederländische Fiskus im Zuge des von Teeven ausgehandelten Deals mehr als sechs Millionen Gulden, die seinerzeit auf einem Konto von Cees H. in Luxemburg beschlagnahmt worden waren, dem Bösewicht nach der Haftentlassung zurück überwiesen hatte, war’s um die beiden Herren der rechtskonservativen Volkspartij voor Vrijheid en Democratie (VVD) geschehen. Mit Tränen in den Augen holten sich die beiden Hardliner in Sachen Drogenpolitik Anfang März die Entlassungsurkunde beim König ab – und das unter Hohngelächter seitens der Hanffreunde, die in Ivo Opstelten und seinen Parteifreunden diejenigen Gangster sehen, die in ihrer grenzenlosen Europa-Hörigkeit den Anti-Hanf-Krieg auf niederländischem Boden erneut losgetreten haben.

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10 Kommentare
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Peter
9 Jahre zuvor

500.000 Millionen Gulden oder doch eine halbe Milliarde? Korrekturlesen vor’m posten ^^

Gri
Antwort an  Peter
9 Jahre zuvor

Oder doch 500 Milliarden…?? 🙂

Sadhu van Hemp
9 Jahre zuvor

Sorry, Leute, mein Fauxpas.
Nun ja, bei derartigen Summen kann einem, der nur darin geübt ist, mit jedem Pfennig zu rechnen, schon mal schwindelig werden.

Nummer14
9 Jahre zuvor

und auf Ivo folgt Ard Steur. Bin gespannt auf erste Äusserungen zu Cannabis insbesondere i-kriterium 15 % regel und vor allem Äffnung der Achterdeur. Ivo und Fred sind nun Gott sei Dank Vergangenheit. Ob sich was ändert? abwarten…

mr tola
9 Jahre zuvor

Politiker sind meiner Meinung nach die grössten kriminellen.

Cosmo
Antwort an  mr tola
9 Jahre zuvor

Neee. Bankbesitzer!! Danach Politiker!!!

Jemand
Antwort an  Cosmo
9 Jahre zuvor

1. Großbank Besitzer
2. Rating Agenturen
3. Politiker
4. Ex Politiker
5. US-Geheimdienst
6. RU- Geheimdienst
7. US-Administration
8. US Armee

Cosmo
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

Ist das nicht auch das Ranking der meisten Psychopathen in einem Berufszweig?

Jemand
Antwort an  Cosmo
9 Jahre zuvor

Genau! Und die Rangliste der Verbrechensraten pro Beruf!

RalfMed
Antwort an  Jemand
8 Jahre zuvor

Wie war, wie war. Aber du hast noch eine Kleinigkeit vergessen: Rockefeller, Dupont….Monsanto…=Tremchail usw. Und dies und noch viel mehr haben sie damit die zB. Regierungen, Pharma’s unter kontrolle !