Freitag, 4. Januar 2013

Was törnt denn da zur Weihnachtszeit?!

Über psychoaktive Gewürzpflanzen

Autor: Markus Berger

Foto: Markus Berger

Gewürze, Spezereien, Aromata. Sie veredeln nicht nur zu Weihnachten Speis und Trank, sondern sind auch im Sommer die sogenannte Brücke zum Paradies. Trotzdem betören die süßen Düfte besonders in den kalten Monaten, der Spekulatiuszeit, das Gemüt. Es gibt, und das wissen bislang die wenigsten, auch psychoaktive Gewürze. Nimmt man die, welche aphrodisische, also die Libido anregende Effekte erzeugen können dazu, müssen fast alle Aromata als psychotrop bezeichnet werden. Neben der abrissartigen Darstellung aller wichtigen Spezereien, findet der Leser hier einen tieferen Einstieg in die Welt der geistbewegenden und berauschenden Gewürzpflanzen.

Zunächst zur Wortwurzel des Terminus’ Gewürz: Im altdeutschen „Wurz“, für Wurzel oder Pflanze, liegt der Ursprung des Wortes Gewürz. Schon im fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung wurden Spezereien als Nahrungszusätze und Heilmittel gebraucht. Mit ihnen wurde und wird, wie mit den psychotropen Gewächsen im Allgemeinen, immer Mystik und Magie in Verbindung gebracht. Im Volksglauben kommen Gewürze aus dem Paradies und stellen eine Verbindung zwischen diesem und der menschlichen Welt dar. Ingwer (Zingiber officinale) und Zimt (Cinnamomum zeylanicum) sollen aus den Fluten des Nils, der ja bekanntlich dem Paradies entspringt, gefischt worden sein, und der Pfeffer (Piper) gedeiht auf wohlriechenden Feldern in der Nähe der paradiesischen Welten.

Aber psychoaktive oder sogar entheogene Gewürze, gibt es das? Ja, das gibt es. Natürlich sind diese aromatischen Pflanzenteile in den zum normalen Essen servierten Mengen nur wenig aktiv. Einige der unseren Müttern und uns gut bekannten Küchengewürze enthalten machtvolle Inhaltsstoffe, die entweder vielfältig psychoaktiv oder sogar erheblich psychedelisch wirken. Leider existiert nur sehr wenig Literatur zu diesem interessanten Themengebiet. Auch an Erfahrungsberichten mangelt es leider.

Im Folgenden werde ich auf Grundlage des heutigen Wissensstandes und meiner eigenen praktischen Erfahrungen darstellen, welche Gewürze geistbewegender Natur unsere Innenwelt betören und erstaunen können.

Capsicum annuum

Synonyme: Capsicum cordiforme Mill., Capsicum grossum Willden, Capsicum longum D.C.
Traditionelle Bezeichnungen: Cayenne, Chili, Paprika, Roter Pfeffer, Spanischer Pfeffer u.a.
Familie: Solanaceae (Nachtschattengewächse)
Aussehen: Bis zu 2 m hohe, strauchartige Pflanze, mit gestieltem, ganzrandigem, lanzetten- bis eiförmigem Blatt, weiß-gelblicher Blüte und Beerenfrucht (Chilibohne).
Verbreitung: Mittel- und Südamerika wild und in Kultur.
Inhaltsstoffe: Capsaicin, steroidale Alkaloide und Glykoside u. a.

Kulturhistorische Geschichte: Arten der Gattung Capsicum werden als Zusatz zu Ayahuasca, Bier, Balche’, Kakao, Kava-Kava und Schnupfmischungen verwendet. Die antibakterielle Wirkung der Capsicum-Arten macht die Gattung auch als Heilmittel interessant. Capsicum annuum ist geeignet bei Durchblutungsstörungen und Magen-Darm-Infektionen. Unreife Früchte sollen außerdem wirksam gegen Gicht, Hämorrhoiden und Rheuma sein. Weiterhin traditionelle Verwendung als mächtiges Aphrodisiakum.

Verwendung: Die Frucht oder das Kraut werden in getrocknetem, pulverisiertem Zustand dem Essen beigemischt oder in Kombination mit anderen Gewächsen angewendet. Laut Christian Rätsch wird pulverisierte Capsicum annuum in ihrer Heimat verschiedenen psychotropen Mixturen, wie Schnupfpulvern und Klistieren, beigemischt.

Levisticum officinale


Levisticum officinale

Synonyme: Levisticum officinalis Koch., Levisticum paludapifolium Asch., Ligusticum levisticum L.
Traditionelle Bezeichnungen: Liebstöckel, Lovage (engl.), Stockkraut
Familie: Apiaceae (Doldenblütler)
Aussehen: Bis 2 m hohes Staudengewächs mit röhrigem Stengel und dunkelgrünem, gefiedertem, Blatt und gelblicher Blüte.
Verbreitung: Eurasien
Inhaltsstoffe: Myristicin u. a. in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: Liebstöckel ist seit der Zeit des Altertums als Liebes-, Heil- und Würzgewächs bekannt. Levisticum officinale wurde und wird verwendet gegen Halsbeschwerden, Geschwüre, Geschwülste, Magenbeschwerden, Schwindsucht, Schlangenbisse, Vergiftungen und Verwundungen. Die Pflanze ist harntreibend und verdauungsfördernd. Im Volksglauben spielte sie eine Rolle als magische Pflanze, welche böse Geister verjagt und Liebeszauber bewirkt.

Verwendung: Das frische Kraut oder die frische Wurzel wird gegessen oder man bereitet einen Aufguss. Aus der Wurzel wurden früher Liebeselixiere hergestellt.
Ich habe drei Mal Levisticum officinale zu Versuchszwecken eingenommen. Ich bereitete aus einhundert Gramm frischem Kraut einen Aufguss, der ohne Wirkung blieb. Den zweiten Versuch unternahm ich mit zweihundert Gramm und verspürte leichte Wirkungen, die denen der Petersilie ein wenig ähnelten: Eine spürbare aber schwache Euphorie und Gedankenklarheit. Die dreihundert Gramm beim dritten Versuch wirkten nicht etwa doppelt so stark wie beim zweiten Mal, sondern ähnlich, nur ein wenig intensiver. Ich hatte ein klareres Sichtfeld als sonst. Gedanken ließen sich schneller ordnen und der Geist war von guter Laune erfrischt. Übelkeit blieb zum Glück komplett aus. Levisticum officinale ist mit ihrem Myristicin vielleicht die bessere Alternative zur Muskatnuss.

Myristica fragrans

Synonyme: Myristica officinalis L., Myristica moschata Thunb., Myristica aromatica Lam.
Traditionelle Bezeichnungen: Jatiphala (sanskr.), Muskat, Muskatnuss, Muskatblüte, Nutmeg (engl.) u.a.
Familie: Myristicaceae (Muskatnussgewächse)
Aussehen: Myristica fragrans ist ein immergrüner, 6 bis 20 m hoher Baum. Die Aprikosen-artige Frucht beinhaltet die Muskatnuss.
Verbreitung: Afrika, Asien
Inhaltsstoffe: Elemicin, Myristicin, Safrol u.a. in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: Muskat war indianischen Stämmen bereits früh als „betäubende Frucht“ (mada shaunda) bekannt und wurde in Ägypten als Cannabis-Substitut geraucht. Im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung wurde M. fragrans von den Arabern, die besonders die Heilkraft des Muskat schätzten, nach Europa gebracht. Dort wurde die Muskatnuss im Mittelalter gern als Opiumbeimischung benutzt.
Medizinisch ist Myristica fragrans (Blüte und Nuss) unter anderem bei psychosomatischen Erschöpfungszuständen und die Libido betreffenden Problemen indiziert.

Verwendung: Essen, Trinken oder Schnupfen des pulverisierten Muskatsamens, bei einer Dosis von einem bis drei Teelöffeln.
Ich habe mehrfach Muskatnuss probiert. Die Versuchsdosen lagen zwischen einem und zwölf Teelöffeln. Muskatnuss ist bei mir in Mengen bis vier Teelöffel psychisch inaktiv. Geschmacklich stellt jede Quantität ein Grauen dar. Körperliche Auswirkungen (Übelkeit, Zittern) treten schon bei drei Teelöffeln auf. Ab fünf Löffeln verspüre ich eine leichte Euphorie, welche nach kurzer Zeit schnell abklingt. Bei einer Dosierung von zwölf Teelöffeln Muskatnuss musste ich erstmalig erbrechen, spürte aber auch die deutlichsten Effekte.

Alle zuvor gelesenen Berichte über eine etwaige Inaktivität von Myristica fragrans schienen mir lächerlich. Ich spürte, nachdem die Übelkeit vorüber war, eine Leichtigkeit, gekoppelt mit unglaublich guter Laune, Rededrang und einem unstillbaren Durstgefühl. Alles in allem sollte ich die Wirkung, wenn ich sie vergleichen müsste, in etwa so beschreiben: Eine viertel Tablette durchschnittliches MDMA (80-100 mg) zusammen mit viel THC und einem Hauch Meskalin. Komischer Vergleich? Nun, ich experimentiere schon lange, länger als mein halbes Leben bisher dauerte, mit den entheogenen Gewächsen und Substanzen. Dies ist die von Anfang an bestbefundene Wirkungsbeschreibung einer hochdosierten Muskatnusserfahrung meinerseits.

Ocimum sanctum

Synonyme: Ocimum tenuiflorum L.
Traditionelle Bezeichnungen: Thailändisches Basilikum, Holy Basil (engl.), sacred basil (engl.) u.a.
Familie: Labiatae (Lippenblütler)
Aussehen: Bis zu 50 cm hohes Gewächs mit dunkelgrünen, oval bis elliptischen Blättern. Weißlich-gelbe bis blass-rote Blüte an den Triebspitzen.
Verbreitung: Südasien, Südeuropa
Inhaltsstoffe: Flavonoide in ätherischem Öl (Estragol).

Kulturhistorische Geschichte: Ocimum sanctum (nicht der uns besser bekannte Ocimum basilicum!) gilt als eine der wichtigsten Gewächse der Hindus und ist ebenso heilig wie Datura und Cannabis. Ocimum ist die Pflanze Vishnus und seiner Frau, der Göttin Lakshmi. Die Hindus verwenden die Pflanze als Aphrodisiakum, medizinisch bei Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen. Ocimum sanctum hat außerdem wassertreibende Eigenschaften.

Verwendung: Die Blätter werden gekaut oder als Tee eingenommen. Ich habe einmal von einem Bekannten eine Portion getrocknete Holy Basil (ca. zehn Gramm) bekommen und ein Experiment damit angestellt. Ich habe das gesamte Kraut mit zweihundert Milliliter Wasser als Aufguss bereitet, welcher fünfzehn Minuten zog. Das fertige Gebräu trank ich in insgesamt zehn Minuten aus. Ocimum sanctum hat eine leicht spürbare psychogene Wirkung und lässt sich, so scheint mir, am besten mit gerauchter Argemona mexicana (Stachelmohn) vergleichen. Besonders merklich empfand ich eine Beruhigung, welche sich von den Füßen hinauf zum Kopf vollzog und mich mit einer angenehmen, heiteren und weltoffenen Stimmungslage erfüllte.

Petroselinum crispum


Petroselinum crispum

Synonyme: Apium crispum Mill., Apium latifolium Mill., Apium petroselinum L., Carum petroselinum Benth. & Hook., Petroselinum hortense Hoffm., Petroselinum petroselinum Karsten, Petroselinum sativum Hoffm., Petroselinum vulgare Lagasca, Petroselinum hortense Hoffm.
Traditionelle Bezeichnungen: Petersilie, Common Parsley (engl.), Persilja (schwed.), Persil (frankr.) u.a.
Familie: Apiaceae (Doldenblütler)
Aussehen: Zweijähriges Gewächs, bis zu 1 m hoch, mit grünen, Rosetten-artig angeordneten Blättern und gelbgrüner oder roter Blüte.
Verbreitung: Eurasien, Nordafrika
Inhaltsstoffe: Apiol, Myristicin in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: Als Heilmittel war Petroselinum crispum schon den alten Griechen und Römern bekannt. Im ägyptischen Totenkult spielte die Pflanze auch eine erhebliche Rolle. Die Toten wurden mit Kränzen aus u.a. Petersilie bedeckt. In der Antike war Petroselinum Metapher für Reinkarnation und im Mittelalter wurde die Pflanze als aphrodisisches Zaubergewächs und später als Ingredienz für Hexensalben gebraucht. Der Petersilie werden vielerlei heilende und magische Kräfte nachgesagt. Sie sei harntreibend und wirksam bei Allergien, Fieber, Gicht, Menstruationsproblemen, Nierenleiden, Geschwüren, Rheuma, Stichen, Verdauungsstörungen sowie anderen Leiden und Krankheiten. Sie könne außerdem das Böse fernhalten oder sogar vertreiben und bringe großes Glück. Das Kraut wurde auch geräuchert und als Stimulanz geraucht.

Verwendung: Getrocknetes Petersilienkraut kann geraucht werden. Eigene Versuche hatten zum Ergebnis: Fünf zügig hintereinander gerauchte Wasserpfeifen mit purem Kraut wirken kurzzeitig (maximal zwanzig Minuten) schwach stimulierend, sinnaufhellend und leicht euphorisierend. Aus den Samen gewonnenes Öl kann eingenommen werden, sollte aber nicht probiert werden. Das reizende ätherische Öl beeinträchtigt die Harnwege, schädigt die Leber und kann bei Schwangeren sogar eine Missgeburt bewirken. Achtung, Finger weg!!

Piper angustifolium

Synonyme: Artanthe elongata Miq., Piper aduncum L., Piper angustifolium Ruiz et Pav., Piper elongatum Vahl
Traditionelle Bezeichnungen: Matico, Matikoblätter u.a.
Familie: Piperaceae (Pfeffergewächse)
Aussehen: Oftmals über 2 m hohes, strauchiges Rankgewächs mit grünem, abgerundetem bis herzförmigem Blatt und zwittriger Blüte.
Verbreitung: Südamerika, in feuchten Waldgebieten.
Inhaltsstoffe: Apiol, Asaron in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: Die Matico-Frucht wird von Indianern Mittel- und Südamerikas als Speisewürze verwendet. Frucht und Blatt dienen den Stämmen als wirksames Aphrodisiakum. In präkolumbianischer Zeit war das Blattwerk des Piper angustifolium ein viel benutztes Heilmittel gegen Syphilis und zur Behandlung von Wunden.

Verwendung: Die Blätter und/oder Früchte werden ausgekocht und mit anderen Ingredienzien als Getränk bereitet. Keine Dosierungsangaben. Ich habe bislang keine eigene Erfahrung mit Piper-Arten. Aufgrund des Asaron-Gehaltes im ätherischen Öl ist von einer Psychoaktivität der Pflanze auszugehen.

Piper betle

Synonyme: Piper betel L.
Traditionelle Bezeichnungen: Betelpfeffer, Betelpeber (fin.) u.a.
Familie: Piperaceae (Pfeffergewächse)
Aussehen: ähnlich Piper negrum (siehe dort und Abbildung).
Verbreitung: Südostasien, Regenwälder Indiens
Inhaltsstoffe: Eugenol, Isoeugenol in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: In Indien, Indonesien und Ostafrika werden Blätter von Piper betle kombiniert mit einem Betelnuss-Extrakt und anderen Gewürzen, z.B. Kardamom, als Rauschmittel angewendet (RÄTSCH 1995). Volksmedizinisch nutzt man diese Pfefferart als Aphrodisiakum, Kreislaufstimulanz und gegen Magenbeschwerden.

Verwendung: Die frischen Blätter werden gekaut und ausgesaugt. Dosierungsangaben fehlen. Ich habe bislang keine eigene Erfahrung mit Piper-Arten. Die Psychoaktivität der Pflanze ist aber belegt (s.o.). Piper betle entfaltet hauptsächlich stimmungsaufhellende, aphrodisierende und stimulierende Wirkungen.

Piper nigrum

Synonyme: Piper trioicum Bentley et Trimen
Traditionelle Bezeichnungen: Pfeffer, Pepper (engl.), Schwarzer Pfeffer, Weißer Pfeffer u.a.
Familie: Piperaceae (Pfeffergewächse)
Aussehen: Piper nigrum ist ein strauchiges Rankgewächs mit dunkelgrünem, ovalem Blatt und kleiner Blüte.
Verbreitung: Südasien
Inhaltsstoffe: Piperin, Safrol u.a. in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: Der Pfeffer ist das einflussreichste Gewürz überhaupt. Früher wurde der Pfeffer mit reinem Gold aufgewogen und es wurden Kriege um ihn geführt, so selten und kostbar war er. Heute wird er in aller Welt verwendet. Aus Piper nigrum wird der im Handel erhältliche schwarze (aus ungeschälten Früchten) und weiße Pfeffer (aus geschälten Früchten) hergestellt. In der Volksmedizin Asiens und Europas wird Piper als Aphrodisiakum sowie bei Darmbeschwerden, Kreislaufschwäche, Verdauungsproblemen und leichten Unterkühlungen eingesetzt.

Verwendung: Die frischen Blätter werden gekaut. Aus trockenem oder frischem Pflanzenmaterial wird ein Aufguss bereitet. Dosisangaben fehlen. Ich habe bislang keine eigene Erfahrung mit Piper-Arten. Aufgrund des Safrol-Gehaltes im ätherischen Öl ist von einer Psychoaktivität der Pflanze auszugehen.

Zingiber officinale


Zingiber officinale – Foto: Archiv

Synonyme: Amomum angustifolium Salisb., Amomum zingiber L.
Traditionelle Bezeichnungen: Common Ginger (engl.), Gember (holl.), Ginger (engl.), Ingwer, Ingefaer (dän.) u.a.
Familie: Zingiberaceae (Ingwergewächse)
Aussehen: Der gemeine Ingwer wächst bis über 1 m hoch, hat viele grüne, zweiteilig geordnete, lanzettliche und lange Blätter und einzelne, gelbe/violett gepunktete Blüten. Zingiber officinale ist ein Rhizome bildende Pflanze.
Verbreitung: Südasien
Inhaltsstoffe: Zingiberen, Zingiberol in ätherischem Öl.

Kulturhistorische Geschichte: Der Ingwer wird seit Alters her in Südasien als Heilmittel (asiatisch medizinische Entsprechung/Eigenschaft: ‚heiß’) und als das Genital belebendes Aphrodisiakum verwendet. Medizinisch kann Zingiber officinale gegen Erbrechen, Erkältungen, Rheuma, Reisekrankheit und Übelkeit eingesetzt werden. Marco Polo brachte die Pflanze, welche seit Beginn unserer Zeitrechnung bekannt ist, nach Europa.

Verwendung: Die getrocknete, gemahlene Wurzel wird als Speisewürze verwendet. Aus der frischen oder trockenen Wurzel kann ein Kaltgetränk oder Tee bereitet werden. Ich testete im Rahmen meiner ausführlichen Galanga-Experimente (siehe Kaempferia galanga) im Selbstversuch sieben Teelöffel pulverisierte Ingwerwurzel, welche als Kaltgetränk zubereitet wurden. Abgesehen vom eher abscheulichen Geschmack und dem rebellierenden Magen hatte ich gute Gefühle auf Zingiber officinale, die sich durchaus mit der Galanga-Wirkung messen lassen können, diesen auch sehr nahe kamen, allerdings wesentlich schwächer und auch kürzer spürbar waren.

Weitere, in der Praxis sehr wenig erforschte Gewürzpflanzen mit psychoaktiven Inhaltsstoffen:
Coriandrum sativum L. (Koriander)
Wirkstoff: Koriandrol
Crocus sativus L. (Safran)
Wirkstoff: unbekannt
Pimenta dioica (L.) Merr. (Piment)
Wirkstoff: Eugenol und andere
Alpinia officinarum Hance (Galgant)
Wirkstoff: Eugenol

Es können also doch eine ganze Menge der uns geläufigen Genussmittel als Entheogen und Rauschmittel gebraucht werden. Die Verbindung „Droge-Gewürz“ ist mancherorts sogar linguistisch nachvollziehbar. Im italienischen, portugiesischen und spanischen Sprachraum wird das romanische Wort „droga“ zur Bezeichnung für Gewürze verwendet. Im Französischen wurden Gewürze, Heilmittel und Aromastoffe unter dem Begriff „drogue“ zusammengefasst.

Gewürze mit ausschließlich anregender, aphrodisischer Wirkung:
Allium sativum L. (Knoblauch)
Apium graveolens L. (Sellerie)
Armoracia rusticana Gaertn., Mey. et Scherb. (Meerrettich)
Caryophyllus aromaticus L. (Nelke)
Cinnamomum zeylanicum Blume (Zimt)
Elatteria cardamomum With. (Kardamom)
Ferula asafoetida L. (Stinkasant)
Glycyrrhiza glabra L. (Süßholz)
Pimpinella anisum L. (Anis)
Rosmarinus officinalis L. (Rosmarin)
Sinapis alba L. (Senf)
Vanilla planifolia Andr. (Vanille)

Gewürze, die man dem Bier beimischt(e):
Caryophyllus aromaticus L. (Nelke)
Coriandrum sativum L. (Koriander)
Myristica fragrans Houtt. (Muskat)

Gewürze, die man zur Absinth-Mischung verwendet:
Acorus calamus L. (Kalmus)
Cinnamomum zeylanicum Blume (Zimt)
Coriandrum sativum L. (Koriander)
Elatteria cardamomum With. (Kardamom)
Myristica fragrans Houtt. (Muskat)
Petroselinum crispum (Miller) A.W. Hill (Petersilie)
Pimpinella anisum L. (Anis)

Literatur
Berger, Markus, Einige Anmerkungen zur Absinth-Herstellung, in: Entheogene Blätter 5 – Oktober, 2002
Forrest, J.E. and Heacock, R.A., Nutmeg and mace; the psychotropic Spices from Myristica fragrans, in: Lloydia, 35,440-449, 1972
Göock, Roland, Gewürze und Kräuter von A – Z, Gütersloh 1974
Janzing, Gereon, Psychoaktive Drogen weltweit, Löhrbach 2000
McKenna, Terence, Speisen der Götter, Löhrbach 1992
OTT, JONATHAN, Pharmacotheon, Jonathan Ott Books 1993
Rätsch, Christian, Pflanzen der Liebe, Aarau 1995
Rätsch, Christian, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau 1998
Schivelbusch, Wolfgang, Tastes of Paradise: a Social History of Spices, Stimulants, and Intoxicants, Vintage Books 1992
Schuldes, Bert Marco/Moscher, Richie, Phyto-Inhalation, Löhrbach 2000
Schultes, Richard E./Hofmann, Albert, Pflanzen der Götter 1998
WEIL, ANDREW T., Nutmeg as a Narcotic, in: Economic Botany 19[3]: 194-217, 1965 (siehe Internetverweis (1))

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