Dienstag, 2. September 2014

Cannabis-Missbrauch als Verlegenheitsdiagnose

Patient von den Ärzten abgestempelt

 

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Leider kommt es immer wieder vor, dass Menschen mit realen gesundheitlichen Beschwerden auf Grund ihres Cannabis-Konsums vorschnell zu Süchtigen und Junkies abgestempelt werden. Ihre vermeintliche Drogensucht wird nicht selten als Ursache für die Beschwerden herangezogen und somit die Suche nach dem eigentlichen Auslöser vorzeitig beendet. Die Folge ist, dass sich die Betroffenen missverstanden und mit ihren Beschwerden allein gelassen fühlen und jegliches Vertrauen in die Mediziner, die ihnen eigentlich helfen sollen, verlieren. So erging es jüngst auch einem unserer Leser. Nach dem Vorfall hat sich Nico mit den folgenden Schilderungen an uns gewandt, um seine Erfahrungen mit anderen Betroffenen zu teilen.

 

 

Hallo liebes Exzessiv-, Hanfjournal- und Sowjet Team,

 

Ich wende mich an euch, da ich die Empörung über folgendes nicht für mich behalten kann. In den vergangenen Tagen ist mir folgendes passiert:

 

Seit längerem plagt mich ein bedrückendes Gefühl in meiner Brust, besonders in Stresssituationen. So auch vor einigen Tagen. Wiederholt spürte ich diesen Druck in meiner Brust und meine Freundin überredete mich schließlich, ins Krankenhaus zu gehen. Dort wurde ich sofort stationär aufgenommen und gründlich auf den Kopf gestellt. EKG, Belastungs-EKG, Langzeit-EKG und Blutdruckmessungen über mehrere Tage ergaben keine Auffälligkeiten. Allerdings sorgte eine gewisse Substanz in meinem Blut auf Grund der hohen Konzentration für Aufsehen. Die osteuropäische Ärztin sprach mich auf das THC in meinem Blut an, und warnte mich vor den schlimmen Nebenwirkungen und einer schweren Suchterkrankung. Ebenso fragte sie mich warum ich Cannabis konsumieren würde. Ich antwortete ihr, dass es mich nach einem langen Arbeitstag beruhigen würde und ich damit, zum Teil schwere Depressionen erfolgreich behandeln würde. Daraufhin riet sie mir zum Feierabend lieber ein Glas Wein zur Beruhigung zu mir zu nehmen und warnte mich davor eine Selbstmedikation gegen meine Depressionen vorzunehmen.

Ich konnte es kaum fassen und war total entsetzt, dass mir eine studierte Frau den regelmäßigen Konsum von einer Droge wie Alkohol rät. Das i-Tüpfelchen auf die Unwissenheit folgte im nächsten Atemzug, als sie mich fragte, ob ich das Haschisch intravenös zu mir nehmen würde oder in Pillenform… Mir fiel zunächst die Kinnlade runter, bevor ich scherzhaft antwortete, dass ich es schnupfen und seitdem unter starkem Heuschnupfen leiden würde. Nur leider kam dieser Scherz nicht als solcher an und ich wurde vollkommen ernst genommen in meiner Aussage.

 

Es ist lachhaft, dass ein Mensch der studiert hat nicht einmal über Konsumformen eines so wunderbaren Krautes informiert ist. Demnach kann ich auch nur schlussfolgern, dass die Ärztin auch nicht über Wirkungen und Nebenwirkungen informiert ist. So frage ich mich: Wie will diese Ärztin mir helfen? Ich bat darum von einem anderen Arzt behandelt zu werden. Diesem Wunsch wurde entsprochen, jedoch hat sich die Geschichte des “Haschgift-Schnupfers” schon durch das Ärztekollegium herumgesprochen und auch der nächste Arzt sah ohne weitere Untersuchungen die Ursache meiner Beschwerden ebenfalls im Rauchhanf. Wohl gemerkt ein Oberarzt der älteren Generation. Ich wurde noch einen weiteren Tag stationär behandelt und untersucht, ohne weitere Erkenntnisse. Die Schwestern fragten mich mehrmals, ob ich einen starken Entzug hätte durch den Aufenthalt im Krankenhaus und boten mir Schlafmittel an, um darüber hinweg zu kommen. Kurz gesagt wurde ich wie der letzte Junkie behandelt. Am 3. Tag wurde es mir zu bunt und ich ließ mich auf eigenen Wunsch hin entlassen.

 

Die Neugier verführte mich dazu, den Befund, der mir für meinen Hausarzt mitgegeben wurde, zu öffnen und nachzuschauen was letztendlich diagnostiziert wurde. Die einzig gestellte Diagnose und der Grund meiner Brustschmerzen ist: Cannabinoide Abusus (zu Deutsch: Missbrauch von Cannabinoiden). Mir hat diese Diagnose sehr geholfen, denn ich habe mich so dermaßen aufgeregt, dass die Schmerzen wieder da waren und ich darauf schließen kann, dass es einfach nur Stress bedingte Brustschmerzen sind. Meine Medikation? Ein Joint!

 

Ich muss mich bei euch entschuldigen, denn ich nehme an, dass ich nun in irgendeiner getürkten Studie als Cannabis bedingter Krankenhausaufenthalt auftauchen werde und somit unfreiwillig einen Teil dazu beigetragen habe, die vermeintliche Gefahr vom Haschgift bestätigt zu haben.

 

Mit highteren Grüßen,

Nico Irie

 

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26 Kommentare
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Sebastian
9 Jahre zuvor

Man ist das übel. Ich kann gar nicht glauben, dass es so inkompetente Ärzte gibt.

J2
9 Jahre zuvor

Junge, mach dir nichts daraus! 🙂
Schön stur bleiben, sonst fressen sie dich auf. Am einfachsten ist es, schon im Vorfeld, am Telefon beim Terminausmachen nach der Einstellung des behandelnden Arztes zum Cannabis zu fragen.

J2
Antwort an  Sebastian
9 Jahre zuvor

Doch, leider. Für viele Ärzte ist ein Patient eine Einnahmequelle und mehr nicht. Sie verordnen dir gerne das ganze Repertoire, was die Kasse zahlt, ohne sich ernsthaft in deine Krankheit zu vertiefen. Selbst, wenn sie dir homöopathische Mittel anbieten (nicht so schädlich), haben diese nicht viel mit der echten Homöopathie, also mit der klassischen nach Hannemann (die auch tatsächlich heilt) zu tun. Die dienen dann eher der beidseitigen Beruhigung des Gewissens. Wenn sich jemand wirklich um seine Gesundheit sorgt, gibt es eine sehr informative Seite, nämlich Zentrum Der Gesundheit. Dort kann man was lernen.

Jemand
Antwort an  J2
9 Jahre zuvor

Homöopathie ist nichts weiter als ein aufgeblasener Placeboeffekt! Die Heilung kommt oft auch erst daduch zustande das Heilpraktiker sich viel Zeit für ihre Kunden nehmen und genau auf sie und ihre Probleme eingehen! Meiner Meinung nach sollte man in der Medizin weder die Symptome bzw den Körper betäuben (Schulmedizin) noch mit irgendwelchem Humbug (zb dieser Globuli Mist) falsche Hoffnungen wecken! Der einzig richtige Ansatz sollte es sein den Körper die Arbeit machen zu lassen und ihn ggf dabei direkt zu unterstützen! Dafür sollte man von Naturvölkern lernen die noch Dinge wissen die uns auch mal bekannt waren aber durch Schulmedizin und Scharlatanerie in Vergessenheit bzw in Verruf geraten sind : nämlich die Naturmedizin! Nur hier finden sich Stoffe wie Phytohormone… Weiterlesen »

Matze
9 Jahre zuvor

War auch des öfteren beim Arzt wegen Verdauungsproblemen und Durchfall. Der Arzt nahm mir eines Tages Blut ab und stellte natürlich auch das THC fest. Mit dieser Erkenntnis bequasselte er mich 20 Minuten über die Suchtgefahren und Gesundheitlichen Folgen und dass das Gras “höchtwarscheinlich” mit meinen Verdauungsproblemen zu tun hat. Ich fragte aus welchem Grund das so wäre, da ich meinte Gras habe eher eine verdauungsfördernde Funktion. Seine Antwort, kein Witz: “Woher sollte es dann kommen? Sie konsumieren Drogen.”

Wie bitte? Ich denke da hat ein Mediziner seine Hausaufgaben nicht gemacht wenn für ihn die Diagnose bei diesem Punkt beendet war.

J2
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

“Meiner Meinung nach sollte man in der Medizin weder die Symptome bzw den Körper betäuben (Schulmedizin) noch mit irgendwelchem Humbug (zb dieser Globuli Mist) falsche Hoffnungen wecken!……”

Na, das ist doch schon ein guter Ansatz für einen angehenden Homöopathen! 😀 Wenn du jetzt noch die Arztneimittelprüfung verstanden hast und wie man, notfalls, sanft eine Euthanasie einleitet, kann man dich schon in die Welt schicken. 🙂
Damit kann man tatsächlich viel Unfug anstellen, wenn man blind herum experimentiert, jedoch eins muß man sagen: Es bleibt keine Gabe ohne Wirkung.

Jemand
Antwort an  J2
9 Jahre zuvor

Von diesem “potenzieren” halte ich persönlich nichts…ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie das stufenweise verdünnen von Wirkstoffen ihre Wirkung erhöhen soll…gerade dann wenn ein Mischverhälltniss zustande kommt das etwa 2-3 Mollekülen auf einen Olympischen Pool entspricht! Auch dem Gleichheitsprinzip stehe ich eher skeptisch gegenüber da man meiner Meinung nach im schlimmsten Fall den Körper noch weiter mit dem konfrontiert was ihn eh schon plagt! Es mag durchaus sein das dieses Prinzip in einigen Fällen durchaus Erfolg verspricht aber das müsste man auf wissenschaftlicher Basis weiter erforschen! Ich bin durchaus offen für “neues” aber ich glaube nicht blind was andere behaupten…andererseits sieht man am Bsp von Aroma- und Farbtherapie oder auch der Akkupunktur das Dinge durchaus ihre Berechtigung… Weiterlesen »

J2
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

Mit dem Potenzieren ist es so, wie mit den Superteilchen: weniger ist manchmal mehr. 🙂
Der Wirkstoff ist eine Information. Bei dem richtigen Mittel wird die Krankheit geheilt, statt nur Symptome unterdrückt.
“ich glaube nicht blind was andere behaupten” – so geht es mir ebenfalls. 🙂
Übrigens frage ich mich, ob Farb- und Aromatherapie, nicht zufällig nur ablenken, also unterdrücken. Akupunktur kann vorhandene chronische Schmerzen verstärken – also erst richtig bewußt machen. (meine Testergebnisse ;-))

Jemand
Antwort an  J2
9 Jahre zuvor

Selbst wenn es stimmt das mollekulare Informationen übertragbar wären (und gerade das glaube ich eben nicht) so wäre Wasser das falsche Medium um diese zu speichern!
Eine Substanz die das könnte würde sich in das umwandeln dessen Informationen es abspeichert
Ja weniger ist manchmal mehr aber das hat seine Grenzen!
Farb- und Aromatherapie sin beides hervorragende Mittel um im Gehirn bestimmte Vorgänge auszulösen die gerade bei psychischen Problemen durchaus zur Heilung beitragen kann…und genau wie die Akkupunktur sind diese Methoden natürlich keine Wundermittel…die auch richtig angewendet werden wollen

papa
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

Warum wikren dann die wie du sagst Placebos auch bei Tieren und sogar Kleinkindern. Erklär das mal. Du schlaule.
Ich glaub nicht dass man den Tieren und auch Kleinkindern die dich nicht verstehen das ein reden kann. Und im übrigen ist das so dass cannabis sogar die die Wirkung von Homöopatischen Mitteln aufhebt. Das wurde früher verwendet wenn die Wirkung über das Ziel hinaus geschossen ist.
Wer lesen kann ist gänzlich im Vorteil und der kann sich auch besser informieren.

papa
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

Ich selber habe eine Ausbildung zum Heilpraktiker genossen und habe meine 26 jährige Tochter wegen ihrer extremen Heuschnupfenallergie die von allen möglichen Allergologen ohne Erfolg behandelt wurde mit potenziertem Eigenblut so erfolgreich helfen konnte dass sie nun in der Lage ist sich in frisch gemähten Wiesen aufzuhalten OHNE eine allergische Reaktion zu bekommen.
Also Placebo???? Naja ich denke nicht.

papa
9 Jahre zuvor

Wenn ihr einen Mediziener sucht der sich mit Cannabis auskennen soll dann nur diese die auch Naturheilverfahren anbieten. Denkt daran dass die reguläre Medizin von der Pharmaindustrie gesteuert wird und da ist Cannabis halt verteufelt. Nur durch eine zusätzliche Ausbildung kommen die auf den Stand des Verständnisses gegenüber Cannabis.

papa
9 Jahre zuvor

Und übrigens, im KH findet ihr hauptsächlich nur angehende Mediziner in Ausbildung.

J2
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

“Selbst wenn es stimmt das mollekulare Informationen übertragbar wären (und gerade das glaube ich eben nicht)”

Und was sind deiner Meinung nach die Reisen durch Raum und Zeit?

Jemand
Antwort an  J2
9 Jahre zuvor

Bullshit!
Weil Zeit nichts weiter ist als eine Maßeinheit!

Alleine die Existenz des Higgs-Bosoms widerlegt die Relativitätstheorie!
Physikalisch gesehen dauert etwas eben genau so lange bis es zuende ist…dabei gibt es viele Faktoren die das Ganze beschleunigen oder verlangsamen können wie zb Schwerkraft Quantenfeldfluktuationen etc pp

Jemand
9 Jahre zuvor

Wie gesagt es entzieht sich meinem Verständniss!
Probiert habe ich es allerdings auch schon mehrfach mit diesen Globulis wegen meiner Darmbeschwerden…ohne Erfolg!
Das bei Tieren und Kindern eine Besserung eintritt liegt auch eher daran das man auf den Kranken eingeht und ihm Zeit und Aufmerksamkeit widmet…das alleine kann vieles heilen!

Sollten je wissenschaftlich stichhaltige Beweise vorliegen die meine Ansichten widerlegen bin ich auch bereit daran zu glauben!

Aber hier auch noch einmal : Hierbei handelt es sich um meine eigene Meinung! Jeder sollte das tun oder lassen was er für richtig oder falsch hällt!

J2
Antwort an  papa
9 Jahre zuvor

Wow, ich habe gerade meine eigene Allergie verstanden! In der Natur geht nichts verloren, es ändert nur die Zusammensetzung und chemische Elemente werden mit der Zeit zu anderen chemischen Elementen. Das Leben ist echt ein Wunder! Aber ich habe eher den Eindruck, daß Cannabis die Wirkung von Homöopathika noch verstärkt. 🙂

J2
Antwort an  papa
9 Jahre zuvor

Ich glaube kaum, daß Cannabis ein universelles Antidot ist. Es verlangsamt die Wirkung und mildert vielleicht die unangenehmen Symptome, aber mehr nicht.

anon
9 Jahre zuvor

hi, hab den gleichen scheiss durch.. nach x Operationen mit traumatischem Ausgang in meiner frühen Kindheit, einer Vergewaltigung, Schuppenflechte und einer chronischen Darmentzündung hab ich meinem Hausarzt irgendwann erzählt das ich cannabis konsumiere.. das war vor ca. 16 Jahren(Damals war mir noch nicht klar das mein Konsum einen medizinischen Hintergrund hat). Seit dem werd ich bei jedem scheiss Arztbesuch gefragt ob ich das Medikament nehmen darf, wegen meiner angeblichen “Sucht”. Seit dem geh ich eig. nicht mehr zu meinem Hausarzt, denn er nimmt mich eh nicht ernst und über die medizinische Anwendung von Cannabis brauch ich mit dem gar nicht reden, ich bleib bei dem in der Akte ein Junkie. Die einzige Chance ihn zu zwingen das in seiner Akte… Weiterlesen »

J2
Antwort an  anon
9 Jahre zuvor

Hallo anon,
alles halb so wild! 🙂 Mit deinen Symptomen wird sich jeder Homöopath über deinen Besuch freuen. Die, die echt Ahnung haben, führen auch öfters eine homöopathische Schule. Und mit dem eingeschränkten Vertrauen an den Hausarzt hast du völlig recht. Ich habe meinen um Unterstützung bei der Ausnahmegenehmigung gebeten, und (auf Grund meiner traumatischen Kindheitserfahrungen) erst gar nicht gemerkt, daß er mein Vertrauen mißbraucht und mich bereits sexuell belästigt. Ich habe mich von ihm sogar trösten und aufbauen lassen, als ich Selbstmordgedanken bekommen hatte! Aber wieso soll ich unserem Familienhausarzt nicht vertrauen? (Zur Info: Sein zugegebener Drogenkonsum – jeden Abend ein Glas Wein.)