Montag, 3. März 2014

Kaempferia galanga – ETHNOBOTANISCHE PRAXIS

Erfahrungen mit einem psychoaktiven Ingwergewächs

von Markus Berger

Erfahrungen mit einem psychoaktiven Ingwergewächs

Galanga, die asiatische Pflanze mit der scharfen Wurzel, bewegt die Gemüter der Psychonautengemeinde nicht erst sein gestern. Die einen behaupten steif und fest, Galanga sei definitiv psychoaktiv, andere mögen nur zu gern das genaue Gegenteil bestätigen. Im Folgenden untersuche ich anhand verschiedener Erfahrungsberichte in den einschlägigen Internetforen und meiner eigenen Versuchsergebnisse die entheogene Wirksamkeit von Kaempferia galanga.

Etwas Botanik
Kaempferia galanga LINNÉ (Syn.: Languas officinarum (HANCE) FARW.) ist ein Ingwergewächs aus der Familie der Zingiberaceae (Ingwergewächse) und kommt ursprünglich aus Indonesien. Galanga bildet nur zwei Blätter über dem Erdboden aus und trägt weiße oder rosafarbene, in Dreiergruppen an den Blattansätzen sitzende Blüten mit violetter Lippe. Traditionelle Bezeichnungen: Galanga, Maraba, (Großer) Galgant, Laos (Indonesien), ka or kha (Thailand), lengkaus (Malaysia); Resurrection Lily (engl.) u. v. a. Andere Schreibweisen für den Gattungsnamen sind Kaempheria und Kempferia.

Kultur
Wintergarten oder Gewächshaus sind Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Kultur der Kaempferia galanga. Die Pflanze benötigt eine ausgewogene Mischung aus Feuchtigkeit und schattiger Wärme (tagsüber 25° bis 30° C, nachts um die 18° C). Während der Wachstumsperiode regelmäßig gießen und düngen, ab und zu besprühen, um die Luftfeuchte ein wenig anzupassen bzw. zu verbessern. Blütezeit von Juni bis September. Kaempferia gilbertii hat stengellose Blätter mit hellgrünen Nerven und blüht vier Wochen später als Kaempferia galanga, nämlich ab Juli. Kaempferia rotunda trägt an der Oberseite grünlich-weiße, an der Unterseite purpurne Blätter, blüht von Juni bis August und kann unter Umständen sogar im Wohnzimmer gehalten werden. Die Vermehrung der Kaempferia-Spezies geschieht vegetativ durch Teilung der Wurzelrhizome. Kaempferia muss überwintern. Zu diesem Zweck bleibt der Wurzelstock von Mitte Oktober bis Ende Februar ohne Wasser und Dünger an einem warmen Platz im Topf. Im nächsten Frühjahr treibt er wieder neu aus. Ende März oder Anfang April topft man die überwinterten Wurzelteile in frische Blumenerde. Zwei der häufigsten Probleme in der Kultur von Kaempferia sind blasse, verkümmerte Blätter, bedingt durch zu kaltes und/oder zu trockenes Klima. In diesem Fall sollte man schleunigst die Temperatur anpassen und häufig sprühen. Ist der Wurzelstock nach der Winterruhe von Schimmel befallen, stand die Pflanze während dieser Zeit falsch, vermutlich zu feucht. Den Wurzelstock kann man nun getrost begraben, da die Behandlung mit Fungiziden einen späteren Gebrauch der Pflanze unmöglich machen würde.

Geschichte
Kaempferia galanga wird vermutlich in Papua-Neuguinea (Mount Hagen) als Halluzinogen verwendet. In Südostasien wird Galanga als Aphrodisiakum, Psychoaktivum und Gewürz benutzt, in Malaysia war das Rhizom Ingredienz eines Pfeilgiftes. Außerdem wird Kaempferia galanga in  Indonesien den beliebten, oftmals anregenden Kräutermischungen (jamu) beigemischt. Der Wurzelstock wird in Indonesien und Neuguinea als Aphrodisiakum und volksmedizinisch eingesetzt, z. B. bei Augenentzündungen, Blähungen, Halserkrankungen, Rheuma und Verdauungsstörungen oder zusammen mit Whiskey als Balsam gegen Kopfschmerz. Der originale Galanga wird gern und oft mit Galgant, Alpinia officinarum, verwechselt. Daher rühren auch diverse Erfahrungsberichte mit fehlender Wirkung.

„Die Wurzel ist der meistgenutzte Teil der Pflanze.

Normalerweise wird sie als Gewürz (…) verwendet.

Im mittelalterlichen Europa wurde [Kaempferia galanga] als Aphrodisiakum

benutzt und wird heute noch als Stimulans von Kräuterhändlern verkauft.“

(EROWID GALANGA VAULT (1))

 

Im Folgenden führe ich diverse fremde und eigene Erfahrungsberichte auf. Die derzeit in der Literatur existenten Angaben zur psychoaktiven Verwendung der Pflanze beschränken sich allerdings auf ein Minimum. Ich habe zum Glück meine eigenen Erfahrungen mit Galanga und bin noch immer damit beschäftigt, ab und an neue Experimente zu unternehmen.

Zur Verwendung
Üblich ist das Kauen des Wurzelstocks oder ein Aufguss aus den Blättern. Meist wird die getrocknete, pulverisierte Wurzel dem Essen (schmeckt am besten mit Reis!) oder einem Getränk (Wasser, Ginger ale, Saft) beigegeben. Man kann auch recht einfach ein rauchbares Extrakt herstellen. Ein Galanga-Extrakt hat allerdings zytotoxische Eigenschaften, so dass unbedingt von Versuchen abgesehen werden sollte!

Wirkungen
Zum ersten Mal las ich von Galanga in Bert Marco Schuldes Buch „Psychoaktive Pflanzen“. Im zweiten Teil des Buchs finden sich drei Erfahrungsberichte zu Kaempferia galanga: „Es empfiehlt sich, die gemahlene Wurzel in Fruchtjoghurt o. ä. einzurühren (…). Meine Geliebte und ich finden, dass Galanga herrlich anregend ist (…). Nur schade, dass sich so schnell eine Toleranz aufbaut“ (SCHULDES 2001: 120). Hier wird schon von einer Toleranzbildung gesprochen – merken wir uns das. Ein zweiter User berichtet von Effektivität und Geschmack: „Die (…) frische Wurzel (…) war (…) in großen Mengen genießbar und hatte auch die in [den] Erfahrungsberichten beschriebenen Wirkungen (außer der Farbintensivierung). Die zweite bereits getrocknete (…) Wurzel war durch den unheimlich scharfen schmierseifeählichen Geschmack kaum genießbar“ (SCHULDES 2001: 120). Der letzte Bericht in „Psychoaktive Pflanzen“ gibt das Ergebnis des Autors folgendermaßen wieder: „Im ersten Moment dachte ich, es wäre eine Art von Rausch, wie er nach Marihuanagebrauch auftritt, aber dann merkte ich, dass da ein eigenartiger Unterschied existierte. Am besten kann ich es so beschreiben, dass es zu einer Art von Sehen führt, wie man es oft am Tag nach der LSD-Einnahme erleben kann. (…) Galanga scheint störende, unwichtige Gedanken zu beseitigen“ (SCHULDES 2001: 120). So weit zur Wirkung. Nun verrät uns der Experimentator noch etwas Entscheidendes: „Am nächsten Tag verdoppelte, am übernächsten verdreifachte ich die Dosis. Aber es scheint sich sehr schnell eine Toleranz aufzubauen, wenn es an aufeinanderfolgenden Tagen genommen wird“ (SCHULDES 2001: 120). Kaempferia galanga als Psychoaktivum entwickelt also tatsächlich eine Toleranz. Nach vier bis sieben Tagen Abstinenz ist diese komplett aufgehoben.
Glücklicherweise habe ich meine eigenen Erfahrungen mit Galanga und bin noch immer damit beschäftigt, regelmäßig neue Experimente zu unternehmen. Ich habe in der Zeit von 1994 bis heute 36 Galanga-Versuche mit unterschiedlichsten Dosen unternommen. An effektivsten scheint mir eine Einnahme des Pulvers zusammen mit Reis. Eine Dosis von sechs Teelöffeln zeigte bei mir deutliche psychoaktive Wirkung. Das sehr scharfe Rhizom schlägt mir persönlich jedoch sehr auf den Magen. Erste Effekte bei einer Dosis von sechs Teelöffeln nach zehn Minuten, in Form von heißen Wangen und einer leichten, wohlbekannten aber nicht unangenehmen Beklemmung auf der Brust, welche sich nach fünf bis zehn Minuten vollständig legt. Höhepunkt der Wirkung nach etwa fünfundvierzig bis sechzig Minuten. Ich kann die Wirkung nur inadäquat vergleichend beschreiben, allerdings ist ihr eine deutlich entaktogene, stimulierende und wachmachende Komponente zueigen. Diese aber mit Amphetamin oder Verwandten zu vergleichen, machte die Beschreibung zunichte. Galanga hat keine Nebenwirkungen.

Fremde Erfahrungsberichte
„Ich kaufte vier Unzen Galanga in einem chinesischen Markt unserer Stadt. Ich pulverisierte den Wurzelstock in einer Kaffeemühle, kochte das Pulver in Wasser und siebte das Ganze dreimal. Die fertige Flüssigkeit bildete ein Sirup-artiges Konzentrat. Dann gab ich verdünnten Chlorwasserstoff (HCl) dazu und präparierte das Gemisch mit Natriumhydroxid (NaOH). Zum Schluss fügte ich Petroleum-Ether hinzu und schüttelte alles gut durch. Die Flüssigkeit war nun fertig zum Trennen. Die Etherschicht wurde abgegossen und verdampft. Die entstandene schwarze, Asphalt-artige Substanz tat ich in eine Purpfeife und zog fünf Mal daran. Innerhalb von zehn Minuten traten die Effekte ein. Es formte sich ein LSD-Trip. Ungefähr zwei Stunden später wurde die Wirkung noch intensiver und war von tiefer Atmung und Muskelentspannung geprägt. Außerdem bemerkte ich eine visuelle Verzerrtheit. Die Effekte auf den Geist kann man als ‚kontemplative Gedankenprozesse induzierend’ beschreiben, von sehr schwach bis massiv. Das nächste Mal werde ich vielleicht zwanzig Züge nehmen. Die vier Unzen ergaben ungefähr vier Gramm rauchbarer Masse und kosteten mich 1,30 Dollar. Zehn starke Dosen würden also etwa 13 Dollar kosten. Ich werde auf jeden Fall mit dieser legalen Droge weiter experimentieren“  Erfahrungsbericht auf www.erowid.org (aus dem Englischen).

„Ich aß Galanga schon oft. Das erste Mal, als ich begann, thailändisch zu kochen. Galanga (auch ‚Laos’ genannt) wird im tropischen Asien sehr häufig als Gewürz verwendet. Vergesst das getrocknete und pulverisierte Zeug, holt euch frisches Material (…). Ich machte mir oftmals eine würzige Hühnersuppe mit bis zu zehn Stücken der frischen Wurzel (das Rezept gab fünf Stücke an). Es hat DEFINITIV psychoaktive Wirkung! Ich erlebte etwa zehn Minuten nach Verzehr eines Tellers der Suppe einen leisen Turn. Ich stimme überein, es hat was von Marihuana – aber ich mag es wirklich …“ Posting der Newsgroup alt.drugs, November 1993 (aus dem Englischen).

„Gut, ich weiß nicht viel über die Sorten, aber frische Galangawurzel ist absolut KÖSTLICH zu Süd-Ost-asiatischen Gerichten! Ich hatte mal einen thailändischen Freund, der mir eine Sorte weißen Currys auf Huhn mit Galanga bereitete. Galanga war nicht viel dran – vielleicht vier Stücke im ganzen (großen) Topf, ich verspürte auch kein Anzeichen eines ‚Highs’. Der Geschmack war aber fantastisch …“ Posting der Newsgroup alt.drugs, Februar 1995 (aus dem Englischen).

„Ich war inspiriert von den Galanga-Tripreports auf  http://www.erowid.org/herbs/galangal/ und folgte den Anweisungen, die allem Anschein nach auf einer ‚modernen Legende’ beruhen – zwei Teelöffel getrockneter Galangawurzel … ich habe drei Tage später vier Teelöffel in Orangensaft probiert und wieder nichts!“ Posting der Newsgroup alt.drugs, Februar 1995 (aus dem Englischen).

„Ich postete (…) meine Experimente mit Galanga. Zu dieser Zeit hatte ich beides probiert: pulverisierte und getrocknete Wurzel, ohne jemals einen psychoaktiven Effekt zu verspüren. Letzte Nacht bekam ich frische Wurzeln (…), ungefähr acht Unzen festen Wurzelstock. Ich tat das Material mit vierundzwanzig Unzen Tomatensaft in einen Mixer und mixte es durch, bis die Flüssigkeit schön fein war (…). Ich trank die eine Hälfte und wartete dann zwanzig Minuten, um den Magen nicht zu überlasten. Innerhalb drei Stunden traten keine psychoaktiven Wirkungen auf, also ging ich ins Bett (…). Nie mehr Galanga für mich.“ Posting der Newsgroup alt.drugs, März 1995 (aus dem Englischen).

Inhaltsstoffe
Der Wurzelstock enthält etwa 2,5 % ätherisches Öl, dessen Hauptbestandteile Zimtsäureethylester (25 %), (E)- und (Z)-p-Methoxyzimtsäuremethylester (30 %) und p-Methoxyzimtsäure sind; weiterhin wurde 3-Caren-5-on gefunden (Phytochemistry, 26, 3350, 1987). In anderer Literatur findet man Hinweise auf 4-Butylmenthol, beta-Phellandren, alpha-Terpineol, Dihydro-beta-sesquiphellandren, Pentadecan und 1,8-Cineol. Berichten zufolge weist der Extrakt aus dem Rhizom zytotoxische Eigenschaften auf (Chem. Pharm. Bull., 33, 3565, 1985). Im Rhizom der verwandten Art Kaempferia rotunda wurde eine Anzahl von Cyclohexandiepoxiden (Diepoxide des Cyclohexa-1,3-diens) nachgewiesen (Pancharoen et al. 1996).

Fazit
Mit Galanga ist es, wie mit einer Vielzahl anderer, mild psychoaktiver Pflanzen. Eine Reihe von Anwendern behauptet, keine Wirkung zu verspüren, andere schwören auf die Aktivität der Ingwerart. Nach meinen eigenen Einschätzungen und auch nach Ansicht einiger Kollegen (z. B. C. Rätsch) sind Negativerfahrungen mit Galanga auf nicht authentisches Material zurückzuführen. Oftmals wird Wurzelmaterial von Alpinia officinarum (Galgant) als Kaempferia verkauft, was dann zu enttäuschenden Experimenten führt. Kaempferia spp. beinhalten meines Erachtens definitiv psychotrope Wirkstoffe, schade nur, dass der Extrakt nicht genießbar ist.

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